Ein guter Jahrgang
Die Erneuerung kommt aus der Provinz – so könnte die Quintessenz des diesjährigen Prix Pantheon lauten, stammen doch die Preisträger des Wettbewerbs aus Regionen, die alles andere als Hochburgen der Kleinkunst sind: Publikumsliebling Andreas Rebers ist Braunschweiger, Jurypreisträger Rainald Grebe wirkt am Jenaer Schauspielhaus. Offensichtlich hat aber die Tristesse dieser Wirkungsstätten, die von den Künstlern schonungslos zum Ausdruck gebracht wurde, deren Kreativität nachhaltig beflügelt. Rebers erforschte mit Klavier und Akkordeon die Untiefen des deutschen Gemüts besonders in Braunschweig und entwarf das traurige Bild einer Zeit, in der selbst das Schweineschlachten keinen Spaß mehr macht. Grebe besang Thüringen und verflossene Liebeschaften und sorgte mit Ulks, gezielten Geschmacklosigkeiten und bösen Vexierspielchen immer wieder für Überraschungen.
Die Wettbewerbsbeiträge waren insgesamt intelligenter, raffinierter und bösartiger als im comedylastigen Vorjahr. Außer den völlig zu Recht Preisgekürten verdienen noch mindestens zwei Mitbewerber eine besondere Erwähnung: Das Trio "Männerkulturen" überzeugte durch witzige szenische Arrangements, perfekte Koordination und Frische in der Darstellung. Der Chansonnier Sebastian Krämer entwarf Unsinnspoesie mit literarischem Niveau und erwies sich am Piano als ein würdiger Schüler und Nachfahre des großen Georg Kreisler, der in diesem Jahr ebenfalls zugegen war und mit dem Spezialpreis "Reif und bekloppt" geehrt wurde. Fazit des 9. deutschen Spaß- und Satire-Open: Die Zukunft im Allgmeinen gibt Grund zur Besorgnis, die des Kabaretts aber nicht.
Hier noch als Ergänzung die Fernsehtermine des diesjährigen Prix Pantheon:
3 SAT 7.6. 20.15 Uhr
B 1 (SFB) 12.6. 22.15 Uhr
2003-06-15 | Nr. 39 |