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    Wo geht’s denn hier zum Dom?

    Lustiges und Absurdes auf dem 1. Kölner Stadtentdeckungsfestival

    Die Köln Comedy Festival GmbH, seit 1991 Veranstalter des gleichnamigen Festivals und Verleiher des Deutschen Comedy Preises, hat im April 2005 in Köln ein neues Festival gestartet, das zunächst gar nicht comedyhaft klingt: „Expedition Colonia – Das Stadtentdeckungsfestival“.

    TROTTOIR sprach mit dem Veranstalter Achim Rohde.

    Lustige Stadtführungen? Ist das eine neue Form von Comedy oder ein ganz neues Geschäftsfeld?

    Beides. Das Köln Comedy Festival präsentiert jedes Jahr zwar bis zu 140 Bühnenveranstaltungen, aber es gibt auch immer wieder Ideen außerhalb der Bühnenshows. Im Festival macht es für uns keinen Sinn, uns mit den niedrigpreisigen oder kostenlosen Stadtführungen selbst Konkurrenz zu machen, deshalb reifte die Idee zu einem eigenständigen Event.

    „Expedition Colonia“ zeigt aber nicht nur Comedy?

    Richtig. Bei der Planung stellten wir fest, dass es in Köln ein großes Potenzial für alle möglichen Führungen und Entdeckungstouren gibt. Die Leute, die solche Führungen anbieten, sind eigentlich alle Entertainer, die ihr spezielles Fachwissen in einem lockeren Stil an die Besucher vermitteln. Als Basis haben wir den Themenkomplex „Großstadt“ genommen und Türen geöffnet, die sonst für Externe verschlossen bleiben: Fordwerke, Fernwärmetunnel, Museumswerkstatt, Hinter den Kulissen der Oper, Flughafenfeuerwehr etc.

    Darauf setzen wir Führungen zu Sachthemen, die unterhaltsam präsentiert werden, wie z. B. Geschichten über die Kölner Henker im mittelalterlichen Kostüm. Wir haben aber auch völlig erfundene Geschichten, wie die von der bei einem Empfang im Museum verschwundenen Lady Diana.

    Comedians erklären die Feuerwehr?

    Nein, das machen die Feuerwehrleute besser selbst. Unsere Comedians haben Geschichten entwickelt, die in Form von Stadtführungen erzählt werden. Eigentlich eine Form von mobilem Straßentheater in anderer Verpackung.

    Ich habe das mobile Theater immer bevorzugt, weil es nicht nur die Künstler, sondern auch das Publikum herausfordert, nach dem Motto „Will ich da noch weiter mitgehen oder zweige ich dahinten ab ins Kaufhaus?“ Eine direktere Erfolgskontrolle gibt es nicht. Wer 300 oder mehr Zuschauer durch eine Altstadt, durch einen Park oder sogar Wald mitziehen kann, ist für mich ein großer Künstler.

    Aber die klassische Stadtführung hat doch nur 20 Teilnehmer. Wie rechnet sich das für die Künstler?

    Wir haben bei „Expedition Colonia“ neben der traditionellen Taktung „ein Führungstermin pro Woche“ mehrere neue Modelle erprobt.

    Version 1: Kleine Führung öfter anbieten: Wenn die Führung mit 25 Teilnehmern sich gut verkauft, hat man pro Termin 200,– bis 300,– Euro in der Kasse. Man kann bis zu drei Termine pro Tag ansetzen, dazu ist der technische Aufwand der Führungen gering oder null. Wir reden also nahezu über Brutto=Netto-Erlöse.

    Wenn man nur eine Führung am Tag anbietet, kann man im Umfeld Kölns abends noch woanders spielen und die Führung als Zusatzgeschäft sehen. Mittelfristig addieren sich dann auch die niedrigen Einzeleinnahmen ganz gut.

    Version 2: Kapazitäten vergrößern. Wir haben Führungen mit 40 bis 100 Teilnehmern erprobt und insgesamt hat das gut funktioniert. Hier kommt dann richtig Geld auf den Tisch.

    Version 3: Die Führung als kostenneutrale Werbung sehen. Mit unserem Werbeaufwand und durch die Kooperation mit den Kölner Medien erreicht man mit einer guten Idee ein Vielfaches an Aufmerksamkeit im Vergleich mit dem schriftlichen Werbe-Abdruck für ein normales Gastspiels in Köln.

    Was sagen die Besucher?

    Die Resonanz der Besucher war extrem positiv. 2005 hatten wir mit 8.000 Tickets bereits 80 % Auslastung bei 270 Veranstaltungen. Wir sind sicher, dass wir 2006 nahtlos daran anknüpfen und eher gegen 100 % Auslastung tendieren werden.

    Wie entstehen die Ideen für neue Stadtführungen?

    Unsere Vision für die Künstler ist die der „Selbst-Auftragsproduktion“. Ich glaube, dass die Zeit der Geschmacksverwalter wie z. B. der INTHEGA abgelaufen ist. Als es noch Kulturbudgets gab – die Älteren werden sich vielleicht erinnern – waren Programmentscheidungen bereits oft nicht nachvollziehbar. Mittlerweile hat sich das wirtschaftliche Risiko so stark auf die Produzenten und Künstler verlagert, dass es an der Zeit ist, über andere Formen der Veranstaltung nachzudenken – ohne den Flaschenhals der Geschmackskontrolle durch ein Kulturamt o. ä.

    Statt eines allmächtigen Programmchefs, der Subventionen verteilt, gibt es zukünftig immer mehr gemeinsame strategische Überlegungen dazu, ob ein Projekt Akzeptanz bei den Besuchern finden wird, und dann wird das gemeinsam und arbeitsteilig realisiert.

    „Expedition Colonia“ ist deshalb inhaltlich und strukturell eine durchaus konsequente Weiterführung unserer Modelle wie Gruppenkarussell, Kindertheater des Monats etc.

    Das waren erfolgreiche, aber öffentlich subventionierte Projekte. Wie finanziert sich „Expedition Colonia“?

    Wir haben zunächst mal auf öffentliche Gelder verzichtet. Zum einen ist da derzeit nichts zu holen, zum anderen holt man sich nach wie vor oft für Kleckerbeträge publikumsferne, ideologische Positionen ins Haus, die dem Projekt nicht zuträglich sind. Ab 2006 werden sich die Führungen selbst finanzieren, unsere Overhead-Kosten sollen durch Sponsoren getragen werden.

    Kontakt: Achim Rohde, Expedition Colonia Stadtentdeckungsfestival, 8. bis 30. April 2006 –

    Veranstalter: Köln Comedy Festival GmbH, Schanzenstr. 22, 51063 Köln,Tel. 02 21-65 09-65 01, Fax 02 21-65 09-9 65 01,
    E-Mail: info@expedition-colonia.de.
    Internet: www.expedition-colonia.de

     

    2005-09-15 | Nr. 48 |