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  • Szenen Regionen :: Österreich

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    Hochpolitisches Österreich-Kabarett


    Wen wunderts, wenn sich die österreichische Kabarettszene in schwarzblauen Zeiten wie diesen das Politmäntelchen umhänge und mit ziemlich klaren Worten gegen die Herren Haider, Schüssel & Co ihre Programme würzen. Allen voran der "Hektiker" Florian Scheuba, der derzeit gemeinsam mit Thomas Maurer mit dem wahrscheinlich heftigsten Kabarettprogramm der Gegenwart - "Zwei echte Österreicher" - von ausverkauftem Saal zu ausverkauftem Saal tourt, und einmal mehr Alfred Dorfer, der mit "Heim.at" ein schlichtweg geniales Gesamtkunstwerk ablieferte. Unmittelbar nach beiden Premieren entstanden folgende Kritiken:

     

    Jörg und die Talkshow

    Ein Pflichtprogramm für alle denkenden und permanent renitenter werdenden Österreicher. Ein Muß für alle, denen unsere Gegenwart und Zukunft etwas bedeutet, die sich weder damit abfinden können, noch damit anfreunden wollen, daß wir plötzlich in aller Welt als Abschaum gelten. Nur weil sich ein gewisser Herr Haider lingual nicht im Griff hat, weil er und seine blauen Schergen und Scherginnen ihre ureigensten Unzulänglichkeiten ausschließlich durch verbale Entgleisungen, infamen Lügen und unglaublichen Wahrheitszurechtrückungen zu kompensieren in der Lage sind. Im Wissen, daß Kabarett nicht wirklich die Dinge bewegt, jedoch bestens dafür geeignet ist, zumindest so etwas ähnliches wie Bewußtsein zu schaffen, behaupte ich, daß man eigentlich alle Schwarz- und Blau-Wähler bei den Ohrwascheln packen und in dieses Programm zerren müßte.

    Zwei echte Österreicher ist, was viele möglicherweise gar nicht wissen, nicht das erste gemeinsame Werk des Hektikers Florian Scheuba und des Solisten Thomas Maurer. Bereits vor knapp vier Jahren schrieben die beiden für die TV-Comedy-Schiene "Die kranken Schwestern" etliche zum Teil hochpolitische und ziemlich gewagte Sketches, die - ginge es nach der heute ziemlich breit verankerten Westenthaler-Doktrin alles Blau-Kritische und Blau-Unangenehme sofort mit Klagen zuzubetonieren - nur aufgrund der seinerzeit schwachen Quoten juristisch ohne Konsequenzen blieben.

    Unmittelbar nach dieser unsäglichen Wahl vom 3. Oktober des Vorjahres stand für beide fest, ein politisches Programm zu schreiben. Ein Programm, das in aller Härte und Schonungslosigkeit die Agitationsmaschinerie von Haider & Co aufzeigt. Und auch die Sinnlosigkeit, ihn in ein Eck drängen zu wollen, aus dem es kein Entrinnen gibt. Für Amöben wie Haider gibt es immer einen Flutschweg, auch wenn man offiziell Rücktritte vorschiebt.

    So gab es also völlig berechtigte Standing Ovations bei der Premiere dieses Programms, große Begeisterung im Vindobona und - wie erwartet - keine ORF-Kameras. Wozu auch, würden Ausschnitte daraus gesendet werden, käme ja der Westenthaler wieder durch Fax und Internet. Und davor gilt es ja als schick, sich von oben bis unten anzuscheißen.

