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    Zum 100. Geburtstag: Kabarett aus Bayern,...

    Gerhard Polt macht sich so seine schrecklichen Gedanken: Und wer zahlt's? (Kain & Aber Records/Eichborn ISBN 3-906547-36-; 11 Tracks, 67:08min, live). Hinterfotzig sinniert, redet, kichert er vor sich hin. In verschiedenen Rollen breitet er Unsägliches aus über die Nachbarschaft, die Ausländer und ihr Ausland, den Alltag und die Politik. Ob typisch bayrisch/deutsch oder in Neudeutsch, langsam und auf Umwegen schleicht er sich mit makaberem  Humor an sein eigentliches Thema heran, daß einem das Lachen im Halse stecken bleibt. Als einer der besten Kabarettisten des Landes beweist er auch auf dieser CD seine überragende Stellung.

    Von ähnlichem Kaliber, doch anderer Art ist Bruno Jonas mit seinen Jonas Classix (Chlodwig Musik/BMG 74321797242; 20 Tracks, 71:37min, live). Er ist ein großer niederbayrischer Erzähler, der seine erhellenden Gedanken aus Biographischem, aus Beobachtungen und Assoziationen entwickelt. Frech und schlagfertig plaudert er über Land und Zeit. Wenn Akademiker Bettler und Wirte werden, wenn das bayrische Abitur und das große Latinum für's moderne Leben mit Computerspielen nicht mehr ausreichen, dann gerät die Welt des B.J. aus den Fugen. Da muß er drüber reden. Temporeich vermittelt er uns seine Fragen, Einsichten und  Erkenntnisse. Er stellt Ansprüche an unsere Welt ohne sich Illusionen über ihre Verbesserbarkeit zu machen. Aus dieser Spannung erwächst sein Humor. Daß der gute Mann nicht nur reden sondern auch singen kann, belegt diese anregende CD zudem.

    Maria Peschek führt uns Öha! Online in die bayrische Seele (Mood/Zweitausendeins Bestellnr. 69095; 11Tracks, 65:09min, live) ein. Sie entfaltet im dezenten Dialekt aus privaten Geschichten ein eindrucksvolles Panorma, in dem sich kleinbürgerliches Leben mit all seinen Untiefen entfaltet. Wenn sie z.B. erzählt, wie sich eine ältere Dame in der U-Bahn nur deshalb mutig für Ausländer und gegen Glatzen einsetzt, weil sie meint, sich in einer Aufzeichnung für die "Versteckte Kamera" zu befinden, dann verknüpft sie kunstvoll und realistisch verschiedene gesellschaftliche Problemfelder miteinander. Ihr Auftritt ist recht unprätentiös, doch durch ihre authentische Art und ihre erzählerische Dichte gewinnt sie zu recht ihr Publikum.

    Die Dame und die drei Herren der Couplet-AG gestalten mit bayrischer Volksmusik und Szenen sehr erfolgreich ihren satirischen Heimat Report (Balance München BAL-9525-1; 28 Tracks, 70:46min, live, Booklet mit Texten). Ihr Spott trifft die Bayrische Staatsregierung ebenso, wie Herrn Moshammer, Esoterikfutzis, Lehrer, Heimwerker, VHS-Bauchtanzkursbesucher und viele(s)  andere. Was macht die Gruppe so außergewöhnlich? Sie verbinden einen derben Witz, der treffsicher Mißstände, Aufgeblasenheit und falsche Attitüden aufspießt mit origineller, volkstümlicher Sing- und Spielweise. Diese Art von Kabarett gibt es  nur in Bayern!

    Die Brüder Rainer und Dietmar Panitz, besser bekannt als die Mehlprimeln, produzieren seit den siebziger Jahren hervorragende Kleinkunst. Sie wohnen und spielen im bayerisch-schwäbisch Kaisheim, ziehen von dort ihre Kreise und sind trotz vieler Programme, CDs, Gastspiele und Fernsehauftritte ein Geheimtip geblieben. Ihre neuste CD Titeppanetug (Panitz 010/Tel.: 09099-2366; 21 Tracks, 54:49min, Booklet mit Fotos), die sie mit einigen slowakischen Musikern eingespielt haben, belegt vor allem ihr musikalisches Können. Ob Klezmar oder Volkslied, ob Flamenco oder Blues, sie beherrschen ein breites Repertoire. Die kabarettistischen Texte von Rainer Panitz, Graßhoff, Villon und Martin Oswald sind ebenso breit gefächert.

