Trottoir Online Magazin / Künstler und Eventattraktionen

--- Trottoir Admin Ebene ---

 
 
 
Trottoir Header
Suche im Trottoir

Kategorien Alle Jahrgänge




Admin Bereich K10


Artikel - gewählte Ausgabe
Meist gelesen
Statistik
  • Kategorien: 66
  • Artikel: 3588
  • Szenen Regionen :: Rhein-Main

    [zurück]

    FFM Rückblicke

    Sie sind wieder da, echt hessisch und vom Publikum lang ersehnt: Rund 700 Besucher machen sich pfeifend und rufend im Bürgerhaus Dreieich-Sprendlingen bemerkbar, um endlich „Hammersbald?“, die Premiere des neuen Badesalz-Programms, zu erleben. Plötzlich stolpert ein Mensch im Rittergewand auf die Bühne: „Lange habe ich auf diesen Tag gewartet“, ruft Hendrik „Henni“ Nachtsheim. „Wir auch“, ertönt eine Stimme aus den Zuschauerreihen. „Schweig, Meute“, erwidert Ritter Henni, bevor er sich seinem Bühnenpartner Gerd Knebel im verbalen Zweikampf stellt: „So können wir die Nummer beim Betriebsfest in Offenbach doch nicht spielen“, mäkelt Nachtsheim. Badesalz hat sich für sein sechstes Programm viel vorgenommen. Nachtsheim und Knebel wagen sich erstmalig mit einem völlig neuen Konzept auf die Bühne. Weg vom vorher üblichen Nummernprogramm mit vielen Kostümwechseln präsentiert das Duo eine durchgängige Spielhandlung mit zwei festgelegten Figuren. Nachtsheim, in der Rolle des spielbeflissenen Schauspielers Schmitti, und Knebel, als griesgrämiger Gegenpart Edgar, wurden für das Betriebsfest von Sanitär Müller engagiert und suchen nun nach Sketch-Ideen. Im Schnelldurchlauf kalauert sich Badesalz durch Edgars und Schmittis Probenszenario, intoniert gemeinsam mit dem Publikum Nonsenssongs und liefert sich einen Konkurenzkampf zweier nicht ganz ernst zu nehmender Bühnendarsteller bei der Rollenfindung. Das reale Premierenfieber des Duos mag wohl auch eine Rolle gespielt haben, dass die Vorstellung zu Beginn ein wenig schleppend in die Gänge kam. Das Konzept von „Hammersbald?“ ließ zumindest bei seiner Premiere einiges an Tempo und Abwechslung der alten Badesalz-Programme vermissen, aber „schaue mer mal!“

    Eine Vorstellung ganz anderer Art bot das „Neue Frankfurter Schulorchester“ zum Auftakt des Friedberger Sommersprossenfestivals. Zugegeben, der Name klingt altbacken, aber hier wird barfuß zu einem Angriff geschritten, der es in sich hat: „Attacca“ schallt es von der Bühne des Bürgerhauses in Dorheim, „Attacca, das geht euch in Hirn und Füß’. Caramba, hier wird jetzt Musik gemacht.“ Was Robert Gernhardt einst zu Papier brachte, entwickelt sich zum „entfesselten Gequieke“ einer musikalischen Formation, die mit Charme, Witz und Originalität aufwarten kann. Anne Bärenz, Frank Wolf und Ali Neander vom legendären ehemaligen „Frankfurter Kurorchester“ hatten die Idee zu diesem „Zusammentreffen der Generationen“. Die Pianistin und Sängerin Sabine Fischmann sowie der Dirigent, Pianist und Sänger Markus Neumeyer komplettieren als talentierter Nachwuchs das Projekt, das sich an der „Neuen Frankfurter Schule“ orientiert und vor allem Texte von Robert Gernhardt vertont. Und wenn dieses Quintett, ohne Schuhwerk, aber mit viel Spielfreude, die Bühne besteigt, bleibt kein Hirn leer und kein Auge trocken. Auf ihrer Reise durch die Musikgeschichte präsentiert es sinnig-unsinnig Getextetes zu bekannten Melodien musikalisch unbegrenzter Möglichkeiten. Da begeistert Bärenz mit Janis Joplins „Cry Baby“ und intoniert den Doors-Song „Riders on the storm“ als Reggae-Version.

