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    Widerstand

    Das Lied der Moorsoldaten (Dokumentations- und Informationszentrum (DIZ) Emslandlager Tel.: 04961-916306 / ISBN 3-926277-15-7; 2 CDs  19 Tracks, 74:45 min + 20 Tracks, 79:29 min, ausführliches Booklet mit 64 Seiten) ist wohl das weltweit bekannteste Zeugnis des antifaschistischen Widerstandskampfes in Deutschland. Nach einer Prügelorgie der Lager-SS des KZs Börgermoor im August 1933 haben es die Insassen Johann Esser und Wolfgang Langhoff geschrieben und Rudi Goguel komponierte die Melodie. Hanns Eisler modifizierte später die Musik und Ernst Busch hat diese Version u.a. im Spanischen Bürgerkrieg populär gemacht.  Heute gehört dieses schlichte aber eindrucksvolle Lied zum Repertoire von Künstlern in der ganzen Welt. Wie unterschiedlich dieses Lied gesungen wird, in welch verschiedene Kontexte es eingebunden ist, dokumentiert diese ausgezeichnete und sorgfältige Kassette  des Dokumentationszentrums der Emslandlager in Papenburg. 31 Fassungen wurden ausgewählt, verschiedenste Künstler, Stilmittel und Sprachen belegen, dieses Lied beschäftigt bis heute die Menschen.  Ernst und Eva Busch, Hannes Wader, Paul Robeson und Pete Seeger, Punk-, Rock-, und Jazzbearbeitungen, Chor- und Instrumentalfassungen, jede Version setzt andere Schwerpunkte, nicht jede vermag zu überzeugen. Für Interessierte, Musiker und Pädagogen ist diese höchst informative Produktion sehr zu empfehlen.

    Ernst Busch war ein sehr engagierter Sänger und Liedersammler; er hatte zeitweise sein eigenes Label und hat in der DDR mit der "Aurora"-Produktion von 1964 bis 1974 eine einmalige Schallplattenreihe von Liedern, Balladen und Kantaten hinterlassen, die vom Label BARBArossa neu auf CD verlegt wird. Aus dieser Reihe sind aktuell die Nummer 8: An die Nachgeborenen (BARBArossa 01408-2; 22 Tracks, 63:15 min, ausführliche Infos) mit Brecht-Titeln und Nummer 9: Ist das von gestern (BARBArossa 01409-2; 19 Tracks, 50:15 min, ausführliche Infos) mit Tucholsky-Liedern erschienen. Die meisten Texte sind von Hanns Eisler vertont worden, mit dem Busch  eine langjährige Zusammenarbeit verband. Ernst Busch war ein unglaublich ausdrucksstarker und präziser Interpret dieser Lieder, auf jeder CD ist das zu erkennen. Er ist bis heute unerreicht, er setzte Maßstäbe, die bis heute gelten.

    Eva Busch, zeitweise Gattin und Partnerin von Ernst Busch, war eine der bedeutendsten Chanson- und Kabarettsängerinnen ihrer Zeit, ist aber heute weitgehend vergessen. Zu Unrecht wie die CD Zauberlied (duo-phon-records 05193; 23 Tracks; 71:01 min, Infos) zeigt. Ob in Film, Operette oder Revue, diese zarte Person hatte Aussichten auf eine große Karriere, die durch die Naziherrschaft unterbrochen wurde. Ein abenteuerlicher Lebensweg über mehrere Stationen führte sie letztlich nach München, wo sie im letzten Jahr, mit fast neunzig, verstarb. Sämtliche veröffentlichten Aufnahmen von 1932 –1944 sind auf dieser CD versammelt, ihr größter Erfolg: "Ein Kuß, der  muß aus Spanien sein" gleich dreimal.

    Lieder gegen alles (kip records 6024 / Tel: 02064-40366; 15 Tracks, 56:46 min, Infos) singen Georg Kreisler und seine Frau Barbara Peters. Unglaubliche achtzig Jahre ist Georg Kreisler dieses Jahr geworden und spielt seine Lieder aufgefrischt neu ein. Er hat sie neu arrangiert, textlich modernisiert und singt sie mit neuem Schwung. Er ist sowieso der beste Interpret seiner Lieder, auch seine Partnerin hat es schwer da ranzukommen. Wollen wir auf weitere CDs des Meisters hoffen.