    Nonsens findet sich, Kritisches zur Zeit und Traditionelles. Ein gelungenes Scheibchen, kunstvoller als die früheren, übrigens in einer sehr praktischen CD-Box.

    Aufgemerkt! (Mood/Zweitausendeins Bestnr.69094; 12 Tracks, 68:49min, live, Booklet) fordert Frank-Markus Barwasser, alias Erwin Pelzig, dieser schneidend nörgelnde Franke bei seinen ausschweifenden und umwegigen Erörterungen der Welt. Er schwafelt über den Fortschritt, die Gentechnik, Sigmund Freud, die Wiedergeburt, Hausgeräte, die Pädagogik,  also einmal querdurch. Dabei stößt er auf seinen Umwegen immer wieder auf Erkenntnisse, so daß seine Rederei nicht banal wird.

    Günter Grünwald ist dagegen nur Der Komiker (EFA 1875071472; 15 Tracks, 60:03min). Er labert einigen Schmarrn daher, der erst recht harmlos anfängt und dann zunehmend abstruser, alberner, derber und verblüffender wird. Seine Drecksaunummer über ausländische Ehefrauen, seine Radioparodien: Drecksgeschwafel und seine Moshammerparodie Jacques Sacques seien als zarte Andeutungen hier nur erwähnt. Es gibt Feinfühligere und Schlechtere als Herrn Grünwald, wer's deftiger mag, wird's mögen.

     
    aus Preußen/Hauptstadt Berlin,...

    Martin Buchholz  findet nicht, daß in der Berliner Republik Alles in bester Verfassung (Harriet Eder Verlag/Fax 030-88615229; 2 Tracks, 64:43min, live) ist. Der ehemalige Journalist ist ein Wortspieler, der Zusammenhänge begreift, indem er Begriffe wörtlich nimmt und ihnen etymologisch und logisch beikommt. Lehrreich und lachhaft ist seine Analyse deutscher Verfassungswirklichkeit. Trotz gelegentlicher Überschneidungen zu früheren Programmen, ist ein originelles Programm entstanden, daß seinesgleichen sucht.

    Der Schnellquassler Arnulf Rating kommt mit dem Berlin Express (con anima/Eichborn ISBN 3-931265-22-6; 27 Tracks, 77:55min, live, Booklet) Montag früh aus Bonn und mit ihm eine illustre Schar von Abgeordneten, Geschäftemachern, Rentnern und Zugbegleitern. Rating auf seiner Spezialstrecke: mit klugem Witz und Klamauk schlüpft er rasant in alle Rollen und zeichnet ein kritisches, chaotisches und komisches Politpanorama.

    Ein eher unspektakulärer Erzählkabarettist ist dagegen Frank Lüdecke. Der Humor, den Der Nullblicker (con anima/Eichborn ISBN 3-931265-24-2; 13 Tracks, 77:03min, live, Booklet) pflegt ist spröder, intellektueller, unterkühlter. Tagespolitik ist seine Sache nicht, er ist den Stimmungen und grundwesentlichen Zeiterscheinungen auf der Spur. Ein wirklich nettes Programm über Kultiges, Gesundheitskassen, Farbberater und die Probleme mit Joesy, das mit überraschenden Soundeinschüben und zwei Liedern aufgepeppt wird.


    dem Rest des Landes...

     Alkoholprobleme in Dänemark (Kain & Aber/EFA 22754-2/Eichborn ISBN 3-906547-11-6; 24 Tracks, 77:01min, Booklet) behandelte einst der vielseitige, brillante und tragisch geendete Heino Jaeger. Eckhard Henscheid hat eine Auswahl sehr unterschiedlicher Stücke zusammengestellt, die aber fast alle wunderbare Medienparodien sind. Interviews, Reportagen, Berichte, Diskussionen werden mit einer unvergleichlich präzisen Diktion parodiert, man lernt, es kommt offenbar bei dergleichen gar nicht auf den Inhalt an, sondern auf r(w)ichtigen Ton. Heino Jaegers seriöse, bedächtige, aber urkomische Art zu sprechen baut eine Spannung auf, wie Vollgas und Vollbremsung gleichzeitig. Das ist so subtil, spannend und witzig, daß man kaum zum Lachen kommt, einem am Ende aber vom ununterbrochenen Schmunzeln die Gesichtsmuskeln weh tun.

