Im Frühjahr 2006 treffen wir Grotest Maru im Kunsthaus KULE (Kunst und Leben) in Berlin, wo die Gruppe von Ursula Maria Berzborn und Nils Dümcke gegründet wurde.
T: Grotest Maru feiert 2006 das 10-jährige Bestehen! Wisst ihr noch, wie 1996 alles anfing?
GM: Stelzenlaufen lernten wir 1992 von Schülern des Bread and Puppet Theatre und sind mit Szenenbildern bei politischen Demos mitgegangen. Von Anfang an lag der Fokus auf der Straße, galt dem Bilder- und Bewegungstheater. Eine intensive Zusammenarbeit mit Derevo (Rus) gab uns einen starken Einfluss in Richtung surreale Bilderwelten.
1999 starteten wir unsere erste, selbstfinanzierte Tournee nach Polen, Italien und auch zum Tollwood Festival in München.
T: Wer sind die Persönlichkeiten hinter GROTEST MARU?
GM, Berzborn: Ich komme eigentlich aus der Bildenden Kunst, habe Kostüm- und Bühnenbild studiert. Nils ist Entwicklungshelfer, der von der Agrarkultur zur Theaterkultur wechselte. Es haben bisher über 100 Künstler/-innen in Grotest Maru mitgewirkt, von denen jede/jeder wichtig war und neue Ansichten, Techniken und kreatives Potenzial mitbrachte.
T: Woher kommt der Name GROTEST MARU?
GM: Es ist ein Wortspiel:
- grotesk, in Anlehnung an Commedia dell’ Arte, die grotesken Tänze der 20er und den Butohtanz
- Protest, weil wir an die politische Notwendigkeit des Theaters glauben.
-Test, weil wir mit neuen Ausdrucksformen experimentieren.
Maru verdeutlicht den irrationalen Teil, es bedeutet: Kreis, Zusammenkunft von Menschen, Unendlichkeit, Reisen.
Grotest Maru macht Visuelles Theater, unsere Inszenierungen sind immer ortsspezifisch. Der Stadtraum, seine Architektur, eine Landschaft sind unsere künstlerischen Arbeitsfelder. Wir erarbeiten auch Bühnenstücke, dann konzentrieren wir uns auf andere Aspekte des visuellen Körpertheaters, z. B. Schattentanz, visuelles Varieté.
T: Wie überlebt ihr die Winter?
GM: Wir finanzieren uns nur aus den Gagen. Alle haben noch andere Jobs, was die Organisation des Zusammenarbeitens erschwert. Was uns zusammenhält, ist der Idealismus und die Verbundenheit zum Theater.
T: 10 Jahre Grotest Maru, und nun?
GM: Wir feiern! Am 30. 9. in Berlin ein großes Fest mit einer Revue durch das gesamte Werk, am 6. Mai die neue Version unseres Stückes MURA in Duisburg mit brennendem Skulpturengarten unter Stelzenfiguren am 30 Meter hohen Kran, vor den Toren der Fußball-WM und im Juli auf Tour in Kanada.
T: Wie bereitet ihr euch auf die Sommertournee vor?
GM: Meistens zweiwöchig auf dem Land, jetzt suchen wir einen Arbeitplatz in Berlin oder in der Nähe, eine Basis, um verstärkt vorzulegen in einer Zeit, die nach „Aufgeben“ riecht ...
T: Was wünscht ihr euch für die Zukunft des Straßentheaters in Deutschland?
GM: Mehr Anerkennung als eigenständige Kunst- und Theaterform! Mehr Förderung und spezielle Ausbildungs- und Produktionsstätten, dann würde die Qualität des Straßentheaters in Deutschland deutlich besser! Lobbyarbeit der Gruppen und Veranstalter miteinander, was mit dem Kongress von Titanick im vergangenen Juni teilweise begonnen hat. Wir machen Kunst. Außer der Stunde auf dem Trottoir steckt da sehr viel Arbeit dahinter ...
Wir bedanken uns bei unserem Publikum und wünschen uns weiterhin, das gewohnte Bild der Straße für euch zu „verändern“!
Kontakt und Infos unter www.grotest-maru.de
2006-03-15 | Nr. 50 |