    Von den Nazis verfolgt wurden auch die Gebrüder Wolf, Hamburger Volkssänger jüdischer Herkunft. Mit Ludwig Isaac/Wolf sind über drei Jahrzehnte zwei Brüder bzw. nach 1906 nur noch ein Bruder (nach dessen Tod ein Neffe) aufgetreten und haben Couplets gesungen. Sangen sie anfangs auf hochdeutsch, haben sie sich später ganz dem plattdeutschen, hamburgerischen Couplet gewidmet und damit große Erfolge gefeiert. Mit Snuten un Poten (Musik Antik 006 / Tel.: 04101-406010; 23 Tracks, 70:20 min, ausführliche Infos) haben sie Lieder hinterlassen, daß man Heimweh nach Hamburg bekommen möchte, auch wenn man gar nicht von dort ist. Diese flotte Romantik steckt eben an. Die Aufnahmen sind von 1910 –1932, vorsichtig bearbeitet, gut hörbar aber mit angekratzter Patina. (Übrigens Snuten un Poten ist ein Gericht aus gepökelten Teilen vom Schweinekopf und –Fuß, Rezepte s.Internet).

    Wie tragisch mitunter Naziverfolgung und großer Erfolg miteinander verknüpft sein können zeigt die Biographie des großen Textdichters Bruno Balz, dessen 100ster Geburtstag sich am 6. Oktober jährte. Der Name sagt Ihnen nichts? Davon geht die Welt nicht unter, einen Seemann kann das nicht erschüttern und Berlin bleibt doch Berlin! Diese kleine Auswahl zeigt bereits, Sie kennen aber seine Lieder. Zusammen mit dem Komponisten Michael Jary schuf er Hits für Zarah Leander, Heinz Rühmann, Evelyn Künneke, Gerhard Wendland und Heidi Brühl. Selbst Heintjes Mama ist von ihm. Aber der Mann war schwul. Kann denn Liebe Sünde sein? Für die Nazis ja, sie verurteilten ihn zweimal nach dem berüchtigten § 175, sein Name durfte nicht mehr erwähnt werden. Darum kennen Sie ihn heute auch nicht, denn immer noch erscheinen Aufnahmen, wo er fehlt. Damit Sie ihn aber nicht wieder vergessen, sei die folgende CD wärmstens empfohlen: Der Wind hat mir ein Lied erzählt (Monopol records/Koch Universal MON938293/1-2; 2 CDs, 18 Tracks, 53:51 min + 18 Tracks, 49:09 min, ausführliche Infos).

    Lothar Berfelde, der 1944 sechzehnjährig in Notwehr seinen faschistischen Reitpeitschenvater erschlug, ist, zumindest unter diesem Namen, ebenfalls kaum jemandem bekannt. Denn Lothar Berfelde war Transvestit und unter dem Namen Charlotte von Mahlsdorf durfte er/sie bekennen: Ich bin meine eigene Frau (Antje Kunstmann Verlag ISBN 3-88897-315-5; 2 CDs, 11 Tracks, 79:27 min + 11 Tracks, 29:42 min, ausführliche Infos). Die Möbel und Accessoires der (eher unbeachteten) Gründerzeit hatten es ihr von kleinauf angetan und ihr Gründerzeitmuseum in Mahlsdorf/Berlin war einmalig. Nazizeit, Vater erschlagen, schwul, Transe, mit der als Spleen empfundenen Leidenschaft für's Sammeln, DDR-Bürokratie – in diesem Rahmen bewegen sich die Erinnerungen, die sie noch kurz vor ihrem Tode im Ende April 2002 gelesen und aufgenommen hat. Mit ihrer gleichförmigen Stimme schildert sie Begebenheiten aus ihrem interessanten Leben, wobei hier nicht verschwiegen werden soll, daß es durchaus kritische Stimmen zum Wahrheitsgehalt einzelner Passagen gibt. Doch selbst wenn man dem Mythos um Charlotte von Mahlsdorf nicht huldigt, bleiben die Memoiren eindrucksvoll.

