Trottoir Online Magazin / Künstler und Eventattraktionen

--- Trottoir Admin Ebene ---

 
 
 
Trottoir Header
Suche im Trottoir

Kategorien Alle Jahrgänge




Admin Bereich K10


Artikel - gewählte Ausgabe
Meist gelesen
Statistik
  • Kategorien: 66
  • Artikel: 3588
  • Themen-Fokus :: Variete

    [zurück]

    Berlin – wie hast Du Dir verändert

     

    heißt es in Roncallis Apollo Varieté in Düsseldorf. Chantall bezeichnet sich selbst als „unvergleichlich, charmant, frech und gutaussehend“. Sie ist wild, heiß und hinreißend, verdreht allen den Kopf und verzaubert jedes Publikum. Als Moderatorin ist sie einzigartig verrucht und schlagfertig, dazu unterstreicht sie ihre Bühnenpräsenz mit Gesang und persönlichen Anekdoten. Die kokette Berlinerin begann in frühester Jugend eine Ballett- und Artistik-Ausbildung, ihrem Kontorsionstraining verdankt sie ihre unglaubliche Körperbeherrschung.
    Nach Zusammenarbeit mit anderen Künstlern brachte sie 2001 erstmalig ihre selbst organisierte und moderierte Show im Luna Varieté auf die Bühne. Drei schwarzgekleidete junge Männer mit Namen 3J (Jung Stage) präsentieren sich zuerst statisch, fast unterkühlt, um dann in einer furiosen Partner-Jonglage zum hypnotischen Sound des Songs „Drugs“ zu explodieren. Gewagte Jonglier-Tricks, überraschende Wendungen und technisch-brillante Bewegungen verbinden sich zu einer faszinierenden Darbietung, die man so noch nicht gesehen hat. Ungewöhnlich, innovativ und wagemutig ist die Performance der drei jungen Russen, die 2015 damit ihren Bachelor Abschluss besiegelten. Im letzten Jahr erhielten sie für dieses moderne Meisterwerk der Jonglage einen Sonderpreis beim „Festival du Cirque de Demain“. Der Pantomime Klaus Loch alias Herr Riesling bietet messerscharfe Humoreske ohne Worte. Mit nachfühlbarer Mimik und Gestik reizt er das Zwerchfell, schluckt unsichtbare Schwerter, tanzt galant über die Bühne und zeigt dem Publikum ständig andere Facetten seiner Kunst. Stets hat er die Lacher auf seiner Seite, seine Show ist eine Mischung aus großartiger Comedy und visuellem Augenschmaus. Als Bewegungsgenie gehört natürlich auch grotesker Tanz zu seinem Repertoire, mit schreiend komischen Einfällen und aberwitzigen Einlagen spielt er sich in die Herzen der Zuschauer. Das ist geballter Spaß – komisch und unvergesslich. Wenn Viktoria Lapidus zu rassigen Mamboklängen über die Bühne wirbelt, macht sie sich auf ganz eigene Art die Musik zu Nutzen und bringt das Publikum mächtig zum Kochen. Mit ihren goldenen Hula artbild_450__Apollo_Variet_Hoop-Reifen zelebriert die Powerfrau ein Feuerwerk der guten Laune. Das selbstbewusste und schrille Energiebündel, das im Moskauer Staatszirkus ausgebildet wurde, ist in der Artistenszene eine Ausnahme-erscheinung. Viktoria ist der lebende Beweis, dass auch Frauen mit Rubensfigur Rhythmus im Blut haben und mit Humor, Charme und Sexappeal begeistern. Sven Böker und Vanessa Baier (Bild) gehören zu den umjubelten Shootingstars der internationalen Varietészene. Die beiden 24-jährigen deutschen Artisten, die sich auf der Artistenschule in Berlin kennenlernten, sind für ihre Darbietung mehrfach ausgezeichnet worden. Sie zeigen ihre ganz eigene Handstand-Equilibristik, die durch Schönheit, Anmut und faszinierende Körperbilder besticht. Selten gesehene Elemente, anmutige Figuren voller Kraft und eine extra Portion Erotik sind die Grundlagen dieses wunderschönen Zusammenspiels. Freuen Sie sich auf einen akrobatischen artbild_610_Roncallis_ApollLiebesakt, den es so noch nie zu sehen gab. Alla Denisova (Bild) beschreibt ihr kunstvolles Design mit Sand auf einer Leinwand so: „Die Magie des Sandes hat mich in ihren Bann gezogen und lässt mich nicht mehr los. Es beeindruckt mich immer wieder, mit den kleinen Sandkörnern große Geschichten erzählen zu können.“ Alla lebt ihren Traum – sie ist Sandartistin aus Leidenschaft. Unter ihren Fingern erwachen die winzigen Körner zum Leben und verwandeln sich in Menschen, Tiere, Pflanzen und Häuser. Diese besondere Performance lebt vom emotionalen Zusammenspiel von Musik, Licht und sich ändernden Bildern. Alla beherrscht diese Kunst in Perfektion, sie gehört zur weltberühmten Gruppe von Sandartisten unter der Leitung von Natalya Netselya, bekannt aus der RTL-Show „Das Supertalent“. Elegant und wagemutig, kraftvoll, aber auch verführerisch – Natalia Korzhukova und Isaev Evgenii zeigen eine Rollschuh-Artistik, die das Publikum in Faszination und Atemlosigkeit versetzt. Rasante Bewegungen, Temperament und Eleganz zeichnet die Darbietung aus, mit der die russischen Artisten bereits im Moskauer Staatscircus und bekannten Varietéshows für Aufsehen sorgten. Extreme Kurvenlagen und atemberaubende Tricks auf einem Podest von nur zwei Metern Durchmesser – dieser Flirt auf Rollschuhen lässt das Adrenalin im Blut der Zuschauer kreisen. Gewagt und temporeich präsentieren die Brüder Karpovich ihre Schleuderbrett-Nummer. Riskante Figuren, mehrfache Salti und meterhohe Sprünge lassen Zuschauer vor Spannung den Atem anhalten. Genau das hatten sich Roman und Igor, die aus einer kleinen Stadt in Kasachstan stammen, vorgenommen: Sie träumten immer davon, als große Akrobaten vor einem Millionenpublikum „todesverachtende Tricks“ zu zeigen. Weil es keine Circusschule in ihrer Nähe gab, starteten sie mit ihrem Training auf der Straße. Heute treten sie unter anderem im Cirque du Soleil mit ihren wagemutigen Sprüngen auf. Durch ihre Teilnahme bei “Voice of Germany", bei der sie als einzige Frau im Team Xavier Naidoo als dessen “Geheimwaffe” (O-Ton) bis ins Viertelfinale kam, hat sich Katja Friedenberg der breiten Öffentlichkeit erstmals als überragende Sängerin präsentieren können. Seitdem ist sie aus der Musikszene nicht mehr wegzudenken, mit dem von Naidoo gegründeten Bandprojekt ”Sing um dein Leben” hat sie zwei Alben und mehrere Singles veröffentlicht. Alix Bruun Hammond , Ashleigh Nicole Woodlands, Tara Deering und Solange Zindzi de Jong bilden das Varieté Ballett, welches mit seinen wundervollen Kostümen Glamour und Großstadtflair auf die Bühne zaubert.

