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    Aktuelle Kritik - „Bedenklich Selbstgemachtes II - Karl Garff liest Karl Garff“

     

    artbild_210_Karl_Garff_Af__Vor zwei Jahren kündigte das nordhessische Kabarett-Urgestein Karl Garff (FOTO) an, die Rampe mit dem Ohrensessel, den Scheinwerfer mit der Leselampe  tauschen zu wollen. Sein Debut-Programm im neuen Format war so erfolgreich, dass er sich zu einer Fortsetzung entschlossen hat. „Bedenklich Selbstgemachtes II - Karl Garff liest Karl Garff“ heißt der Nachfolger, der im September im Theaterstübchen Premiere feierte.

    Nun: „Lesung“ trifft es nicht ganz. Der „Virtuose des nordhessischen Quetschlauts“, die Liebhaber der Pilot-Aufführung wussten das schon, hat den Drang zum Szenischen nicht eingebüßt. So finden sich, zwischen Lektürepretiosen wie etwa der peniblen Zustandsbe-schreibung einer in der Tat bedenklichen Ferienwohnung an der Nordsee, heimatliche Charakterminiaturen von Eingeborenen und Zugereisten, Bodenständigen und Bildungsbürgern, sich auf „nordhessischer Ardigulationsbasis“ befindlichen und dem Jargon der Uneigentlichkeit frönenden Zeitgenossen. Lustvoll schlüpft Garff in die Rolle des Gartenzwergliebhabers und Jägerzaun-Experten Karle und gibt diesem umgehend Contra als dem „bräsigen Idiom“ aus ästhetischen Gründen strikt abholden Neubürger Dr. phil. Stoffregen-Brüller. Sich selbst am Violoncello begleitend, mischt der mittlerweile über 80 Jährige den ein oder anderen „Senioren-Rap“ unter, Textverständnis garantiert - und entfacht, ganz dem Zeitpuls verpflichtet, ein Feuerwerk marketingtauglicher Vorschläge zur Besucherschnitt-Hebung der Wilhelmshöher Gemäldegalerie nebst umgebendem Bergpark.
    Den Bogen zur Vergangenheit schlägt er unter anderem mit einer nachdenklichen Hommage an die Kleinwagen der Wirtschaftswunderzeit, allen zuvor die „Isetta-Knutschkugel", deren Putzigkeit er preist, im Gegensatz zu ihrer Tauglichkeit als Schauplatz erster erotischer Erfahrungen. Das alles ist Scherz, Satire, Ironie und tiefere Bedeutung zugleich, knüpft an seine früheren Kabarettabende an und bereichert sie gleichzeitig, nicht zuletzt um das musikalische Element. Der überwältigende Premierenapplaus war überzeugender Vorschuss fürs Weitermachen.

    Redaktion: Verena Joos 


     

    2017-10-09 | Nr. 97 | Weitere Artikel von: Verena Joos