     

    Kabarett

    Dietrich Kittner ist seit über vierzig Jahren auf der Piste und macht unbeirrt politisches Kabarett. Kabarett ist für ihn mehr als Unterhaltung, er strebt Aufklärung an. So macht er stets sehr ausführliche und sehr erklärende Programme, gelegentlich auch des Guten zu viel. Politisch steht er dezidiert links, Sozialismus ist für ihn noch kein Schimpfwort, er kritisiert grundsätzlich, gerne auch grob. Die Verhinderung zukünftiger Kriege liegt ihm besonders am Herzen, ein Thema, das seine Programme wie ein roter Faden durchzieht. Die Zeitenwende 11.September 2001 trennt auch die beiden Livemitschnitte seiner Programme Live 2 (edition logischer Garten 004DK02 / Fax: 0511-2834980 / ISBN 3-924526-09-5; 2 CDs, live, 4 Tracks, 45:06 min + 5 Tracks, 70:39 min) mit Ausschnitten aus seinen Programmen "40 Jahre unter Deutschen" und "Mords-Gaudi" und Live 3 (edition logischer garten 005DK02 / Fax 0511-2834980 / ISBN 3-924526-10-9; 2 CDs, live, 6 Tracks, 75:14 min, 3 Tracks, 74:38 min) mit seinem 25. Programm: "Krieg der Tröpfe".

    Den armen Christian Springer befällt eine Türschloßpanik (WortArt 71235/Lübbe / ISBN 3-7857-1235-9; live, 18 Tracks, 67:59 min, Infos). Ein Zitherspieler nachts allein im Treppenhaus, Mantel mit Schlüssel im Taxi vergessen, sinniert und schimpft vor sich hin. Die zweite Figur, ein Gebirgsjäger, tut desgleichen. Zwei bayerische Kleinbürger aus Stadt und Land liefern ein schrecklich-köstliches Psychogramm.

    Joa mei, doa hoams ja den Bock zum Gärtner gemacht: Günther Grünwald als Der Botschafter des guten Geschmacks (Capriola/EFA 071512; 2 CDs live, 14 Tracks, 53:58 min + 8 Tracks, 58:46 min). Ob's um Marienerscheinungen oder bayrerisches Brauchtum geht, der Mann ist von einer fröhlichen, frechen Unverschämtheit und seine Themen und Pointen kommen mit hohem Tempo um die Ecke geschossen. Dieser Ingolstädter Komiker wird mit den Jahren immer besser.

    Geht spielen (WortArt 71237/Lübbe ISBN 3-7857-1237-5; live, 20 Tracks, 76:15 min) rät das Frauenduo Schiffer/Beckmann Frauen, Männern und vor allem Kindern. Was treibt eigentlich vernünftige (?), erwachsene Menschen, sich solche kleinen nervenden Blagen anzuschaffen? Männlein und Weiblein kommen schon alleine nicht recht miteinander klar und mit den Kleinen wird's dann ganz schwierig - für alle Beteiligten. Die beiden Damen führen uns durch die Welt nicht nur der Familien, ein munteres Programm in Wort und Lied.

    Kleine & Linzenich haben Halbzeit (WortArt 71258/Lübbe / ISBN 3-785711-23-9, live, 11 Tracks, 68:32 min), vielleicht wird ja die zweite Hälfte besser. Ein bißchen Rumtunteln, stets bemühte gegenseitige Auskäsereien, flache Gags, einige Geschmacklosigkeiten – es ist einfach zu wenig. Worum es eigentlich geht in dem Programm? Um Herren, die in die Jahre kommen!

    Sie schießen dann bitte ganz wie zu Hause (WortArt 71194/Lübbe ISBN 3-7857-1194-8; 15 Tracks, 67:09 min) rät uns in makaberen Szenen und Minihörspielen Franziska Polanski. Oh, welch köstliche Boshaftigkeitshäppchen. Es ist schon skandalös, daß Kinder immer noch mit Genen geboren werden, wo die doch so gefährlich sind – genfreie Kinder, das ist die Losung. Ein harmlos begonnenes Ehegespräch endet in der Katastrophe, die Bürokratie im Deutschen Zentralinstitut für Humor und Satire treibt einen zur Verzweiflung und bei uns Zuhörern kommt Freude auf. Kurz, knapp und pointenreich sind die Geschichten – wunderbar; die Intermezzos steuern die Biermösl Blosn bei

    Eine Mischung aus ebenso genauer wie netter Alltagsbeobachtung, schräger Phantasie, Umfragen und Musik ist auf der CD Abenteuer des Alltags 1 (Eins A Medien; 16 Tracks, 65:26 min) zu finden. Verantwortlich für diese Mixtur zeichnen Ralf Huwendiek und die Gruppe Feinton und dergleichen ist auch als Rundfunksendung auf BR 2 zu hören. Die Geschichten von Ralf Huwendiek gehen vom ganz Banalen aus und landen am Ende bei grotesken Gedankenverirrungen. Alles ganz unscheinbar, schlicht erzählt, aber es steckt voller Witz und Hintersinn. Oder die Umfragen: Wie stellen sich die Leute Philosophen vor, das ist schon spaßig. Dazwischen interessant arrangierte Coverversionen bekannter Poptitel, die Gruppe Feinton macht ihrem Namen Ehre. Da es noch viele Abenteuer des Alltags zu bestehen gibt, darf man sich auch auf die Nr. 2 freuen.   