    Die erste Halbzeit stand ganz im Zeichen der Thomas Maurer-Show, einer herrlichen Harald Schmidt-Verarschung mit einem einzigen Talk-Gast: Jörg Haider. Der begnadete Haider-Persiflierer Florian Scheuba, der sich sogar die Haartracht jörgartig stylen ließ, im Gespräch mit Klein&Kunst über die Zusammenhänge zwischen Politik und Talk: "Die Form der heutigen Politik hat beinahe idente Ähnlichkeiten mit Talkshows." Detail am Rande: Die Redaktion der Harald Schmidt-Show hat bereits bei Scheuba und Maurer, alsbald als Talkgäste in die Sendung zu kommen, angefragt. Ein grundsätzliches Ja gibt es schon, einen definitiven Termin noch nicht. Maurers Begrüßungs-Standup beginnt knallig: "Es ist schön, eine Regierung zu haben, die jeder hier im Saal haßt. Außer ein paar FPÖ-Bezirksschackln vielleicht, die mitschreiben, ob was zu klagen ist." Und quasi zur Beruhigung: "Es gibt Länder mit weitaus schlimmeren Regierungen. Serbien zum Beispiel, Afghanistan oder Kärnten." Als Florian Scheuba als Jörg Haider angesagt und begrüßt wird, geht ein Raunen durch das Publikum, dermaßen echt und verdammt nah am Original wirken Outfit, Mimik und Sprechweise. Er, Maurer, habe sich vorgenommen, ihm, dem Talkgast Haider dermaßen beinharte Fragen zu stellen, sodaß dieser einfach klein beigeben und somit endlich eine Niederlage einstecken müsse. Doch weit gefehlt, selbst die seinerzeit an Steger geschriebenen Bettelbriefe Haiders prallen ab wie Wattebällchen am Panzerglas, weder Drogen noch Homosexualität sind als Themen für Verunsicherungen geeignet, was bleibt ist die Erkenntnis, daß Haider (am Tag der Premiere noch nicht zurückgetreten) und die FPÖ in irgendeinem Paralleluniversum leben müssen. Denn egal was er macht, was er sagt, was er zusammenlügt und was er abstreitet, er legt ihn jeder Umfrage zu. Klassische Frage Maurers als Konklusio: "In was für einer postmodernen Beliebigkeit leben wir eigentlich?"

    Und dann eine der genialsten Szenen des Programms. In erschreckend authentischer Anspielung auf eines der vielen Kopfschütteln verursachende Schüssel-Interviews, antwortete Haider/Scheuba auf die Frage des bereits leicht in Rage geratenen Maurers "Bitte was muß passieren, daß Sie endlich einmal eine Niederlage zugeben, daß mit Ihnen endlich einmal einer so richtig Schlitten fährt?" mit gespielter Nachdenklichkeit: "Das kann nur der Wolfgang Schüssel. Er wird mich zur sachpolitischen Disziplin zwingen, aus mir einen integeren und auch im Ausland anerkannten Politiker machen und mich so völlig entzaubern." Als Tage später Haider offiziell als FPÖ-Parteivorsitzender zurücktrat und so nebenbei Dieter Chmela Justizminister Krüger aus Mitleid abschoß, ging ein richtiggehender Motivationsschub durch Scheuba und Maurer. "Wir hatten da fast Prophetisches geleistet", ist sich Scheuba der Wahrheitsnähe ihres Programms bewußt, "auch was die Standup-Talente Haiders betrifft, die er ja bei seiner legendären Aschermittwochsrede in Ried hinlänglich unter Beweis stellte."

