Das Bild stammt aus den wilden end-Sechzigern und den siebziger Jahren: Junge, wilde Spontis machen aus ihren öffentlichen Auftritten politische Happenings. Zu diesen gehörte in Frankreich Jérôme Savary mit seinem Grand Magic Circus. Er gehört zu den Urvätern des Strassentheaters in Frankreich und liess sich vom Trash-Theater auf der deutschen Seite des Rheins inspirieren. "Macht kaputt was Euch kaputt macht" war auch sein Schlagwort. Jene, die heute die Strassenkunst als vollwertig neben Oper, Theater, Musik, Zirkus, Kino, Litteratur etc. etabliert sehen wollen, verweisen daruf, dass die Truppen von Anfang an mit szenografisch und dramaturgisch entwickelten Konzepten die öffentlichen Plätze heimsuchten. Savary will davon nichts wissen. Er, der heute genussvoll seine Zigarren in einer Festung namens Théâtre National de Chaillot qualmt, schildet seine Auftritte als cahotisch und agitatorisch. So sonnt sich jeder in seinen Erinnerungen gerade so, wie ihm dabei am wärmsten wird.
Redaktion: Thomas Hahn
1999-03-15 | Nr. 22 | Weitere Artikel von: Thomas Hahn