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    Was ist eigentlich ein Newcomer?

    Das Sommer-Tollwood stand dieses Jahr ganz im Zeichen von Karsten Kaie: Titelrolle in „Caveman“, Solo mit „Lügen aber ehrlich“ und Regie für „Triple Espresso“, alle drei Programme im Theaterzelt Das Schloss. Mit „Lügen aber ehrlich“ (seinem ersten Soloprogramm) stellt Karsten Kaie eindrucksvoll unter Beweis, wie viel Motivationstrainer und Comedians gemein haben: Beide spicken ihre Shows mit inhaltsleeren Aphorismen und seichten Anekdoten, beide zelebrieren den „common sense“ als Neuigkeit und beide haben den direkten Draht zum Publikum, dessen weiterer Abendverlauf von ihren Shows sicher nicht weiter behelligt wird.

    Was ist eigentlich ein Newcomer? Diese Frage stellte sich bei der Vergabe des Giesinger Kulturpreises, der 2006 das erste Mal gemeinsam von der Versicherungskammer Bayern und dem „Giesinger Bahnhof“ vergeben wurde. Der Preis wird alle zwei Jahre in unterschiedlichen Sparten ausgeschrieben und zum diesjährigen Start hat die Jury um Andreas Giebel und Chris Preute den kabarettistischen Nachwuchs unter die Lupe genommen. Auffallend an den „Newcomern“: Nahezu alle angetretenen Künstler sind schon recht erfolgreich in anderen Sparten tätig (Musical, Theater, Film, Fernsehen), womit auf jeden Fall „die Leistungsdichte“ gewährleistet war, wie der Vorstandvorsitzende der Versicherungskammer erfreut bemerkte.

    Der Gewinner des mit 4.000 € dotierten Hauptpreises, Björn Pfeffermann, begeisterte mit brillant geschliffenen Pointen, ebenso wie durch sein komisch-schauspielerisches Talent. Skurriler Höhepunkt seines 15-minütigen Beitrags (ein Auszug aus seinem Soloprogramm „Frankengymnastik“) war das nächtliche Tête-à-tête mit dem sprechenden Joghurt Lacto Bavaricus, dessen rechtsextrem durchdrehende Milchsäure für reichliche Komplikationen sorgt. Von Drachen, Prinzen und Gewalt gegen Frauen handelten die beiden Nummern des Musikkabarett-Duos „Herzwerk“ (aktuelles Programm: „Männer haben Nasenhaare“), dessen musikalische Heimat, das Musical, unüberhörbar ist. Nicht wirklich zünden konnte dagegen der Auftritt des Wiener Schauspielers Otto Beckmann: Pointenlos und zu distanziert, Theaterkabarett im schlechtesten Sinne des Wortes, so erschien der Auszug aus seinem aktuellen Programm „Tod/Lachen“. Leider nicht in voller Länge auf einer Bühne zu sehen ist das Programm „Der schwarze Bomber“ von Stefan Betz (Regisseur und Autor des Films „Grenzgänger“). Dabei machte der kurze Einblick sofort Lust auf mehr. Die Verwirrungen rund um einen niederbayerischen Bürgermeister kurz vor der Gemeindewahl rufen Erinnerungen an Siggi Zimmerschied und Gerhard Polt wach! Der jüngste Teilnehmer und gleichzeitig einzige „echte“ Newcomer Florian Kopp durfte den Anerkennungspreis in Höhe von 1.000 € für seinen „Flohzirkus“ mit nach Hause nehmen.

    Mit der Auslobung des Giesinger Kulturpreises 2006 hat sich das noch recht junge Stadtteilkulturzentrum Giesinger Bahnhof erneut als äußerst engagierte und innovative Kulturstätte präsentiert. Seit diese Bühne vor zwei Jahren eröffnet wurde, erfreut sie nicht nur die Giesinger durch ein facettenreiches und mutiges Programm: Das GiesingerBahnhofsBrettel bietet bekannten und weniger bekannten Künstlern die Möglichkeit, sich ein Publikum zu erspielen; die „Philosophischen Meisterstücke“ laden zu beinharter Lektüre; gesellschaftlich-literarisch geht es bei den Lesefesten zu, während Musik und Tanz aus unterschiedlichsten Kulturkreisen das Programm abrunden. Mit dem „Mittwochs Kunstbahnsteig“ wurde erst im Mai dieses Jahres eine neue Reihe ins Leben gerufen: im losen Rhythmus wird hier zeitgenössischen, experimentellen Kunstformen ebenso Raum gegeben wie Werksgesprächen mit Künstlern. Was besonders erfreulich ist: Trotz des eher intellektuellen Programms erfreut sich der Giesinger Bahnhof eines regen Besucherinteresses.

