Zum 27. Mal fand vom 16. bis 23. Januar das bedeutendste Zirkusfestival der Welt statt, an dem dieses Jahr 25 Darbietungen aus 12 Ländern beteiligt waren. Die Auswahl in den beiden Wertungsprogrammen war genremäßig gut durchmischt und es gab wieder eine Reihe interessanter neuer Darbietungen zu sehen. Wie in den letzten Jahren bereits ist eine Dominanz chinesischer, koreanischer und russischer Nummern und Darbietungen des Cirque du Soleil zu registrieren, Länder wie Polen, Ungarn, Bulgarien oder Rumänien fehlen völlig. Auch die Dressurdarbietungen werden deutlich weniger, ein Zeichen, dass sich aus Kosten- und wohl auch aus Haltungsgründen das Angebot verringert hat. Neben den beiden preisgekrönten Dressuren war lediglich noch eine – sehr stilvolle – Hohe Schule und die Dshigitenreiterei der Iristons im Programm. Auch deutsche Darbietungen waren in den Festivals nur in Ausnahmefällen in der vorderen Reihe. Um so höher ist es zu bewerten, dass Mike und Jörg Probst, die aus dem ostdeutschen Zirkus Probst hervorgegangen sind und seit einigen Jahren selbständig arbeiten, mit ihrer Haustier- und ihrer Paviandressur einen der erstmals im Vorjahr gestifteten Bronzenen Clown erhielten. Die Berliner Einradäquilibristen Duo Farello wurden mit einem der Spezialpreise, dem Preis der Gesellschaft der Circusfreunde Deutschlands, ausgezeichnet.
Der Goldene Clown wurde zwei Mal verliehen: an den Flugakt Flying Girls aus Nordkorea, eine Kombination mit je einem Haltestuhl an den Seiten und einem drehbaren Gerät in der Mitte, dessen Werfer und Fänger die große Flugdistanz der Fliegerinnen überbrücken und neue Wurfkombinationen ermöglichen. Der zweite „Goldene“ ging an die russische Schleuderbrettdarbietung Puzanovi. Einen Silbernen Clown erhielt die gemischte Raubtierdressur von Alex Lacey mit 3 Löwinnen, 4 Tigern und einem beeindruckenden Mähnenlöwen. Victor Kee, ein fast magisch arbeitender Balljongleur vom Cirque du Soleil, erhielt den zweiten Silberclown, der dritte ging an die chinesische Stangenwurfdarbietung der Akrobatiktruppe aus Shanghai und der vierte an die Clowns Jigalov, Csaba und Konstantin jr. Die Elefantendressur von Franco Knie senoir und junior, die als Zweitdarbietung einen Königssprung über die Elefanten zeigte, erhielt einen Bronzeclown, außerdem die ukrainische Truppe Bingo, ein manegenfüllendes Charivari von 14 Akteuren. Den Preis von Prinzessin Antoinette für den besten Nachwuchsartisten erhielt der Äquilibrist Yashi Zhaho aus China. Daneben waren 32 Spezialpreise ausgeschrieben, mehr als Teilnehmer, und so wurden einige der Artisten mehrfach bedacht, so Alex Lacey mit drei Preisen.
Zur Jury gehörten in diesen Jahr die Zirkusdirektoren Istvan Kristof aus Budapest, Franz Czeisler vom mexikanischen Zirkus Tihany und Arlette Gruss.
Redaktion: Dietmar Winkler
2003-06-15 | Nr. 39 | Weitere Artikel von: Dietmar Winkler