    Ebenfalls gleichermaßen grandios wie erschreckend war die Szene mit dem ungezuckerten Kaffee, der Haider zuerst viel zu süß, dann als Orangensaft recht und schlußendlich als Rindssuppe billig genug war, um die ganz persönliche Form von Wahrheit samt Manipulation der Anderswissenden durchzuboxen. Haiders Welt ist also eine selbstgemachte, selbstdefinierte, das beginnt beim atemlos machenden Streitgespräch über die Aufarbeitung des Nationalsozialismus, führt über peinliche Diskriminierungs-Sager bis hin zu ganz persönlichen Geschichten, die die ganze Multischizophrenie des Bärentalers aufzeigt. So hechtet er in seinen Erzählungen über sich vom Autounfall 1963 in Dallas über das Attentat auf ihn im Jahre 1980 in New York, vermischt die Schicksale von Lady Diana mit jenem von Arturo Merzario, das von James Dean mit dem Lee Harvey Oswalds und fühlt sich eins mitYoko Ono und Niki Lauda. Nch drei Tagen sei er vor rund 2000 Jahren wieder auferstanden, versucht er uns klarzumachen, und unten in der Hölle säßen jede Menge anständige Menschen. Wenn dort Unmut ausbricht, dann Gnade Gott... Als Thomas Maurer daraufhin kurzfristig einen sensationell gespielten Zuckaus bekommt und seinen Gast mit den Worten "Hoit endlich die Goschn, hea auf mit deine ogfacktn Routineprovokationen, schleich di aus mein Hirn, aus mein Leben ..." niederbügelt, bleibt Haider gelassen und starrt - wie so oft - emotionslos ins Leere. Maurer, wieder etwas ruhiger: "Ich mag nicht mehr solidarisch sein mit de aundan Gfrieser um di gemeinsam zu ändern. Sei ehrlich, du muaßt do a scho laungsam gnua hom!" Das staubtrockene "Nein" aus dem zur Fratze erstarrten Gesicht Scheubas ließ uns die Gänsehaut hochkommen und das Lachen gefrieren. Der zweite Teil des Programms ist eine schnelle Aufeinanderfolge von Alltagsszenen wie zum Beispiel Staberl und Wolf Martin beim gemeinsamen Reimen, zwei Beamte im Plausch über die politischen Umwälzungen, zwei FPÖler beim Italiener sowie ein ÖVP- und ein SPÖ-Bundesrat auf der Raststätte Kaiserwald über den ATV-Talk "Intim-Piercing find ich geil". Zum Durchatmen auch das kranke Gespräch zwischen einem News-Redakteur und einem Schauspieler auf der Premierenfeier im Hauswirth und ein Betrachtung aus dem Jahre 2003 der legendären Februarunruhen im Jahr 2000.

    Das Finale ist ein wahrliches Furioso, bei dem plötzlich sonnenklar wird, warum Haider so ist, wie er ist. Was jedoch an dieser Stelle gemeinerweise nicht verraten wird. Denn mir liegt ehrlich viel daran, daß gerade Sie, lieber Leser, dieses Programm besuchen... Die Chancen dazu sind zweifelsohne vorhanden. Denn nach anfänglicher Flaute können sich die beiden vor Spielterminen kaum mehr erwehren. Und bereits Konsequenzen daraus gezogen. So hat Thomas Maurer die im Herbst geplante Premiere seines Soloprogramms bereits auf einen unbestimmten Zeitpunkt verschoben, und teilweise werden sogar bereits gebuchte Termine seines aktuellen Soloprogramms "Intensivdamisch" für "Zwei echte Österreicher" in Anspruch genommen.

    Die Befürchtung, daß ihnen der tagesaktuelle Stoff (Florian Scheuba: "Wir haben uns den Anspruch auferlegt, täglich mindestens 2 - 3 aktuelle Zeitungsmeldungen ins Programm einzubauen.") ausgehen könnte, hegen die beiden nicht. "Zum einen, weil wir sicher sind, daß die Rücktrittswelle bei den blauen Ministern noch nicht zu Ende ist, und die Spannung bleibt, ob in den Bundesländer das Programm genauso funktioniert wie in Wien."

    Nähere Infos über Programm und Termine gibt es im Internet unter http://www.zweiechteoesterreicher.at. Und seit Mitte April gibt es auch die dazugehörige Doppel-CD, erhältlich im gut sortierten Fachhandel oder bei Hoanzl unter vertrieb@hoanzl.at.

     