    Stimmt so (WortArt 78079/ISBN 3-931780-79-1; 30 Tracks, 76:43, live, Booklet) für Urban Priol, als leidgeprüften Stadtrat bei seinem dritten Soloprogramm. Unsinniges bürokratisches Gestrüpp selbst in kleinen Kommunen können einem schon ganz schön den Spaß verderben, und dem Publikum denselben bereiten. Doch holt er weiter aus und begibt sich auf eine Stammtischskandalsafarie durch einen Dschungel der vielen politischen Großskandale von Barschel bis Kohl und von Flick bis Glykol. Ein rundes Programm, das zwischen kleiner und großer Politik und zwischen Privatem und dem Alltag vergnüglich hin und her pendelt

    Ich mag mich trotzdem (WortArt 78075/ISBN 3-931780-75-9; 23 Tracks, 72:32min, live, Booklet) befindet Andreas Rebers und man möchte das nach seinem Soloprogramm auch verstehen. Er plaudert und singt nett über sich, über Lehrer, Hausmeister, Bayern und vor allem über Küchen.

    Phallstudien zum Geschlechterk(r)ampf (WortArt 71123/ISBN 3-785711-23-9; 10 Tracks, 68:49min, live, Booklet) nennen die Herren Kleine & Linzenich ihr Programm. So bemüht augenzwinkernd der Titel, so bemüht, trotz einiger gelungener Gags, das ganze Programm.

    Ich komme...! (BMG 74321757212; 15 Tracks, 77:25min, live, Booklet) braucht Rüdiger Hoffmann nur zu verkünden und die Hütte ist voll und das Publikum begeistert. Ein erstaunliches Phänomen, denn der Mann agiert eher sparsam und stets ziemlich gleich. So auch auf dieser CD. Ich weiß gar nicht ob Sie's wußten, aber die obskuren privaten Geschichten beginnen langsam und steigern sich dann ins Gemeine. Singen kann der Mann übrigens ganz passabel!

    Piet Klocke, alias Professor Schmitt-Hindemith, erlebt seine Abenteuer im Dioptrinanzug (Kein & Aber/EFA 22770-2/Eichborn ISBN 3-906547-39-6; 2 CDs, 5 Tracks, 78:40min, live und 14 Tracks, 37:03min)

    Dieser zapplige, zerstreute  Meister nicht zu Ende gesprochener Sätze und Gedanken erzählt seine skurrilen Geschichten. Da Herr Klocke viele Jahre als Musiker sein Brot verdient hat, gibt's auf der zweiten CD Kostproben des musikalischen Könnens.

    Sampler: Die 4. Wahrheit über Deutschland (WortArt 71122/Lübbe ISBN 3-7857-1122-0; 13 Tracks, 53:46min) mit Ausschnitten von WortArt-Künstlern wie Rogler, Schroth, Schiffer/Beckmann, Lachmann u.a.

    Gipfelstürmer (WortArt 71086/Lübbe ISBN 3-7857-1086-0; 11 Tracks, 61:28min, Booklet) heißt eine Veranstaltungsreihe in Hamburg zur Förderung des Nachwuchses bei Kabarett und Comedy. Sieben Künstler sind auf der CD, u.a. Irmgard Knef und Alf Poier. Eine sehr empfehlenswerte Scheibe, die darauf hoffen läßt von diesem Nachwuchs noch einiges zu hören.


    und jede Menge Chansons und Lieder

    Hannes Wader singt...(Conträr/Indigo 9245-2/ISBN 3-932219-29-5; 12 Tracks, 37:25min, ausführliches Booklet mit Texten) hieß die erste LP des Sängers 1969 und sie ist eine seiner schönsten immer gewesen. Einerseits der stille Charme von  "Begegnung" (mit dem R. Mey bekannter wurde), anderseits die makabere Ballade von "Frau Klotzke" markierten Waders Einstieg in seine Liedermacherkarriere.

     Zu jener Zeit begeisterten auch zwei Sänger mit Gitarren, die als Vorläufer des heutigen Comedybooms gelten können: Schobert & Black. Nur hatte Blödelei damals noch etwas Subversives und sie fühlten sich Inhalten durchaus verpflichtet. Lebend (Duophon 01933; 16 Tracks, 70:49min, live, Booklet) heißt die CD, die viele ihrer Lieder, berühmten Ansagen und Limericks  enthält. Schön, daß es mal wieder etwas von ihnen gibt.

    Jahre später (Conträr/Indigo 9620-2; 14 Tracks, 58:13min, Booklet)  erscheint nun endlich auch eine CD von Ulrich Roski, der ebenfalls in den siebziger Jahre seine großen Erfolge hatte, mit Liedern zum Klavier voller Alltagstücken und Mißgeschicke. Sein lakonischer, schwarzer Humor gipfelte in der Weisheit: Man darf das alles nicht so verbissen seh'n.