    Wolf malträtiert sein Cello zeitweise wie ein Schlagzeuger. Neander ist ein Meister an der Gitarre, und seine weiblichen Kollegen sowie Neumeyer wechseln sich an Flügel und Keyboard ab. Die beiden „Neuen“ sind ein echter Gewinn für die ehemaligen Kurorchester-Kollegen. Das Publikum schmilzt sichtlich dahin, als Fischmann Augen rollend eine Braut am Polterabend ihrer vierten Hochzeit mimt, die mit den drei verflossenen Gatten abrechnet. Fischmann besticht mit einer Mischung aus Charme und musikalischer Präsenz. Und als Neumeyer mit samtiger Stimme und todernster Miene nach Gernhardt ein Liedfragment zum Muttertag inszeniert – „kein einziges Wort, das so viel Mas enthält wie Mama“ – fällt eine Zuschauerin vor Lachen fast vom Stuhl. Insgesamt kommt die gesamte Besetzung des „Neuen Frankfurter Schulorchesters“ sympathisch rüber, ihr ist der eigene Spaß an Gernhardts Texten, ihren Inszenierungen und der Zusammenarbeit anzumerken.

    Ihre CD-Release-Party feierte die A-cappella-Combo U-Bahn Kontrollöre in Tiefgefrorenen Frauenkleidern mit einem Unplugged-Konzert in der Frankfurter Stalburg. Seit nunmehr neun Jahren gilt das Quintett als durchgeknalltester Männerchor - ihren Ruf haben sich die Frankfurter verdient. Mit ihren irrwitzigen Kostümen sowie durchaus gekonnten Gesangskünsten und ihren Arrangements sorgten Mathias Keller, Filippo Tiberia, Sebastian Rajkovic, Oliver Hartstack und Harry Bannoehr bei der diesjährigen Freiburger Kleinkunstbörse für Furore. Mit der Vorstellung ihrer CD „Gesichtsgünther“ hatten dann auch die Hessen die Protagonisten im urigen Saal der Äpplerkneipe Stalburg wieder ganz für sich. Die Garderobe gehört vielleicht auf den Sondermüll, aber die Songs der Combo erschütterten einmal mehr das Zwerchfell des Release-Party-Publikums. Da präsentieren die Moderatoren Erasmus von Rotterdam und Nostradamus das „Hitradio Heiliges Römisches Reich“ mit Verkehrsdurchsagen wie „Reiter links der Donau müssen mit entgegen kommenden Kreuzzügen rechnen“. Oliver Hartstack mutiert zu Reinhard Mey mit Speichelflussproblemen. Das Publikum erfährt die wahre Geschichte von „Abba“ und lernt Thai-Chi-Übungen  mit so wohlklingenden Namen wie „Den hessischen Kommunalwahlbogen auseinander falten“. Dem Kontrollöre ist musikalisch nix zu schwör - und vor allem nichts zu schade - und das ist gut so. Und wenn dann auch noch Biene Maja alias Hartstack schwergewichtig, aber leichtfüßig, über die Bühne tänzelt, gibt’s beim Publikum kein Halten mehr. Nonsens pur, aber gekonnt. Weiter so!

     

     Vorblicke

    „Warum nur einer sein, wenn ich so viele bin ?“ fragt Michael Frowin in seinem Solo-Programm „Leben! - Jazz meets Chanson“. Am 18. und 19. Oktober, ist er in der Kleinkunstbühne Fesche Keller im Wetterauer Ortenberg zu Gast.

    In die Alte Mühle nach Bad Vilbel kommt zum Einstieg nach der Sommerpause am 2. Oktober Pigor - und Eichhorn muss begleiten mit ihrem Programm „Vol. 3b“.

    Und im Friedberger Café Kaktus sind am 18. Oktober, Martin Lüker und Guido Klode mit „Free Lilli - Lüker auch“ zu sehen.

    Am 25. Oktober präsentiert sich dann der Kabarettist und Chansonnier Sebastian Krämer im Kaktus.

    Ihnen allen viel Spaß auf - und den Lesern vor - der Bühne wünscht

    Christine Krebs

    2002-09-15 | Nr. 36 | Weitere Artikel von: Christine Krebs