    Ein Political

    Eines gleich vorweg, quasi als Wiederauffrischungsimpfung in Sachen Relativitäts- nein nicht -Theorie, sondern - Praxis. O-Ton Dorfer: "Vielleicht gibt's uns goa net, vielleicht denkt sie uns nur ana...." Lassen wir also diesen schönen Gedanken einmal für sich so stehen und folgen Sie mir mit Alfred Dorfer in seine Heim.at, unser aller Österreich. Nun, in schwarzblauen Zeiten wie diesen gilt es sich zu deklarieren, sich zu distanzieren, sich zu engagieren. Doch damit läßt es Dorfer noch lange nicht genug sein. Sein politischer Rundumschlag ist keine Floskelaneinanderreihung und Phrasendrescherei, auch dann nicht, wenn ihn die Realsatire lawinenartig überrollt und er uns mit Auszügen aus dem "Best of Politikergeplapper" konfrontiert. Nein, Dorfer geht Schritt für Schritt tiefer, mitten hinein in die typisch österreichischen Seelen. Ja, Sie haben richtig gelesen, da die vielzitierte österreichische Seele offensichtlich eine schizophrene geworden ist, scheint der Plural mehr als angebracht. Und als picksüßen Sirup schütten er und seine genialen Mitstreiter Günther Paal (schier sensationell sein holländischer Kapitän), Lothar Scherpe, Peter Herrmann und Robert Peres (Sonderlob für die stimmliche Unterstützung vom Ton- und Lichtpult aus sowie für das ferngesteuerte Lagerfeuer!) dann noch so ab und an Liedlein fein über uns,  auf daß wir lange klebrig bleiben und permanent darüber nachdenken müssen, wie bekommt man all die Scheiße wieder los. "Unser Leben ist eine CD-ROM", philosophiert Dorfer irgendwann nebenbei, "jedoch spielt Gott nicht selbst und der Teufel ist ein Wiener..." Womit wir auch schon mit wehenden Fahnen bei der angeblich so typisch wienerischen Freude am Sterben angekommen sind und uns urplötzlich mit der Sinnlosigkeit von Zeitdefinitionen auseinandersetzen müssen. Machen Sie doch einmal den Versuch, eine freie Minute zu sein und sich irgendwem zu schenken. Sie werden sehen, man wird Sie nicht brauchen können. Dorfer liefert mit Heim.at ein Gesamtkunstwerk allererster Güte ab. Ein Sammelsurium an Bildern, Tönen, Gedanken und Gefühlen, ein dramaturgisch einzigartiges Stück, das nicht nur aufgrund seiner Inhaltsvielfalt, sondern auch wegen seiner perfekt getimeten Rhythmuswechsel eine absolute und völlig verdiente Alleinstellung im gesamten deutschen Sprachraum einnimmt. Völlig unberechenbar und in hohem Maße Herz, Hirn und Seele fordernd, gelingt es Dorfer mit einer beinahe überirdischen Zielsicherheit, nicht nur inhaltlich, sondern auch definitiv den Begriff Zeit an und für sich ad absurdum zu führen. Womit wir wiederum beim eingangs erwähnten Zitat wären: "Vielleicht gibt's uns goa net, vielleicht denkt sie uns nur ana...." Einfach grandios! Und nun zu etwas ganz anderem....

     

