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    Die aktuelle Kritik - "Wenn ich tot bin, melde ich mich"


     

    artbild_350_WackernagelWenn ich tot bin, melde ich mich - Lieder und Texte des unsterblichen Kurt Tucholsky“ nennt Sabine Wackernagel (FOTO flankiert von Hartmut Schmidt (L) und Frank Pecher (R)) ihr neues Programm - eine an- wie aufregende Expedition durch Leben und Werk des 1890 in Berlin geborenen, im Alter von 45 Jahren im schwedischen Exil gestorbenen Satirikers, Journalisten, Liedtexters, Kritikers, Kabarett- und Romanautors. Gewohnt dramaturgisch souverän changiert Wackernagel zwischen Lyrik und Prosa, zwischen Lied und biographischen Passagen, teils aus Aufzeichnungen des Schriftstellers, teils, stilistisch kongenial, aus eigener Feder. Auf der musikalischen Ebene ist sie hauptsächlich bei Hanns Eisler fündig geworden; in Hartmut Schmidt am Akkordeon und Frank Pecher an der Gitarre hat sie einfühlsame Begleiter, die gelegentlich, mit genretypischen Nummern, auch für Großstadtatmosphäre sorgen, rein instrumental oder den ein oder anderen Text untermalend. Wackernagel „kann“ Melodram, was nicht jedem Rezitator, nicht jeder Rezitatorin gegeben ist. Und Eislers musikalisch recht vertrackte Vertonungen, wie etwa jene vom „Kleinen Kompromiss“, „Rosen auf den Weg gestreut“ von 1931, jenes hellsichtige Pamphlet gegen den erstarkenden Faschismus oder den heute wieder brandaktuellen Song „Bürgerliche Wohltätigkeit“ - die singt sie mit einer Selbstverständlichkeit, als seien es Volkslieder.

    Wenn ich tot bin, melde ich mich“. Das hat der - auch in erotischen Dingen ruhelose - Dichter seiner zweiten Frau Mary nach der Trennung geschrieben. Und Wort gehalten. Indem er sie als Erbin einsetzte. Uns Nachgeborenen bleibt sein geistiges Erbe. Sabine Wackernagel ist eine großartige „Nachlassverwalterin“, ihr Programm ein sinnliches wie intellektuelles Vergnügen.

    Redaktion: Verena Joos 

    2017-04-09 | Nr. 95 | Weitere Artikel von: Verena Joos