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  • Szenen Regionen :: Niederlande

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    Big Business

    „Kabarett ist big business“ geht aus einer Studie der Rotterdamer Erasmusuniversität hervor.

    In der Saison '96/'97 wuchsen die Einnahmen mit 2 Millionen Theaterbesuchern in den Niederlanden auf rund 35 Millionen Gulden. Dies entspricht im Vergleich zu '92/'93 einer Verdoppelung. Auch im Fernsehen und Rundfunk herrscht „big business“. Die für das Fernsehen registrierten Theatershows von Youp (auch manchmal 'Yup' genannt) van 't Hek, Brigitte Kaandorp, Freek de Jonge und Herman Finkers zogen 2 Millionen Zuschauer an. Eine 4-teilige Dokumentarserie über das was sich hinter den Kulissen und dem Spaß auf der Bühne tut, begeisterte etwa 850.000 TV-Glotzer. Wofür stehen unsere Kabarettisten? Van 't Hek hält seinem Publikum gerne den berühmten Spiegel vor. Theo Maassen erreicht das Gleiche indem er den Menschen am liebsten alte Staubsaugersäcke unter die Nase hält. Maassen wie sein Kollege Hans Teeuwen sind zur Zeit die erfolgreichsten Kabarettisten und werden als die Nachfolger von Youp van 't Hek und Freek de Jonge gehandelt. Ihre Programme müssen zur Zeit etwa 18 Monate im Voraus gebucht werden. Aber auch neue Talente gab es dieses Jahr wieder auf den Finals der Kabarettwettbewerbe in Leiden und Amsterdam zu sehen: Das Trio Kamps & Kamps (Zwillingbrüder) und die Rooyakkers überraschten durch ihre frischen, jungen Hunde-Annekdoten (mal ein ganz anderes Kabarett-Thema). Der Marokkaner Najib Amhali (nach einem bekannten Versicherungsslogan: „als Marokkaner komm ich gerne bei Ihnen vorbei“-) gehört schon seit einiger Zeit zu den erfolgreicheren Standup Comedians in Amsterdam. Nach seinem Sieg in Leiden ist er jetzt auch landesweit vielbeschäftigt. So lockerte er vergangenen Monat auch einen nationalen Kongress tüchtig auf. Die Finalisten vom letzten Jahr, wie Hetty Feteris und Oscar Siegelaar sowie Aufsteiger Jochem Myer und Ernst van der Pasch präsentieren im Oktober ihre erste abendfüllende Show. Den größten Durchbruch jedoch schaffte in diesem Jahr das Duo Thomas Acda und Paul de Munnik. Ihren Erfolg verdanken sie zum Teil der Promotion Ihrer CDs. Sie spielen jetzt auch in den großen Theatern.  

    Holländische Exportartikel

    Der auch im Ausland bekannte Musikkabarettist Hans Liberg ist weiter auf Erfolgskurs. Zu den Emmy-Verleihungen in New York ist er dieses mal nicht als Gewinner sondern als Moderator eingeladen worden.

    Festival-Rückblick

    Die Sommerfestivals gingen im September zu Ende. In den letzten Jahren kamen hier immer neue Festivals mit interessanten Produktionen aus dem Ausland hinzu: das Australische Strange Fruit (schillerndes Stelzenheater) oder die spanische Theatertruppe Semola machten diesen Sommer Station in den Niederlanden.

    Die urholländiche 'Parade', das reisende Zelttheater, war zum ersten Mal auch im Ausland auf Tour und zwar auf dem Festival in Edinburgh/Schottland. Das beliebte Oerol-festival auf der Insel Terschelling wartete mit der Premiere der neuesten Dogtroep-Produktion 'Hotazel' auf. Der Name stammt von einem kleinen verloren gelegenen Ort in der Südafrikanischen Kalahari-Wüste. Untertitel der Produktion: eine Harmonie von Gewalt, Zufall und Überlebenstrieb. Nach dem Satz von Darwin: 'wir sehen die Natur im Glück aber vergessen dabei daß es eitel singende Vögel gibt, welche von Insekten und Samen leben und damit anderes Leben vernichten'. Dogtroep bleibt also seiner Idee treu: aufwendig inszeniertes Straßentheater mit tieferen Botschaften an das Publikum. Vor zwei Jahren erregten sie noch großes Aufsehen mit dem Stück „Dynamo Mundi“. Das bekannteste Theaterhaus Hollands, das Carre in Amsterdam, 'verbauten' sie damals nach eigensinnigem Gescmack, wobei sich u.a. ein riesiges Pendulum bis durchs Dach drängte.

    Auch wenn man jetzt mit einer neuen Produktion weitermacht, so gab es im Frühjahr doch einen schweren Schicksalschlag für die Gruppe. Die über 30 Mitarbeiter- Techniker, Akteure und Musiker von Dogtroep trauern um Wieger Woudsma (33) und Marco Biagioni (29), Freunde fürs Leben und Dogtroeps kreatives Herz, die im März bei einer Wildwasser-Flußfahrt in Frankreich ums Leben kamen.

    Redaktion: Hans Kottmann

    1998-09-15 | Nr. 20 | Weitere Artikel von: Hans aus Amsterdam