    Ein knabbernder Boris Becker auf dem Cover – und schon sind wir beim Thema: Die Hitparade peinlicher Personen (fsr/Mundraub / Edition Tiamat; live, 21 Tracks, 72:02 min). Scharping, Schröder, Blüm, Westerwelle, Jauch, Maffay u.a. werden glossiert, vorgeführt, entlarvt und satirisch analysiert.   Ein großes Team von Autoren hat über Jahre an dieser Hitliste gearbeitet, einige Autoren, wie Klaus Bittermann, Gerhard Henschel oder Wiglaf Droste lesen die Schmähungen darselbst.

     

    Lieder

    Doch Wiglaf Droste, der speckgesichtige Spötter mimt seit einiger Zeit im leicht barock wirkenden Rüschenhemd und Gehrock nicht nur den Lebemann, nein Wiglaf Droste & Das Spardosenterzett sehen auch singend und musizierend die Wolken ziehn (Roof music/indigo/Eichborn ISBN 3-936186-18-9; 16 Tracks, 65:28 min). Ein begnadeter Sänger ist er ja nun nicht gerade, wiewohl seine Stimme einen ganz netten, dunkel-samtigen Klang hat, auch hatte man von ihm schon bessere Texte vernommen. Die Songs des Spardosenkontrabassisten Kai Stuwe überzeugen da schon mehr. Ganz entzückend ist natürlich Katharina Thalbach, die singend, helfend einsprang, sowie der letzte Titel: "Du kleine Löterin" vom verstorbenen Peter Janssens (ist der Name noch geläufig?).

    Ein Spezi von Wiglaf Droste Funny van Dannen ist dagegen ein echter Grooveman (Trikont US 0301; 20 Tracks, 75:12 min). Es ist einfach phänomenal, aus welchem herrlichen Schwachsinn dieser Mann Texte und Lieder gemacht. Von wem hört man schon Lieder über seine Schilddrüsenunterfunktion, oder über Vladimir Putins Cousine? Eingängige Melodien, Geschichten aus dem Leben und Alltag, unprätentiös, mit Hintersinn, Humor und Pfiff, wie nebenbei gesungen, es ist einfach klasse. Übrigens hatte er schon vor dem 11. September oft ein Scheißgefühl, Hand aufs Herz, ging's Ihnen nicht auch so?

    Wie geleckt (Kanapee Künstlerbüro Tel: 0511-3180527; 12 Tracks, 42:47 min, Texte) geht es  nicht zu, wenn Die Hausmeister auftreten. Nein, da sind die beiden Musiker Bernd Tauber und Konrad Haas doch wie die im wirklichen Leben: ziemlich gemein. Aber gut! Die Texte sind treffsicher und intelligent, die Musik vielseitig und die Stimmen kräftig und ausdrucksstark. Das ist beste Unhaltungsmusik zwischen Rock und Chanson, mit Texten, die skurril, böse und fies sind, aber zusammen geht das ab, gefällt, reißt mit. 

    Aber es gibt auch noch Männer angstfrei (Hebebühne Tel: 0511-1612859; 7 Tracks, 29:49 min). Der Dichter Peter Düker und der Musiker Holger Kirleis pflegen einen schwarzen Humor, der bisweilen nicht ohne Melancholie ist. Es geht sarkastisch und ironisch in liebliche Melodien verpackt um das Durchhalten, den Mut fürs Leben; die angstfreien Männer scheinen es gar nicht so leicht zu haben. Ihrem Landeshauptstädtchen Hannover haben sie auch noch ein nettes Lied gewidmet, sie pflegen also auch der Romantik.

    Die U-Bahn Kontrollöre in tiefgefrorenen Frauenkleidern besingen Gesichtsgünther (Nacktmull 36893-01/bellaphon 18 Tracks, 67:28 min, Texte). Diese fünf schrägen Vögel treiben's a cappella, das können die richtig gut, aber für die Texte sollten sie die Kinder wegsperren und den guten Geschmack gleich dazu. Aber dann werden sie ihre Freude daran haben. Über vollgesabberte Kissen am Morgen, dicke Dödel oder das Katasteramt hört man nicht allertag ein fröhliches Liedchen.

