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  • Szenen Regionen :: Berlin

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    10 Jahre deutsche GeMeinheiten, 50 Jahre politisches Kabarett in Berlin

    Wo war das politische Kabarett eigentlich in den letzten Jahren der „Comedy-Welle“. Schlugen Freunde  vor, einen Unterhaltungsabend einzulegen, so wählte man fast immer die gleichen Orte. Es waren die angesagten Varieté- und Comedy-Orte der 90er, die sich über Mundpropaganda oder Szeneberichte der Presse fast von selbst weiterempfohlen: BKA, die Bar jeder Vernunft, Wintergarten, das Chamäleon oder der Grüne Salon der Volksbühne, um nur einige zu nennen. Stimmt es etwa, daß die Generation X nicht über Politik lachen oder nachdenken will? Oder ist es einfach nicht „in“? Die  richtige Antwort weiß wohl  nur das statistische Bundesamt oder der Wind.

    Im ausgehenden Jahrtausend und in Anbetracht der sich rundenden Jubiläen ist es jedoch an der Zeit, eine Zwischenabrechnung vorzulegen.

    Das Politische Kabarett ist noch da, es ist gut besucht und hat seine Wurzeln in Ost und West, sicher mit anderen Vorzeichen.

    Deutschlands ältestes literarisch-politische Kabarett öffnete am 10. Oktober 1949 zum ersten Mal seine Türen für das Publikum in Westberlin. Die Gründer  hatten ihren Namen der  20er Jahre Zeitschrift „Das Stachelschwein“ entlehnt.  Die Gründungsmitglieder wollten  den Kampf gegen die Mittelmäßigkeit aufnehmen. Den haben sie wohl gewonnen. Über 60 Programme in Wort und Musik mit bissigen und intelligentem Witz mit insgesamt über 80 Schauspielern sind bei den Stachelschweinen in den letzen 50 Jahren entstanden. Ihren immer noch aktuellen Erfolg  beweist auch das gegenwärtig laufende Programm mit einem  Rückblick auf  die letzten 49 Jahre: „ ick hab`noch ne Pointe in Berlin“. Im folgenden Programm ab November wird dann wieder neu angepiekt. Und Aktuelles aufgespießt. Neue Stachelschwein - Opfer werden dann die Bonner Berliner sein.

    „Schlimm, daß man für Westpfusch das gute Westgeld  hingeben muß. „ (Diestel, Oktober 99)  

    Diesem Satz mögen wohl inzwischen viele Touristen aus den neuen Bundesländern und Berliner zustimmen. Die Diestel, bekanntestes Kabarett im ehemaligen Hauptstadt der DDR, war wohl der einzige Ort, wo man über den Staat  und das Leben  so  laut und herzlich ungestraft lachen durfte. Dieses Ventil hat wohl so vielen Luft gemacht, das man sich auch nach der Wende wieder gern hier versammelte und im Gegensatz zu manch anderen Veranstaltungsorten die Wende gut überstanden hat.

    Wir sind ein  starkes Stück

    Das laufende Programm der Distel  „Wir sind ein  starkes Stück“ ist spritzig, kurzweilig und unterhaltsam. Die Texte von Inge Risfolt, dem nicht unbekannten Peter Ensikat, und Volkmar Staub gehen quer durch das Leben der „Berliner Republik“, Deutschland und der Welt. Dabei stehen gegenwärtige politische Ereignisse im Vordergrund. Es ist auch einfacher „ mit der UCK zu verhandeln, als mit der Ärztekammer“ tönt es. Passend zu den Wahlen geht man leicht von der Wahrheit ab und stellt fest: „ Diepgen liegt auf jeden Fall vor Momper, der hat seine Putzfrau geheiratet.....nun „ die SPD ist auch schon alt, sie schrumpft schon.“ Aus dem sehr echt imitierten Gespräch zwischen Oskar Lafontaine und Schröder lernt man und frau, was schon bekannt ist: ...,daß der Wähler belogen werden will, sonst glaubt er die Parolen nicht.  Die Distel ist ein idealer Ausgeh-Ort für den deutschsprachigen Touristen, egal ob aus Bayern oder Sachsen. Hier wird bestätigt, was alle schon wissen: "Die Berliner freuen sich auf die bayrische Intelligenz, der Stoiber auf das Rote Rathaus. .. Wir haben keine Stasi mehr, dafür aber das Finanzamt“. Das haben selbst die „Neubundis“ erfahren. Die Weisheit über die Welt befriedigt dann zum Schluß den Osten und Westen,  denn Erfahrungen mit  Solidaritätsbeiträgen haben schließlich beide Seiten. „Statistisch gesehen, sind die armen Menschen glücklicher. Ergo: Wir spenden nicht mehr, wir wollen die Armen ja nicht unglücklich machen.“

    Das bunt gemischte Publikum dankte der Distel unter  der Regie von Peter Ensikat mit viel Beifall und erhielt einige Zugaben. Die Distel, direkt am Bahnhof Friedrichstraße befindet sich genau gegenüber dem Tränenpalast. Der Tränenpalast, inzwischen ein bekannter Veranstaltungsort, hält auch aus Standortbewußtsein etwas zum Wende- Jubiläum bereit. Passend zum 50. Geburtstag der nicht mehr real existierenden DDR präsentiert sich Martin Buchholz mit seiner gesamtdeutschen  Abrechnung. Er hält dabei nicht nur einige GeMeinheiten bereit, sondern wagt auch mal einen Blick in die Zukunft. Natürlich träumen auch bei ihm die Ossis über die guten alten Zeiten und der Wessi über den Wiederaufbau der Mauer...Aber in diesen Tagen der Jubiläen ist alles erlaubt.

    Nichts ist alles- und alles ist nichts.

     

    Termine:

            

    Diestel:

    Friedrichstr. 101, Mitte, Tel: 204 47 04

     „ Nur fliehen ist schöner“ ab 6.12.99 Mo-Fr. 20.00 Uhr Sa: 18.00 und 21.00 Uhr

     

    Wühlmäuse:

    Nürnberger Str. Ecke Lietzenburger Str. , Wilmersdorf:

    Tel: 8060 2929

    M. Riechling : bis 4.12.99

    G. Schramm : ab 5.12.99

    Rating : bis 31.12. 99

     

    BKA

    Mehringdamm 34, Kreuzberg,

    BKA Luftschloß

    Schloßplatz, Mitte

    Tel: 251 01 12

    Ab 1.12. 99 Helge Schneider & Hardcore - Helge Schneider bricht seine Konzerttournee ab und gründet seine alte Band neu.

     

    Grüner Salon in der Volksbühne

    Am Rosa-Luxemburg-Platz 2

    Tel: 285 98 936

    Celina Muza: Premiere am 5.1.99 „ Sorglos“

    Sven Ratzke: Premiere am 5.2.99 „ Na also Goodbuy“

    Neuer Termin am bekannten Ort für Chanson und Kabarett:

    Agentur Duophon & das Theater am Kurfürstendamm  präsentieren "Berlins

    Blauen Montag"  Am Kurfürstendamm 209, Tel: 47997440

    1999-12-15 | Nr. 25 |