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    Berufsunfähig? Ich, als freier Künstler doch nicht!

    Jeder Vierte scheidet aufgrund von Berufsunfähigkeit (BU) vorzeitig aus dem Erwerbsleben aus. Jedes Jahr treten rund 280 000 neue Berufsunfähigkeitsfälle auf. Knapp ¼ der Berufsunfähigkeitsfälle betreffen Menschen unter 35 Jahren.

    Als häufigste BU-Ursache gelten Krankheiten im Bewegungsapparat, also im Bereich von Skelett und Muskeln, gleich gefolgt von Herz-/Kreislauf-erkrankungen sowie von psychischen Erkrankungen.  

    So ... genug Panik verbreitet?   Wenn man die Fakten kennt, sollte man nüchtern zur Analyse schreiten. Für KünstlerInnen ist es nicht einfach eine echte Berufsunfähigkeitsabsicherung abzuschließen. Die Versicherungen haben ein Vielzahl von „Vorurteilen“ und „statistischen Beweisen“, dass KünstlerInnen nichts anderes vorhaben, als schnell berufsunfähig zu werden und so die Versichertengemeinschaft ausbeuten. Tatsächlich ist da auch was dran: Ein Pianist oder ein Trapezkünstler, der eine Versteifung im Mittelfinger hat, ist berufsunfähig. Die Konsequenz der Versicherer, dann überhaupt nicht gegen BU zu versichern, geht meiner Ansicht nach zu weit, ist aber Tatsache. Auch ein freier Rechtsanwalt, der gesundheitliche Probleme oder keine Mandanten mehr hat, hat einen Anreiz, die Flucht in die Berufsunfähigkeit anzutreten.  

    Trotzdem gibt es einige wenige Versicherungen, die eine echte Berufsunfähigkeitsversicherung für Künstler anbieten. Zumeist aber nur zu eingeschränkten Bedingungen. Und genau auf die kommt es nämlich an. Die BU-Bedingungswerke der verschiedenen Versicherungen unterscheiden sich nämlich eklatant, teilweise sogar innerhalb des eigenen Hauses (Basis-Tarif versus Top-Tarif). Insbesondere von der gerne angebotenen Erwerbsunfähigkeitsversicherung (EU) rate ich ab. Bei der BU kannst Du Deinen aktuell ausgeübten Job nicht mehr ausüben, bei der EU kannst Du gar nicht mehr arbeiten. Und genau das ist der Knackpunkt. In der Praxis wird sich fast immer ein Job finden lassen, den Du noch ausüben kannst. Es muss schon richtig viel kommen, dass Du erwerbsunfähig wirst. Aber auch die BU-Definitionen der verschiedenen Versicherungen unterscheiden sich erheblich. Deshalb sollte man nur dort abschließen, wo man nachgewiesener Maßen „hervorragende“ Bedingungen bekommt (vgl. z.B. www.franke-bornberg.de; Stiftung Warentest ist hier nicht zu empfehlen, da der Test zu kurz greift)  

    Ein anderer Knackpunkt in der BU-Versicherung ist die Gesundheitsprüfung. Kurz: Eigentlich musst Du kerngesund sein, um die Versicherung ohne Problem abschließen zu können. Aber genau das sind die wenigsten Menschen. Besonders kritisch sehen Versicherungen Krankheiten an der Wirbelsäule, Allergien und psychische Probleme. Zentral ist hier, dass Du Deinen Gesundheitszustand umfassend angibst. Ansonsten verletzt Du „vorvertragliche Anzeigepflichten“ und hast trotz Beitragszahlung keinen Versicherungsschutz.  

    Aus dem Artikel wird langsam deutlich:  Es ist nicht ganz einfach, sein BU-Risiko entsprechend abzusichern ... und schon gar nicht als KünstlerIn. Jede BU-Absicherung ist sehr individuell und beratungsintensiv. Konzepte „von der Stange“ gibt es hier nicht.  

    Wer als Künstler vergeblich versucht hat, eine BU zu bekommen, für den gibt es zwei Konzepte, die eine gute Ergänzung bzw. ein gutes Substitut zur BU sind:

    Die Grundfähigkeitsabsicherung: Diese geht einen grundsätzlich anderen Weg. Versichert ist nicht der individuelle Beruf, sondern die menschlichen Grundfähigkeiten, wie sehen-, sprechen-, orientieren-, Hände gebrauchen-, laufen können etc. Die monatliche Rente wird gezahlt, wenn bestimmte definierte Grundfähigkeiten infolge von Krankheit, Körperverletzung oder Kräfteverfall nicht mehr vorhanden sind.

    Die Schwere Krankheiten Vorsorge (Dread Disease): Eine schwere Krankheit kann jeden von uns treffen. Gestern noch gesund, verändert die Diagnose Dein Leben nachhaltig. Um dann finanziell den Rücken frei zu haben, zahlt die Schwere Krankheiten Vorsorge eine vorher vereinbarte Geld-Summe aus. Kombinieren lässt sie sich insbesondere gut mit der Grundfähigkeitsabsicherung. Damit kommt die Absicherung der echten BU auch sehr nahe.  

    Wie weiter oben schon erwähnt, ist die Absicherung des Berufsunfähigkeitsrisikos eine sehr individuelle Sache. Ein konkretes Beispiel an dieser Stelle zu rechnen macht von daher keinen Sinn. Deshalb rate ich allen, sich mit diesem wichtigen und elementaren Thema auseinander zusetzen. Meiner Ansicht nach kommt dieser Baustein in seiner Dringlichkeit direkt nach der (Berufs- und Privat-) Haftpflichtversicherung. Mit einer Umsetzung sollte man auch deshalb nicht zu lange zögern: Je früher die BU abgeschlossen wird, desto einfacher ist es, die Gesundheitsfragen zu beantworten und desto günstiger ist der Beitrag der Absicherung.  

    Eine Anmerkung hier noch zu einer beliebten BU-Versicherungskonstruktion: Viele Kollegen empfehlen eine „Beiträge-zurück“ Variante. Bitte nicht darauf reinfallen. Hier wird einfach ein Sparplan (zum Vermögensaufbau) mit einer Risiko-Absicherung kombiniert. Beides hat nichts mit einander zu tun. Dies ist meiner Ansicht nach nur in Ausnahmefällen richtig. In erster Linie kostet eine solche Absicherung in der Regel fast doppelt soviel, wie die eigentliche „Nur-BU-Absicherung“. Bei einer 25-jährigen Laufzeit können somit die Beiträge insgesamt dann wieder zurück gezahlt werden. Aber: Es gibt bessere und transparentere Möglichkeiten, sein Geld zinsbringend anzulegen (mehr zu Geldanlagen/Vermögensaufbau für freie Künstler in einer späteren Trottoir-Ausgabe).  

    Ich hoffe, mit diesem Artikel die Sinne für diesen wichtigen Absicherungs-Baustein geschärft zu haben, insbesondere in Zeiten, in denen die gesetzliche Sozialversicherung (über die Künstlersozialkasse) die staatliche Berufsunfähigkeitsversicherung für die nach 1960 geborenen quasi abgeschafft hat. Auf Anfrage rechne ich gerne konkrete Angebote.

    Anruf genügt.

    Fairsicherungsladen Wuppertal
    Bogenstr. 55,
    42283 Wuppertal
    Tel. 0202/6 98 60 0   Fax 0202/6 98 60 20  
    gruener@fairsicherte.de   www.fairsicherte.de

    Redaktion: Christian Grüner

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     AdNr:1087 

    2003-06-15 | Nr. 39 | Weitere Artikel von: Christian Grüner