Trottoir Online Magazin / Künstler und Eventattraktionen

--- Trottoir Admin Ebene ---

 
 
 
Trottoir Header
Suche im Trottoir

Kategorien Alle Jahrgänge




Admin Bereich K10


Artikel - gewählte Ausgabe
Meist gelesen
Statistik
  • Kategorien: 66
  • Artikel: 3588
  • Szenen Regionen :: Ruhrgebiet

    [zurück]

    Kultur hinter Mauern – ein Weg ins Leben

    Mit dem neuen Projekt „Kultur hinter Mauern“ hat der Kunst- und Literaturverein für Gefangene in Dortmund in diesem Jahr ein vielversprechendes Projekt gestartet. Ziel ist es, den Insassen mit kulturellen Angeboten und kultureller Bildung wieder Perspektiven zurück in ein normales Leben zu eröffnen. Die ersten Veranstaltungen fanden in diesem Sommer u. a. in Dortmund, Köln und Schwerte statt. Wir sprachen mit der Geschäftsführerin Helga Römer.

    TROTTOIR: Die ersten Veranstaltungen liegen hinter Ihnen. Wie ist es gelaufen?

    Helga Römer: In Dortmund trat Sinnflut auf, eine Band aus Hagen, die auch schon einige Preise gewonnen hat. Mit ihrem schnellen Pop kam sie bei den Gefangenen richtig gut an. Die Resonanz war sehr positiv. In Köln spielte Mittelblond, eine gewagte Mischung aus Comedy und Travestie. Das war ein Experiment. Wir konnten die Reaktion der Häftlinge im Vorfeld nicht einschätzen. Umso glücklicher waren wir, dass sie den Humor verstanden. Sie konnten über die manchmal etwas derben Witze herzlich lachen. Der dritte Gig fand in Schwerte statt, wo wir ein Jazz-Konzert mit dem Trio Three Fall (www.threefall.de) organisierten. Dort gab es vom Publikum sehr viel Beifall. Ein Erfolg, der uns bestärkt.

    TR.: Hatten Sie vorher schon Erfahrungen mit Gefängnis-Insassen?

    H. R.: Ja, wir haben 1986 als Projekt der Gefangeneninitiative Dortmund begonnen: Mit einer Bibliothek unter dem Namen „Buchfernleihe für Gefangene“. Die Bibliothek, die zurzeit wieder über einen Bestand von 30.000 Medieneinheiten verfügt, wird von Inhaftierten aus der ganzen Bundesrepublik stark genutzt. Mit dem Projekt „Kultur hinter Mauern“ will der Verein nun kulturelle Veranstaltungen in die Haftanstalten hinein vermitteln.

    TR.: Wie geht es weiter?

    H. R.: Unsere Planungen laufen zunächst bis ins nächste Frühjahr. Ihre Mitarbeit zugesagt haben unter anderem Wilfried Schmickler, Fred Ape und Simone Fleck. Alle Künstler verzichten auf eine Gage. Wir könnten auch gar nichts zahlen. Als Verein, der sich auf ehrenamtliche Arbeit stützt, sind wir auf unentgeltliches Engagement angewiesen. Aktuell stehen Veranstaltungen in Schwerte und Hagen an. Daran beteiligt sich auch der „Magische Zirkel“ mit mehreren Zauberkünstlern. Das wird sicher spannend.

    TR:: Wie gestaltet sich die Zusammenarbeit mit den Haftanstalten?

    H. R.: Unterschiedlich. Aber in der Tendenz erfreulich. Die meisten Anstaltsleiter stellen uns gern Räumlichkeiten, Personal und Equipment zur Verfügung. Nur vereinzelt stoßen wir auf Skepsis.

    TR.: Wer kann bei Ihnen auftreten?

    H. R.: Bei uns treten Zauberkünstler, Musiker, Literaten und Kabarettisten auf. Wir sind offen für jede Anregung. Jeder kann mitmachen. Übrigens auch bei der Organisation für „Kultur hinter Mauern“. Jede helfende Hand ist willkommen.

    Infos: KLVG, Kunst- und Literaturverein für Gefangene e. V. und „Buch- und Medienfernleihe für Gefangene und Patienten“, Beratgerstr. 36, 44149 Dortmund, Tel: 0231-44 81 11, Fax: 0231-94 15 715

    Internet: www.kunst-und-literaturverein.de, E-Mail: h.roemer@genion.de

    2009-09-15 | Nr. 64 |