     

    Kaum jemand in der Welt der zeitgenössischen Artistik versteht es wie Markus Pabst, Trends vorauszusehen und diese Strömungen in seinen Produktionen konsequent zu verarbeiten. Mit dem Art Pool Base Berlin gibt er jungen Künstlern eine Plattform, er schreibt, inszeniert, ist Motor, Ideengeber und steht in der Show „Kawumm“  im GOP Varieté Essen als Herr Mutzmann wieder selbst auf der Bühne. Dass Ausflüge in die Welt der Phantasie, Schräges, Kluges und wilde Träumereien auf der Varieté-Bühne genau den richtigen Platz haben, stellt Markus Pabst mit seinem neuen Geniestreich „Kawumm“ artbild_610_GOP_Essen_KAWUMwunderbar unter Beweis. Saleh Prinz Yazdani (Bild) präsentiert eine nostalgische und dennoch moderne Handstand-Darbietung auf einem hölzernen Schaukelpferd. Er erzählt dabei eine Geschichte vom Loslassen und Erwachsen werden. Der extra für ihn geschriebene Song “Hoppe Reiter“ zeigt den Mut eines Kindes, das sich von seinen Eltern löst bis es selber erwachsen wird und seine eigenen Kinder behütet: das sich im Kreis drehende Leben, symbolisiert durch ein einfaches Holzpferd. Für seine außergewöhnliche Darbietung erhielt der junge Künstler beim diesjährigen Festival Mondial du Cirque de Demain in Paris die Bronze-Medaille. Zusätzlich zu seinem Handstand-Act zeigt Saleh Prinz Yazdani gemeinsam mit Anna Shvedkova eine nicht minder beeindruckende Partnerakrobatik, wundervoll elegant und auf einem überaus hohen Niveau.  Der Irrsinn des menschlichen Daseins ist der Nährboden der Collins Brothers. Mit ihrem extrem schwarzen Anarcho-Humor haben der „Nerd“ und der „Schnösel“ schon 1990 beim Monte Carlo Festival Preise gewonnen und sorgen seitdem bei den besten Show-Produktionen weltweit für haltlose Lachsalven. Sogar Woody Allen konnte nachweislich über den Humor dieser beiden Spinner Tränen vergießen und die New York Times feierten sie als „A Fabulous Highlight“. Ob sie Zaubertricks wie die zersägte Jungfrau in ihre Bestandteile zerlegen oder einen Roboter zum Laufen bringen – der blöde Helmut und sein Bruder sind einfach der helle Wahnsinn. Die Collins Brothers kommen ursprünglich aus Berlin und haben dort in grauer Vorzeit die Staatliche Artistenschule besucht. Wie schön, dass es auf der Welt Paradiesvögel geben darf: Den klassisch ausgebildeten Pianisten nimmt man Jack Woodhead ab, sobald er kunstvoll in die Tasten haut. Alle anderen Facetten seiner schillernden Persönlichkeit verkörpert er nicht weniger überzeugend. Niemand trägt Haute Couture derart lässig, denkt so schräg, originell und ist dabei ein so charmanter Gastgeber wie er. Das Können des kreativen Künstlers aus Manchester ist herrlich sperrig. Ihn als Conférencier zu bezeichnen, griffe viel zu kurz, denn vielmehr ist Jack Woodhead ein menschliches Gesamtereignis, von dem man so schnell nicht lassen kann. Jongleure sind zumeist Extremisten mit einer sehr ausschließlichen Leidenschaft für ihr Requisit. Denn nur exzessives und diszipliniertes Training macht es möglich, präzise und auf hohem Niveau diverse

