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  • Themen-Fokus :: Clown | Mime

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    The return of Jango

    Interview mit Jango Edwards von Sigrid Karnath

    Da sitzt er mir nun gegenüber, die Clownslegende der 70er Jahre, der Meister der Komik in Präzision und Timing. Das letzte mal habe ich ihn vor über 20 Jahren bei seiner Show im Shaffy - Theater in Amsterdam gesehen.

    Mitten im Odenwald hocken wir in einem Tagungshaus in dem Jango Edwards und sein kongenialer Partner Peter Ercolano gerade einen einwöchigen, ausgeflippten und inspirierenden Workshop mit den Clowndoktoren Wiesbaden absolviert hat. Sein Clown – Feuer brennt immer noch mit aller Passion. Jango und Peter sind im Dezember diesen Jahres mit einem neuen Programm im Düsseldorfer Savoy Theater zu sehen.

    Sigi Karnath: Ich habe gehört  du hattest aufgehört in Deutschland zu spielen, warum?

    Jango Edwards: Ich hörte 1987 / 88 auf in Deutschland zu spielen. Ich hatte großen Erfolg in Deutschland mit meinem Clown, aber in dem Moment in dem die Presse in Artikeln und Kritiken nur noch darüber schrieb was ich an habe, was ich trinke, was ich rauche, mit  welcher Frau ich zusammen bin und welches Auto ich fahre, ist das ein zuviel an Erfolg, ich war daran nicht interessiert. Ich hatte in gewisser Weise meinen Job in Deutschland auch getan.

    Der Erfolg von Clowns hängt immer mit den ökonomischen, politischen und sozialen Problemen eines Landes zusammen. Mein Erfolg in Deutschland begann in einer Phase, in der die jungen Leute nach einer positiven, bunten und anarchistischen Form suchten.

    Meine nächste Station war Frankreich. Der bekannte französische Clown Coluche, der auch ein Freund von mir war, starb 1986 bei einem Motorradunfall und hinterließ in Frankreich eine große Lücke. Ich kam in einer Zeit nach Frankreich, in der die Leute das Lachen brauchten. Die politische Situation in Frankreich war geprägt von den Gaulisten und die Regierung was fucked up. Die Franzosen können Amis nicht leiden, aber ich spielte 9 Monate in Paris, vor ausverkauftem Haus, der letzten Amerikanerin der das gelungen war, war Josephin Baker in den 20er Jahren!

    Ich wechsle oft meine Location. Zur Zeit bin ich viel in Spanien, in Katalonien und Barcelona. Es ist wichtig für einen Clown, aus seinem eigenen Land heraus zu gehen. Der Clown hat den Körper, die Stimme und die Emotionen zur Verfügung, um mit den Leuten zu kommunizieren.

    Sigi Karnath: Seit wann unterrichtest du?

    Jango Edwards: Jetzt kann ich die Story ja erzählen. Als ich Anfang der siebziger Jahre nach Europa kam, um Mime in London zu studieren, langweilte ich mich sehr schnell während des Unterrichts. Ich wechselte zu einer Abendschule in der auch Clown unterrichtet wurde. Ich log und sagte ich wäre ein Zirkusclown aus Amerika und nach drei Wochen fragten sie mich, ob ich die Clownklasse unterrichten will! Ich habe also Clown unterrichtet, bevor ich überhaupt ein Clown war. Ich unterrichtete 2 Stunden pro Woche und bereitete mich gut darauf vor. Ein Clown muss Selbstdisziplin haben, ich lernte unglaublich viel aus der Beobachtung, aus Büchern, Videos und Gesprächen und vor allem aus der eigenen Praxis.

    Flexibilität ist eine wichtige Sache. Man sollte nie mit einer Show zufrieden sein. Ich bin kein Shakespeare Schauspieler, ich kann nicht die gleiche Show jeden Abend spielen. Wir spielen nie die gleiche Show. Peter Ercolano und ich haben jetzt für unsere neue Show 9 Stunden Material, wir haben 6 Std. vorbereitet und die haben wir auf 3 ½ Stunden zusammen gekürzt, was zweifelsohne immer noch zu lang ist. Nun können wir aus der Fülle unseres Materials jeden Abend variieren. Das was nach meinen Erfahrungen am besten funktioniert ist, wenn die Leute sehen, dass du Spaß bei deinen Sachen hast. Das ist stärker als die Frage ob die Show gut oder schlecht ist. Du solltest auch wissen, vor welchem Publikum du dich bewegst. Einmal wurde ich eingeladen vor Nonnen in einem Kloster zu spielen und natürlich habe ich mir nicht an meinen Schwanz gegriffen, denn ich weiß immer wo ich mich befinde. Du lernst wie weit du gehen kannst, das ist die Aufgabe. Das weißt du aber nur, wenn du die Wahl zwischen verschiedenen Möglichkeiten hast. Du solltest nicht der Gefangene deines Stückes sein.

    Sigi Karnath: Du hattest und hast zum Teil noch den Ruf, dass du grobe Sachen machst?

    Jango Edwards: Ja, ich kann sehr grob sein. Das rührt auch von meinen Anfängen her, wenn du wie ich in lärmenden Kneipen und Bars versuchst die Aufmerksamkeit auf dich zu lenken, wie bekommst du die Aufmerksamkeit ? – Indem du alle 10 Minuten etwas grobes machst. Du greifst in die untere Schublade und die Leute schauen dich an und dann habe ich die Möglichkeit auch andere Dinge zu machen, politisches oder poetisches. Die Leute erinnern sich eben eher an die rüden Sachen als an die poetischen, die ich auch gemacht habe.

    Ich war nie aggressiv, ich war provokativ und das ist ein Unterschied.

    Sigi Karnath: Wenn du drei Eigenschaften nennen solltest, die ein Clown braucht welche würdest du nennen?

    Jango Edwards: Er sollte positiv, provokativ und mitfühlend sein. Und noch eine vierte Sache, man sollte nicht faul sein. Es brennt ein Feuer in dir, laß es nicht ausgehen oder verdecke es nicht, sondern benutze es. Es reicht nicht von tollen Ideen zu reden, tu es ! Was mich verrückt macht, ist Leute zu sehen, die ein Potential haben und es nicht benutzen.

    Sigi Karnath: Jango, ich danke für das Gespräch!

    Aktuelles

    Jango Edwards und Peter Ercolano mit ihrem neuen Programm WFUN Radio 121 in Düsseldorf Savoy – Theater 19. + 20.12.03 je 20h  www.savoytheater.de

    Bundesweites Treffen der Klinikclowns in 2004 : 1. – 3.0kt. 04 Ufa Fabrik Berlin www.bububue.de

    Kaspar und Gaya mit „Wo bleiben die Elephanten?“  2. – 7.12.03 Theater Forum Stuttgart

    Institut für Clownpädagogik Programm 2004 unter www.clownpaedagogik.de

    2003-12-15 | Nr. 41 | Weitere Artikel von: Sigi Karnath