    Sollten Sie aber lieber die saubere mainstreet entlangwandeln wollen, müßten Sie jedoch die mundart (MCP 169290 / Tel.:+43(0)2242-32622; 19 Tracks, 63:44 min) in Kauf nehmen. Diese drei Herren und zwei Damen singen ihre a-cappela-Parodien zu bekannten Melodien nämlich auf österreichisch. Das macht sie für norddeutsche Ohren etwas schwer verständlich, doch das Booklet hilft. Dann aber ist das ganze ein Genuß, weil die Texte gut sind und musikalisch paßt's sowieso.

    Sie müßten mal zum Doktor geh'n, Herr Doktor (Musik Antik Tel: 04101-406010; 24 Tracks, 73:19 min, Beilage), lautet der wohlmeinende Ratschlag dieses netten Samplers, der Kabarettnummern über Ärzte und die Medizin vereinigt. Waldoff, Reutter, Gerron, Valentin u.v.a. singen und spielen Vergnügliches zum Thema. Eine nette Idee diese leicht angestaubten Stücke zusammen zu stellen, ein nettes Mitbringsel, statt der ewigen Flasche Rotwein.

    Die eierlegende Wollmilchsau (Johannes Eidt Tel.: 0541-21717; 4 Tracks, 18:28 min) gibt es sowieso nicht, aber daß ein bildender Künstler mit 65 noch zum (Protest-) Sänger wird, hat schon was davon. Johannes Eidt hat sich in der Welt umgetan, malt und druckt jetzt in Osnabrück – und hat dort auch das Singen eigener Lieder angefangen. Zeitkritische Lieder zur Gitarre, heute wieder eher selten, manches holpert noch ein wenig, aber seine Lieder haben einen eigenen, interessanten Klang, mal sehen was in Zukunft noch von ihm zu hören sein wird..   

    Zum Schluß der Musik noch etwas exotischeres: Dank der Einwanderung ins Land kommen jede Menge kulturelle Impulse, die bereichern. Trajo (Raumer records 15102; 13 Tracks, 54:56 min, Infos) = Leben, heißt ein Programm mit Zigeunerliedern, das Kerstin Katjusha Kozubek mit der Pianistin Irina Lakia aus Tiblissi aufgenommen hat. Die Lieder der Sinti und Roma, wie sie in Rußland gesungen werden – voller Seele, Rhythmus und Hingabe. In diesen Liebesliedern brennt ein Feuer, das man spürt auch wenn man die Worte nicht versteht.

    Dostum – 8 türkische Lieder so einfach der Titel, so schön die Musik des Quintetts Sevgi & Merhaba. Türkische Musik vom 16. Jahrhundert bis heute, sehr melodisch und angenehm arrangiert, präsentiert sich das neue Album der deutsch – türkischen Gruppe aus dem Ruhrgebiet (erhältlich unter www.sevgiundmerhaba.de). 

    Männer sind Schweine...Frauen aber auch! - Mario Barth, der Berliner Senkrechtstarter im Comedy mixt seinen Charme, Frechheit und Chauvinismus mit der Lebenserfahrung eines Endlich-Dreissigers - einer der Alles über die Beziehungen zwischen den Geschlechtern kennengelernt hat - mal schmerzlich, mal wehhhleidig, mal reumütig. Aber stets komisch und sehr gut unterhaltend! Ein Tip für Alle, die schon Alles über Männer und Frauen wissen. CD (32 tracks, BMG). Wer gerne aufmerksam  - auch auf Zwischentöne - hört, wird sich sicher mit der neuen CD Leibeslieder von Wiebe Wideck, ebenfalls aus Berlin, anfreunden: Chansons, die anrühren, man spürt die Wärme und Liebe einer Frau zu ihrem Kind, das noch nicht auf der Welt, doch schon einen großen Einfluß auf sie ausübt. Widek erzählt aber auch Geschichten aus dem Leben, Alltägliches neu gesehen und erfrischend auf den Punkt gebracht – oder auch auf die Pointe. Eine sehr angenehme musikalische Begleitung der Musiker Meyer-Klement (Piano), Siebold (Gitarre) und Potratz (Kontrabas) rundet die CD perfekt ab. Absolut hörenswert! (erhältlich bei duo-phon-records Berlin Nr. 01953 – 15 tracks).

     

    2002-12-15 | Nr. 37 |