    Gib mir 'ne Hand voll Glück (Buschfunk 02192; 25 Tracks, 78:15, Booklet mit Texten) fordern die Herren Panach & Kunert. Die beiden Ex-Renfter gehören zum Besten, was der deutschsprachige Liedermacherrock hervorgebracht hat. Ungestüm, sensibel, frech, derb und lebensnah präsentieren sich beide auf dieser CD mit Live-Mitschnitten von 1977-1993.

    Wenn Künstler Lieder von Georg Kreisler bei Auftritten singen ist das nachvollziehbar, da dessen Chansons Standards setzten in den letzten Jahrzehnten. Wenn aber jemand Kreislerlieder auf CD bannt, ist Vorsicht geboten, da das Original erhältlich ist und eigentlich nicht übertroffen werden kann. Doch Karsten Troyke singt Kreisler (Raumer Records Tel:. 030-44358460; 19 Tracks, 66:23min, live) auf seine eigene Art. Seine rauchige Stimme und seine Interpretationen heben sich wohltuend von den üblichen Kreislerimitationen ab und geben den Lieder einen eigenen Charakter.

    Wieviel kulturellen Gewinn Deutschland aus Zuwanderung erfährt, kann man gerade in Berlin immer wieder erleben, so man denn mag. Mark Aizikovitsch, ein großer stattlicher Mann Mitte fünfzig aus der Ukraine, mit einer kräftigen warmen Stimme, trägt Lieder verfolgter jüddisch-sowetischer Dichter vor: In jiddischn Wort(Raumer Records Tel.: 030-44358460; 15 Tracks, 62:35min, Booket mit Infos). Er war in seiner Heimat ein bekannter Popsänger und setzte sich 1990 in die DDR ab. Als A. Lustiger ihn 1998 bat, die Präsentation seines Buches "Stalin und die Juden" musikalisch zu umrahmen, fing er an zu recherchieren. Eine CD mit beeindruckenden Liedern ist dabei herausgekommen, die von Leid und Zuversicht, vom Leben und Sterben sowjetischer Juden erzählt.

    Jocelyn B. Smith aus Queens/New York ist 1984 nach Berlin gekommen. Sie hat sich hier vor allem in der Jazz-Szene einen guten Namen gemacht. Vor zwei Jahren freundete sie sich mit Mikis Theodorakis an und es entstand die Idee ein Theodorakisprogramm zu machen: Margarita (Blondell Tel.: 030-23508422; 13 Tracks, 54:55min, Booklet mit Texten). Sie singt die Titel in Englisch und auf eine ganz eigene Art, die sich abhebt von den bekannten Interpretationen. Man hört die Lieder ganz neu, jenseits aller Folklorestimmung. Als Sahnehäubchen singt sie noch im Duett mit dem Altmeister Schuberts Lindenbaum. Ganz entzückend!

    Es ist geradezu unglaublich: Judy Winter ...singt Bob Lennox (Duophon 01943; 15 Tracks, 50:52min, Booklet), wer hätte noch vor Jahren gedacht, daß diese Schauspielerin so hervorragend singen kann. Diese samtige Stimme war eigentlich immer auffallend, aber erst seit der "Marlene" war es allen sonnenklar. Ob deutsch, ob englisch, ob Schlager, Chanson oder Popsong, sie beherrscht die Genres, als ob sie nie etwas anderes gemacht hat.

    Bukowski Waits for us (BuschFunk 04712; 26 Tracks, 77:39min, live) nennt sich eine Bar-Revue, die große Erfolge feiert. Die deftigen Texte von Charles Bukowski, vorgetragen von K.-H. Heil, und die schräge Musik von Tom Waits, gesungen und gespielt von M. Kiessling und der Band "The Rain Dogs", ergeben eine atmosphärisch dichte Mischung.

    Wenn sich Die Geschwister Pfister anderer Leute Lieder annehmen, dann wird es optisch bunt und musikalisch beschwingt. On the run  (Traumton Records 4450; 22 Tracks, 66:36min, live) ist wieder solch eine süße Mischung nationaler und internationaler Ohrwürmer, ironisch leicht präsentiert. Die drei Hübschen verstehen gute Laune zu verbreiten, auf musikalisch höchstem Niveau.