    Soviel Mut ist auch einer neuen Bühne in München zu wünschen: Günther Knoll (ehemaliger Betreiber des Theater im Schlachthof), so wird gemunkelt, wird im Sommer 2007 das Freiheiz an der Donnersbergerbrücke aufsperren. Seine alten Teammitglieder Claudia Theuerer und Maria Dramilaraki sind jedoch nach wie vor für das Booking im Schlachthof zuständig, das ab sofort nicht mehr Theater, sondern Kultur im Schlachthof heißt.

    Eine ganz andere Art Künstler aufzubauen war bei Heppel und Ettlich diesen Sommer Programm: unter dem Motto „Sommernachtskabarett – die drei Charmeure und die Frauen“ luden die Publikumslieblinge der Schwabinger Bühne André Hartmann, Martin Herrmann und Klaus Kohler bisher noch nicht ganz so bekannte weibliche Kolleginnen zum gemeinsamen Abend – ein Trend, der sich auch bei anderen Veranstaltern bemerkbar machte:

    Mit einem munteren Reigen aus ihren jeweiligen Soloprogrammen sorgten Josef Pretterer und Martina Ottmann in der Drehleier für beste Stimmung. Wie gut der kauzige Puppetmaster mit dem frechen Mundwerk mit der schrill-schrägen Kabarettfrau harmonierte, zeigte sich spätestens an den enthusiastischen Reaktionen des Publikums, das die beiden gar nicht von der Bühne lassen wollte.

    Eine herrlich schräge Doppelconférence liefern Michael Altinger und Alexander Liegl in ihrem köstlichen Dauerbrenner „Tote zählen keine Schafe“ in der Lach- und Schießgesellschaft. In einer Art gespielter Lesung paart sich der lang vermisste Humor des Valtorta-Chefs Alexander Liegl mit der unglaublichen Spielwut eines Michael Altinger. Großes, absurdes Zwei-Mann-Theater für Kleinkunstbühnen – ein kabarettistisches Kleinod, das man nicht verpassen sollte!

    Redaktion: Ruth Oppl

     Agentur Olivia Reinecke

    Termine

    Lustspielhaus:

    26.09.–01.10.: Dieter Nuhr „Wer’s glaubt, wird selig!“

    02.10.: Roland Düringer „Düringer ab 4,99“

    09.10.–10.10.: Urban Priol „Tür zu!“

    11.10.: Gerd Knebel „Um was geht’s hier eigentlich?“

    12.11.: Hans Hermann Thielke „Jetzt rede ich“

    15.11.: Chuck Klosterman und Markus Kavka lesen „Eine zu 85 % wahre Geschichte“

    16.11.–18.11.: Rick Kavanian „Kosmopilot“

    21.11.: Martin Semmelrogge liest „Das Leben ist eine Achterbahn“

     

    Lach- und Schießgesellschaft:

    03.–14.10.: Arnulf Rating „Reich ins Heim“

    17.–21.10.: H G Butzko „Voll im Soll“

    23.10.: Robert Louis Griesbach „Einfach Griesartig!“

    23.–28.10.: Jess Jochimsen & Sascha Bendiks „Das wird jetzt ein bisschen weh tun!“

    02.11. bis Januar: Lach- & Schieß-Ensemble „Verlängert“, Jubiläumsprogramm 50 Jahre

     

    Drehleier:

    10.–15.10.: K. W. Timm „Kleine Macken“

    18.–22.10.: Severin Groebner „Groebner gesammelt“

    25.–28.10.: Erstes deutsches Zwangsensemble „Mach 3!“

    01.–12.11.: Lästerschwästern „Poppst Du noch oder zeugst Du schon?“

    14.11.–02.12.: Couplet AG „Brot für Bayern“

     

    Theater im Fraunhofer:

    11.–21.10.: Martin Großmann „Der Hilfssheriff von Bulldog

    AdNr:1089 
    2006-09-15 | Nr. 52 | Weitere Artikel von: Ruth Oppl