Auf eine äußerst ungewöhnliche Reise durch das Bestattungswesen und -unwesen begab ich mich am 25.10. mit Rainer Pause. " Das letzte Gericht" ist der Titel seines ersten genialen Solofinales. In der Rolle seines Bühnen-alter-egos Fritz Litzmann, der im Rheinland längst zur Kultfigur avanciert ist, breitet er die Höhen und Tiefen, die Alltäglichkeiten und Absonderlichkeiten eines Bestattungsunternehmers mit kommödiantischem Talent vor dem gebannten Publikum aus. Möge er und seine haarscharfe Beobachtungsgabe uns noch lange erhalten bleiben.

Gemeinsam mit Norbert Alich startete Rainer Pause am 16.11. die "Tut-uns-Leid-Tour". Seit 10 Jahren führen sie auf der Bühne ein Doppelleben als Fritz Litzmann und Hermann Schwaderlappen. Fritz ist der Alterspräsident des (fiktiven) Karnevalsvereins 1. FKK n.V., Hermann der 1. Vorsitzende, selbstverständlich übernimmt die Zuschauerschar gerne die Rolle der einfachen Vereinsmitglieder, warum hätte man sich auch sonst hier eingefunden? Nun finden sie, ist es an der Zeit sich zu entschuldigen und dies tun sie in gewohnter und geschätzter Manier erst einmal "irjendswie blanko". Dann wird es aber auch konkret: die Beschimpfungen der Ossis, die jahrhundertelange Unterdrückung der Frauen, daß Schröder gewählt wurde, daß die 68er demnächst ins Altersheim kommen, daß die Winterzeit wieder angefangen hat... Aberwitzige Dialoge mit zynisch bissigem Humor produzierten jede Menge Lachtränen.

Bestens plaziert in der plüschigen Atmosphäre des Kölner Tingel-Tangels war am 16. Oktober "das bejubelte TonFilmTrio" mit Schlagern der 20er, 30er und 40er Jahre. Anno Lauten, Barbara Kuklinski und Jan Weigelt boten eine amüsante Show mit erstklassigem Gesang, gekonnten Step-Einlagen und perfektem Pianospiel.

Einen teils besinnlichen, aber auch lustvollen Abend gestaltete Elke Heidenreich am 29. November mit ihren Geschichten im Senftöpfchen. Sie entschuldigte sich fast, daß sie ja nur lese, öffnete mit ihrer sympathischen, authentischen Art die Herzen der ZuhörerInnen und lief bei ihrem Pinguinbuch singend in Höchstform auf.

Die neue Ära des österreichischen Kabaretts, das jetzt auch Deutschland erobert, läutete u.a. neben O. Lendl (St. Ingberter Pfanne 99) Alf Poier ein. Kompromißlos, schräg, voller überraschender Ideen und hochtalentiert auf mehreren Ebenen kommt er mit "Zen" ins ausverkaufte Bürgerhaus Stollwerck daher und strotzt nur so vor Spielfreude. Schon jahrelang in Österreich für seine Comics bekannt, machte er im Stollwerck bereits Wochen vorher mit seinen Comic-Bierdeckeln auf sich und seinen Auftritt aufmerksam. Sein Programm ist eine Mischung aus Nonsens-Liedern, asiatischen Weisheiten, skurilen Geschichten und Bildern. Gern bastelt er auch, z.B. sägt er aus Holz einen Wal aus, der zu Hause ist, wenn das Gardinchen in seinem Bauch zugezogen ist... Auf jeden Fall bastelt er an seiner Karriere.

Wo wir gerade bei Österreichern, die den Weg nach oben angetreten haben, sind: Zum Start des Jahrtausends begeisterte mich der Salzburger Musicalstar Georg Clementi (er spielt dort den Riff-Raff in der Rocky Horror Show), der sein erfolgreiches Debüt in Deutschland bereits im Herbst mit dem poetischen, aberwitzigen "Amor mein Freund" beim Nürnberger Bardentreffen gab.

Redaktion: Helga Korthals

Termine

29.2.-2.4. Die Teufelsberger "Gries- Samstag Nacht Fieber in
(Neu)Köl(l)n" Kaiserdose

1.+2., 4.-7.3. Alich, Pause & Co "Pink Punk Pantheon" Pantheon

3.+4.3. Die Rheinperlen "Et hätt' schlimmer kumme künne..."

8.3. Martin Stankowski & Rolf Persch Premiere "Katastrophen"
AtelierTheater

9.-12.3. Die Nachbar "Kampf um den Wendehammer" Haus der
Springmaus

9.3.-2.7. Walter Bockmeyers "Carmen - Die Königin vom
Klapperhof" Theater Kaiserhof

9.+10.,29.+30.3. Viktor Böll Fluli I bzw. Fluli II Ateliertheater

9.-12., 14., 15., 17.-19., 21.-26.3. Kleine & Linzenich "Mann oh Mann"
Senftöpfchen

11.,12., 14.-18.3.Ömmes & Oimel "Das Schätzchen der Piratin" Comedia Colonia

11.+12.3. Sousanna Dawtjan/Iris Lamouyette "Ein Vamp, ein Tramp, ein Kommunist" Stollwerck

2.+3.5. Prix Pantheon 2000 Pantheon

AdNr:1099

2000-03-15 | Nr. 26 | Weitere Artikel von: Helga Korthals

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