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    Viel Leben, wenig Glück - „Die Orchesterprobe 2007“

    eine Revue von Verena Joos und Reinhard Karger

    KASSEL. Das Theaterschiff geht unter. Sieben Musiker spielen gegen den Untergang an, vielleicht hat sie das bitter und böse gemacht. Doch ihre Musik erzählt davon nichts, ist traumverloren, poetisch, von einer erlösenden Sprache. Weil Musik nicht lügen kann, weil Musik versöhnt.

    Autorin Verena Joos und Komponist Reinhard Karger sind mit ihren ambitionierten, eine Brücke zwischen Sprache und Musik schlagenden Revuen aus der Kasseler Kulturlandschaft nicht mehr wegzudenken. Ihre „Orchesterprobe“ atmet viel an Trauer und Melancholie, hat aber auch satirische Farben im Spiel.

    Die sieben Musiker bilden zugleich ein Szenarium der Welt ab: allen voran der philosophierende Saxofonist (Hugo W. Scholz) mit dem himmelsnahen Blick. An seiner Seite der trompetende Katzenliebhaber (Jürgen Sprenger), der traumatisierte Akkordeonspieler (Udo Krüger), der zölibatäre Klarinettist (Stefan Hülsermann), der karrieregeschädigte E-Gitarrist (Michael Knauff), die gewerkschaftlich orientierte Kontrabassistin (Regine von Lühmann) und die Geigerin mit dem Sprachfehler (Maria Weber-Krüger). In kleinen Porträts gelingt es Verena Joos, zwischen Bekenntnissen und Beleidigungen der Musiker Menschliches, allzu Menschliches auf den Siedepunkt zwischen Psychoanalyse, Glauben und Suchtverlangen zu bringen. Reinhard Karger entwickelt dazu Kompositionen von besonderem Reiz: Genremusiken wie Kirchenlied oder Jazzballade werden unter seiner Bearbeitung zu freien Interpretationen, bei der plötzlich die Trompete eine Katzenmusik des Glücks spielt, der Kontrabass sich in eine Hommage an die tiefen Töne steigert. Konzert einmal anders.

    Verena Plangger spielt die Putzfrau Mathilde, im wegrationalisierten Theaterhaus zur Probenaufseherin des Restorchesters aufgestiegen, als Musikenthusiastin mit viel Sehnsucht im Herzen. Wenn sie während der Traumsequenzen unter den Glühbirnchen durch das Orchester wandert, um die Instrumente abzustauben, hat das Fellini-Qualität. Es gab viel Applaus im ausverkauften Eulensaal.

    Redaktion: Juliane Sattler


    2007-06-15 | Nr. 55 | Weitere Artikel von: Juliane Sattler