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    Kritik: „Vielseitig“ – Sia Korthaus im Atelier-Theater

    Persönlichkeitsspaltungen sind in Kleinkunstsoloprogrammen nicht eben selten anzutreffen – kein Wunder, bieten sie doch einen idealen Aufhänger für Rollenspiele unterschiedlichster Art. So auch bei Sia Korthaus, die in ihrem neuen Programm „Nimm 2 – mach 3!“ immer wieder Kämpfe mit dem in ihrer Psyche verborgenen Mann austragen muss. Der innere Geschlechterkampf ist jedoch nur eine von vielen Komponenten des insgesamt sehr bunten Programms. Darüber hinaus schlüpft die Kölner Kabarettistin noch in weitere Rollen: Von der rheinischen Imbissbesitzerin mit Ruhrpott-Provenienz über die pseudointellektuelle Literaturkritikerin bis zum grenzdebilen Fernsehversuchskind reicht die Skala unterschiedlichen Frauengestalten, die Korthaus mit Hingabe verkörpert. Hinzu kommt die Hauptfigur, eine Stadtneurotikerin mit den diesem Typus entsprechenden Beziehungsproblemen. Gerade in diesen Szenen, wo Korthaus mit dem von ihr verkörperten Typus zu verschmelzen scheint, ist das Programm wirklich gelungen. Ihr Anspruch ist schließlich kein geringer: Mit den die Szene beherrschenden Comedians herkömmlicher Prägung will Korthaus, wie sie zu Beginn deutlich macht, nichts zu tun haben. Plumpe Anbiederei und Brüllkomik à la Mario Barth sind ihrer Behandlung der Geschlechterproblematik dann auch in der Tat fremd. Stattdessen finden sich hier viele kluge Beobachtungen und treffsichere Skizzen alltäglicher Probleme. Das lässt verschmerzen, dass ein roter Faden angesichts der Vielzahl an Themen und Figuren kaum zu erkennen ist. Die gut ausgewählten und stilsicher dargebotenen Gesangseinlagen runden den insgesamt sehr erfreulichen Gesamteindruck ab, sodass man sich am Ende fragt, ob man der Titelaufforderung „Nimm 2 – mach 3!“ unbedingt folgen muss – manchmal, das sehen wir hier, reicht ein Show-Talent allein vollkommen aus.

    Redaktion: Guido Bee

    2006-09-15 | Nr. 52 | Weitere Artikel von: Guido Bee