    Da Tscheesus ausn Siebzehntn

    Welch ein fulminanter Premierenabend, welch ein Theatererlebnis! "Das Wunder von Hernals" heißt eine der derzeit interessantesten Bühnenproduktionen Wiens, unsubventioniert wohlgemerkt, was ja nicht wirklich selbstverständlich ist. Noch etwas sollten Sie wissen: Die 50.000 Sponsorschillinge von Ottakringer - im übrigen der einzige Betrag neben den Ticketverkäufen auf der Einnahmenseite dieser Produktion - gingen allesamt für die überaus gelungene Bühnenausstattung (Michael Zerz) und die Kostüme (Erika Navas) drauf. Und: Das Ensemble um Regisseur Michael Schottenberg verzichtet ausnahmeslos auf die sonst an vielen Theatern üblichen Fixgagen, teilt sich brav die Kartenverkaufseinnahmen und hat sogar sämtliche Proben zum Nulltarif - aber mit umso mehr Begeisterung - absolviert. Aber beginnen wir beim Anfang. Wobei das Stück - das nebenbei bemerkt im Original "Das Wunder von Neukölln" heißt, aus Berlin stammt und von Peter Lund und Wolfgang Böhmer geschrieben wurde - gar nicht am Anfang beginnt, sondern rund eine dreiviertel Stunde vorher. Beatrice Frey, die in der Rolle des schrulligen Muttertieres Edith Majowski im Laufe des Stücks geradezu über sich hinauswächst, kocht Zwiebelfleisch im Wok, tschickt eine nach der anderen und hustet was die Lunge hergibt. Sukzessive gesellen sich so ziemlich alle Akteure dazu und verteilen sich - bereits hundertprozentig rollenkonform - auf der Bühne. Andy Hallwaxx als Paradeschwuchtel Robert im rosa Unterhoserl, Susa Meyer als Dorothea mit Bademantel und Gesichtsmaske in strahlendem Weiß den Augustin lesend, Wolfram Berger als Loser Karli ein Aluweckerl Ottakringer samt Tschick im Halbschlaf inhalierend, Barbara Spitz und Claudia Sabitzer als Biggi und Franzi dauertelefonierend und - kudernd, und die beiden Musiker Andrew Hannan (Klavier) sowie Dragan Lawford (Violine) mit sich selbst beschäftigt. Fehlt eigentlich nur mehr die weibliche Hauptrolle der Janine Majowski, schier sensationell verkörpert von Maria Bill. Als sie von ihrer Kassierinnen-Hacke beim Billa um's Eck heimkommt, beginnt nicht nur offiziell das Stück, sondern auch das berührende Faszinosum rund um ein zu diesem Zeitpunkt noch nicht geborenes Wesen, das vom mongoloiden Kind mit Herzfehler zu eben diesem Wunder von Hernals avanciert. Obzwar das Originalstück in deutschen Landen bereits mit geradezu hymnischen Kritiken überhäuft wurde, mußte quasi der gesamte Text neuadaptiert und vor allem die Dialoge ins Wienerische transferiert werden - eine nicht zu unterschätzende und grandios gelungene Leistung des gesamten Ensembles. Ein Ensemble, das keinerlei Schwachpunkte zeigt, das sich von Michael Schottenberg behutsam an jenen Stellen führen ließ, wo es notwendig, und das sich dort die schauspielerischen Freiheiten nahm, wo es für das Stück am besten war. "Das Wunder von Hernals" ist ein Bühnenwerk, das in keine der dafür vorgesehenen Kategorien paßt, hat von allen etwas, von der Komödie, von der Tragödie, vom Musical, von der grotesquen Oper, vom klassischen Volksstück und von Persiflagen auf Revuen und Heimatfilmen. Michael Schottenbergs Handschrift ist eine bestens leserliche, eine immer für Überraschungen gute und eine sehr selten gewordene vielschichtig-exakte. Er schafft es, sein Ensemble die weite Strecke der Schauspielkunst von Monty Python bis Louis Malle, von "Ein Käfig voller Narren" bis "Einer flog über das Kuckucksnest" gehen zu lassen, ohne daß dieses auch nur ein einziges Mal ins Schleudern kommt. Möglich ist das, weil Maria Bill und Wolfram Berger am zu verkörpernden Sozialmilieu so berührend dicht dran sind, daß den Premierenbesuchern am 28. März in der Kulisse nicht nur einmal abwechselnd der Atem stockte, die Augen feucht wurden und die Gänsehaut den Buckel runterrieselte. Weil Bea Frey einmal mehr ihr urkomisches Talent hervorkehren durfte und in ihrer Schrulli-Rolle für Lachstürme zuhauf sorgte. Weil Andy Hallwaxx den schwulen Sohn dermaßen echt und witzig verkörperte, daß er nach der Vorstellung des öfteren gefragt wurde, ob er denn auch im wirklichen Leben eher auf Männer stehe. Und weil Susa Meyer und Stephan Schill eines jener mondänen Schicki-Micki-Karriere-Pärchen gaben, die wir allesamt zur genüge aus dem richtigen Leben kennen. Genial auch die Musik und ein Hut ab für den Mut, ohne Mikrofone zu singen. Vor allem Wolfram Bergers philosophischer Ausflug im Lied "Komm mit mir am Schotterteich" drängt die Frage auf: Wann gibt es dazu einen Soundtrack?

    Redaktion: Willy Zwerger

    2000-06-15 | Nr. 27 | Weitere Artikel von: Willy Zwerger