    Junge, Junge... (BMG Ariola 74321753172; 19 Tracks, 60:41min, Booklet mit Texten), musikalisch ebenfalls eine gute Figur macht Harpe Kerkeling. Die Texte sind natürlich albern, aber der Witz hat Pfiff. Lateinamerikanisches, Disco, Kasatschok, Sirtaki, Reggae, schleimig, fies, trunken, dümmlich, hessisch, charmant seien nur ein paar Stichworte, die sein Liederspektrum charakterisieren.

    Wie unterhaltsam der alte Geheimrat sein kann belegen die drei Herren von Liederjan mit ihrem Seufzer: Ach, du mein Goethe! (Pläne 88857; 21 Tracks, 73:45min, live, Booklet mit Texten). Neben bekannten Gedichten/Liedern z.B. aus dem Faust, werden auch einige Texte über den alten Herren von Willi Bredel, Bernstein und aus eigener Feder zu Gehör gebracht.

    Die fünfte CD von Funny van Dannen heißt Melody Star (Trikont 0274-2; 18 Tracks, 58:48min, live Booklet mit 3 neuen Storys). Seine schlicht aber raffiniert heruntererzählten Lieder, voller hintersinnigem, staubtrockenem Humor sind nur schwer zu beschreiben oder zu vergleichen. Wo hört man sonst etwas über Brieffreunde, den Weltschmerz, über Hausmänner und das allgemeine Lobdefizit. Der Mann ist einfach eine Klasse für sich.

    So bin ich (ricca RVB 48013; 12 Tracks, 41:10min, Booklet mit Texten) sang Romy Haag auf ihrer ersten Platte vor zwanzig Jahren. Inzwischen hat sich viel geändert, aber die stimmungsvollen Chansons von Klaus Hoffmann sind heute noch hörenswert.

    Sorglos (Duophon 01913; 13 Tracks, 51:02min, Booklet mit Texten) kann Celina Muza in die Zukunft blicken, denn mit ihren jazzigen Chansons kann sich die polnische Sängerin hören und sehen lassen.

    Frauen sind keine Engel (Pläne 88853; 18 Tracks, 63:54min, Booklet)  meint Sylvia Anders, doch warum singt sie dann die Chanson Klassiker als ob? Hollaender, Neumann, Vian, Aznavour, Kästner, alles viel zu artifiziell, weniger schön wäre schöner. Gerade Kästner hat doch in seiner "Ankündigung einer Chansonette" erklärt worauf's ankommt.

    Lothar von Versen, ein Kabarettist seit vielen Jahren, singt auf französisch/italienisch/berlinisch Jazons-Big Star (Raumer Records Tel.: 030-44358460; 7 Tracks, 24:41min) und das sogar recht gut. Aber ein paar mehr von dieser Sorte könnten's schon sein auf einer CD.

    Dieter Huthmacher, ebenfalls seit vielen Jahren mit Gitarre und Liedern umtriebig, hat zwei neue CDs herausgebracht. Die schaurige Ballade von der Raubmörderin Gertrude (Doppelfant Tel.: 07053-1593/ISBN 3-87407-461-7; 14 Tracks, 49:28min, Booklet) beschreibt in 14 Liedern die tragische Geschichte einer Mörderin aus seinem Heimatort, die 1818 hingerichtet wurde und deren Kopf  zur Abschreckung/Belustigung auf dem Marktplatz von Calw aufgespießt zur Schau gestellt wurde. Ein außergewöhnliches Programm, eine Liedergeschichte.

    Ein wenig melancholisch sind die Herzkirschen (Doppelfant Tel.: 07053-1593; 14 Tracks, 52:06min), die er besingt. Hier ist ein Liedermacher alter (hoher) Schule zu Werke, mit schönen, reifen Liedern.

    äTännschen sind Zu guhd für diese Welt (Loewenzahn/BuschFunk LZ 2412; 17 Tracks, 57:39min, Booklet mit Texten). "Mir Sachsen ham keen Dialegd" behaupten die drei Jungs der Rockband ganz keck und legen ganz munter damit los

    Zum festlichen Schluß noch ein kulinarisches Vergnügen: Forelle blau aus der Tütensuppe (WortArt 78078/ISBN 3-931780-78-3; 17 Tracks, 76:00min, Booklet mit 17 Küchengedichten). Der Autor Günter Frorath schreibt Kurzgeschichten und Gedichte rund um die Küche, die mit großen Erfolg im WDR und im SWR laufen. Zum Nachhören und Nachlesen dieser ganz entzückenden Preziosen sei diese CD empfohlen

     

     


        

     

    2001-03-15 | Nr. 30 |