Am 17. Juli zeigt Tim Fischer mit „Zarah ohne Kleid“ ein Programm, das die Filmdiva bereits 1991 gefühlvoll porträtierte und welches nun wieder aufgenommen wird. Den Abend des 18. Juli teilen sich die Berliner Kabarettisten und Chansonniers Marco Tschirpke und Sebastian Krämer. Tschirpke führt seine Lapsuslieder vor, Meisterwerke der Andeutung und des Unvollständigen; Krämer hingegen stellt Lieder vor, die harmlos beginnen und im Wahnwitz eskalieren, dadaistisch angehauchte Sprachschöpfungen, Schlaflieder zum Wachbleiben sozusagen. Tags darauf präsentiert Andreas Rebers sein Programm „Lieber vom Fachmann“. Anna Maria Scholz, besser bekannt als Annamateur, bietet zusammen mit Außensaiter „Walgesänge“. Hinter diesem zarten Titel verbirgt sich Musikalisches wie Theatralisches, Improvisation mit Überraschung. Annamateur wird von Außensaiter, David Sick an der Gitarre und Stephan Braun am Cello, begleitet. Sie bringen u. a. Coverversionen von Tom Waits, Charlie Parker, Charles Aznavour oder Zarah Leander bis hin zu bitterbösen Dalida-Schlagern und eigenen Titeln. Matthias Deutschmann bietet Auszüge seiner „Reise nach Jerusalem“ im Doppelpack mit dem Clown Leo Bassi am 24. Juli. Anderntags widmet sich Andreas Giebel dem fortschreitenden Schwachsinn unseres Alltags unter dem Titel „Im Sammelbecken der Leidenschaft“. Am 30. Juli teilen sich Michael Krebs und Nadja Maleh einen Abend voll Musik und Comedy. Es folgen Abende u. a. mit Florian Schroeder, Rolf Miller, Theo Bleckmann, Maria de Barros mit Weltmusik, mit Ingolf Lück und zum Abschluss zwei Clowns der Extraklasse: Jango Edwards und Laura Herts.
Wer nicht nach Bregenz reisen will, der kann die Anarchoclownfrau Laura Herts auch beim internationalen Komikfestival „Comicodeon“ in Kapfenberg (Steiermark) sehen, wo sie auch im parallel stattfindenden Workshop unterrichten wird. Das Festival, das heuer im Zeichen von Powerfrauen seht, findet vom 28. bis 30. August statt. Neben Herts (USA) treten Gardi Hutter aus der Schweiz, Pepa Plana aus Spanien und die österreichischen Clowninnen Tris mit „3 Orchideen“ auf. Als „Quotenmänner“ wurden die britischen Comedians Men in Coats eingeladen. Durch das Programm führen Sabine und Gerda – zwei schräge Typen aus Tirol.
Während der Sommermonate bis hinein in den Herbst (bis 19. Oktober) präsentiert das Österreichische Kabarettarchiv eine Ausstellung zum Bedenkjahr 2008 unter dem Titel „Verdrängte Jahre“. Im Mittelpunkt der Ausstellung steht die Frage, wie das österreichische Kabarett zwischen 1918 und 1938 auf die politischen Bewegungen, Krisen und Brüche reagierte, und verweist am Ende auf die zahlreichen Opfer durch das NS-Regime und auf die Jahre des Exils. Eröffnet wird die Ausstellung im Rahmen des theaterland steiermark „micro&kleinSTkunst-Festivals“ (2.–5. Juli in Straden) mit einer Produktion der legendären Polit-Rock-Gruppe Schmetterlinge. Das aus Anlass des Bedenkjahres wieder aufgenommene Programm „Verdrängte Jahre“, eine literarisch-musikalische Collage, wurde erstmals während der Wiener Festwochen 1980 aufgeführt und stellt das Werk des Dichters Jura Soyfer (1912–1939) in den Mittelpunkt. Auf der Bühne stehen diesmal: Beatrix Neundlinger, Georg Herrnstadt, Erich Meixner und Herbert Tampier. Im Rahmen des micro&kleinSTkunst-Festivals sind u. a. noch zu sehen: der Weiberstammtisch & Herr Bert Trio mit dem wienerischen Crossover „Samma in the City?“, die Neigungsgruppe Extremschwank mit „Das rotseidene Höserl“ und zum Abschluss Mike Supancic mit „Auslese“.
Empfehlen möchte ich Ihnen diesmal drei Programme, deren einziger Nenner ist, das sie Soloprogramme sind. Thomas Stipsits mit „Cosa nostra“, in dem der junge Kabarettist in einem mörderischen Tempo von Figur zu Figur, von Charakter zu Charakter, von Dialekt zu Dialekt wechselt; er tritt u. a. als Pate auf, als Bürgermeister, als erfolgloser Songwriter, als Kabarettist, als Kaffeehausinsasse, als Geschäftsmann, als unzufriedene Urlauberin; die Geschichte, die sich während eines Dorffestes im Burgenland zuträgt, ist dabei eigentlich nicht so wichtig. „Not sucht Ausgang“ von und mit Klaus Eckel ist ein weiteres Programm des Ex-Logistikers, das feinen Humor mit absurden Alltäglichkeiten sehr gut verbindet; und schließlich Severin Groebners Programm mit dem etwas sperrigen Titel „So gibt man dem Leben Sinn“, ein wunderbares Kleinkunstprogramm, das musikalisch wie darstellerisch vielseitiger nicht sein könnte. Und wenn wir schon bei Empfehlungen sind: Immer wieder gibt es für Freunde des Schüttelreims „Die Galanacht des Schüttelreims“. 2005 haben sich Christoph Krall, Ludwig Wolfgang Müller und Simon Pichler zum „Verein der Freunde des Schüttelreims mit Sitz in Vaduz“ zusammengeschlossen und geben mit wechselnder Besetzung und Gästen ihre Reime zum Besten. Aber auch Limerick, Sonett, Identreim und andere „strenge Formen“ werden gewürdigt – vor allem aber wird dem Witz gehuldigt.
Zwei Premieren darf ich noch ankündigen: Gunkl hat mit seinem neuen Programm „Verluste – eine Geschichte“ am 28. August in der Kulisse Premiere; „Die lange Nacht des Kabaretts“ in neuer Formation am 4. September im Kabarett Niedermair.
Haben Sie einen lustvollen Kleinkunstsommer!
AdNr:1087
2008-06-15 | Nr. 59 | Weitere Artikel von: Iris Fink