    artbold_350_Donial_KalexGegenstände in der Luft zu halten. Donial Kalex (Bild), Absolvent der Staatlichen Artistenschule Berlin, erzählt in seiner sehr poetischen und dabei überaus modernen Darbietung von dieser innigen Beziehung zu kleinen weißen Bällen. Der junge Künstler ist aber nicht nur ein extrem guter Jongleur, sondern auch ein dynamischer Performer und Tänzer. Ein nicht minder schönes visuelles Erlebnis ist darüber hinaus neben der Ball-Jonglage auch Donial Kalex‘ Act mit leuchtenden Led-Sticks. Sina Brunner und Vienna Holz bilden zusammen das Duo Sienna und zeigen mit ihrem Können das ganze Spektrum weiblicher Power und Ästhetik. Die beiden jungen Künstlerinnen erhielten ihre Ausbildung an der Staatlichen Artistenschule Berlin und konnten sich beim European Youth Circus Festival in Wiesbaden gleich nach ihrem Abschluss im Jahr 2016  über einen Sonderpreis der Jury freuen. Mit dem Vertical Pole und dem Luftring hat sich das Duo Sienna zwar eher klassische Requisiten ausgesucht, die jedoch auf überaus erfrischende und neuartige Weise von den beiden Artistinnen interpretiert werden. Alessandrodi Sazio mag es, zwischen den Genres und Kunstformen hin- und herzuspringen, das Beste aus allem zu nehmen, mit Neuem zu mischen und daraus Innovation entstehen zu lassen. Lebensstationen wie die des Weltmeisters im Breakdance dienen ihm bestenfalls als handwerklicher Ausgangspunkt. Als Tänzer und als Akrobat am Chinesischen Mast hält er keine starre Darbietung vor, sondern lässt sich mit allem, was er spürt und kann, bei jedem Projekt auf einen neuen kreativen Prozess ein und steht damit für einen elektrisierend-modernen Bühnenstil. Ob in der Luft oder am Boden: Anna Shvedkova lotet die Winkel der menschlichen Seele aus und setzt sie in Bewegung um. Die junge Berlinerin mit russischen Wurzeln verkörpert zu gleichen Teilen Zerbrechlichkeit und Stärke, Licht und Schatten, Liebe und Zerrissenheit. Ihr artistisches Können verbindet sie mit ihrer großen Erfahrung in den unterschiedlichsten Tanzstilen und ihrer Leidenschaft für die Choreographie. Anna Shvedkova hat 2016 die Staatliche Artistenschule Berlin erfolgreich abgeschlossen und wurde beim Circusfestival auf Kuba von der Jury für ihre „outstanding performance“ ausgezeichnet. Außer am Trapez begeistert Anna Shvedkova des Weiteren auch in einer Partnerakrobatik gemeinsam mit Saleh Prinz Yazdani, bei der nicht er, sondern sie die Base und somit sicheres und zuverlässiges Fundament für die kunstvollen Handstände ihres Bühnenpartners ist. Ye Fei begann als Teenager, Gesang zu studieren. Doch zog es ihn nach seinem Studium nicht auf die große Bühne, sondern in sein eigenes Restaurant. Doch wer glaubt, Ye Fei hätte mit der Eröffnung seines Restaurants der Liebe zur Musik abgeschworen, der irrt! Denn sein

    Restaurant ist ein Musik-Restaurant, in dem Ye Fei seine Gäste nicht nur kulinarisch, sondern vor allen Dingen auch musikalisch verwöhnt. Einer seiner Gäste – Markus Pabst – war so begeistert von dem musikalischen Gastronom, dass er ihn vom Fleck weg für seine neue Show „KAWUMM“ engagierte. Und spätestens, wenn Ye Fei Puccinis „Nessun dorma“ anstimmt, kann das jeder im Publikum nachvollziehen.


    Redaktion:
    Hartmut Höltgen-Calvero


    2017-07-04 | Nr. 96 | Weitere Artikel von: Hartmut Höltgen-Calvero