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    Gefühltes Wissen

    Eine Metzgersgattin aus Wanne-Eickel hat’s auch nicht leicht: Worüber die sich alles Gedanken machen muss neben ihrer Arbeit. Den Reichen und Schönen der Welt gilt ihr Mitgefühl, denn die haben’s ja auch nicht leicht. Der Lisbett aus England z. B. wäre mancher Ärger erspart geblieben, hätte sie auf Frau Stratmann (Random House Audio 82876616812 / ISBN 3-89830-760-3; 2 CDs, 11 Tracks, 53:33 Min. + 18 Tracks, 62:34 Min.) gehört. Über 10 Jahre lang plauderte Else Stratmann redegewandt und mit gesundem Menschenverstand im Radio, ach lang, lang ist’s her (1975–1986). Doch immer noch ist die Figur, die Elke Heidenreich erfunden und gesprochen hat, quicklebendig und es lohnt sehr, ihr zuzuhören: Wat Gatte Willi, Tochter Inge und die Omma aushalten, bringt auch Ihnen Gewinn.

    Die Probleme, mit denen sich Horst Evers so herumschlägt, sind eher in den Niederungen des tückenreichen Alltags zu suchen. Sein Gefühltes Wissen (WortArt 71458 / Lübbe ISBN 3-7857-1458-0; live, 16 Tracks, 73:52 Min.) reicht oft nicht aus, um all die Widrigkeiten, die ihm widerfahren, zu erklären. Er beobachtet sich und seine Umwelt mit wachem Blick und macht sich so seine abstrusen Gedanken. Man staunt immer wieder, um wie viel Ecken der Mann geradeaus denken kann. Seit einigen Jahren gibt es ein neues Segment von literarischem Kabarett, das zwischen Kleinkunst, Literatur, Chanson und Schauspielerei angesiedelt ist. Horst Evers und seine schnurrigen Geschichten und Lieder gehören seit langem zum Besten dieser Gattung.

    Wenn Wilfried Schmickler schon mal Danke! (WortArt 73031 / Lübbe ISBN 3-7857-3031-4; live, 8 Tracks, dazu ein Video, 68:42 Min.) sagt, dann ist äußerste Vorsicht geboten. Wer es noch kennt, dieses schlichte christliche Erbauungsliedchen „Danke“ des Botho-Lucas-Chors aus den frühen Sechzigern, der weiß: kein Kabarettist hätte sich das besser ausdenken können. Damit steigt er ein ins Programm und es folgt ein ebenso bitterböses wie messerscharfes Feuerwerk satirischer Spitzen. Von Hartz IV, über die Wiedervereinigung und Elbeflut, dem deutschem Angstgefühl bis zur Folter, dem Hunger auf der Welt und den Top-Terroristen, er lässt nichts aus. Frech und provokativ, witzig und erfrischend, tempo- und abwechslungsreich – so hört man politisches Kabarett gern.

    Zwischen Klavier und Akkordeon führt uns Andreas Rebers nach Nebenan und Nebenbei (WortArt 71460 / Lübbe ISBN 3-7857-1460-2; live, 15 Tracks, 68:45 Min.) und ganz fein an der Nase herum. Sein Humor hat etwas Uneindeutiges; er schlägt Haken, er stichelt intelligent und ein wenig versteckt und in viele Richtungen. Ein Norddeutscher, den es nach München verschlagen hat, der sich dort um Recht und Ordnung in Eigenregie kümmert, Autos abschleppt, Temposünder überführt und Hundehaufen mit den Verursacheradressen kennzeichnet; ach ja, Arbeiterlieder, moderne Arbeiterlieder, über Hausmeister, Lehrer und Taxifahrer singt er auch noch. Ein Abend zum Schmunzeln und manchmal auch zum Schunkeln – und das Publikum geht der Verführung zum Mitklatschen auch prompt auf den Leim. Clever gemacht!

    Hagen Rether spielt zurückhaltend Klavier wie ein Barmusiker, spricht wenig und leise, macht einen auf Liebe (WortArt 73027 / Lübbe ISBN 3-7857-3027-6; live, 14 Tracks, 74:53 Min.) – aber jedes seiner Worte sitzt. Er widmet diesen Abend seinerseits einer Frau, die viel mitgemacht hat – es ist in jeder Nummer eine andere – und mit diesem Einstieg startet er seine Attacken. Es gibt kein durchgehendes Thema, es ist eher eine Abfolge einzelner Kommentare, hingeworfen und weiter, und die Damenriege (z. B. Barbara Bush, Hannelore Kohl, Bärbel Schäfer, Lady Di oder Angela Merkel) bildet gewissermaßen den roten Faden des Programms. Ein neuer Stil im Kabarett, ein wirklich neuer Ton, den man hier freudig vernimmt. Zwei kleine Auffälligkeiten noch am Rande: 1. Er beschäftigt sich besonders häufig mit Juden bzw. Israel (Friedman, Sharon). Es scheint in Deutschland immer noch ein besonderer Kitzel zu sein, sich (über Gebühr) dieser Themen anzunehmen. 2. Er kritisiert u. a. (zu Recht) Kollegen, die politisches Kabarett vor allem über die Frisur von Frau Merkel machen – nur: so viel mehr Inhalt haben seine Gags an dieser Stelle auch nicht.

    Der Westfale an sich ist nun nicht gerade für eine weitherzige und filigrane Lebensart berühmt – er wird doch eher als eingefahrener Dickschädel gesehen. Upmann/Weissenberg tun allerdings wenig, um uns von unseren Klischees zu befreien – im Gegenteil. Mit Bullemänner – Fremdgehen! (WortArt 71463 / Lübbe 3-7857-1463-7; live, 24 Tracks, 72:40 Min.) erweckt das ortskundige Duo den Eindruck, dass die Treue beim Westfalen weniger auf Sittsamkeit als auf Unflexibilität und Unfähigkeit beruht. Eine (Zwerchfell-) erschütternde Analyse! Im Bürgerzentrum „Alter Schlachthof“ im beschaulichen Soest wurde die Aufnahme produziert – was soll man da noch schreiben? Die Westfalen können über sich lachen, die Rheinländer lachen auch gerne über die Westfalen, Restdeutschland staunt – und lacht auch darüber; was es in deutschen Landen nicht alles gibt.

    Es gibt auch dies, allerdings in Bayern: Einen guten Musispieler, der zudem noch ein begnadeter Wortspieler ist und außerdem jede Menge Unsinn im Kopf hat. Wenn sich Willy Astor ins Wortstudio (BMG 82876626762; 33 Tracks, 68:16 Min.) begibt, dann läuft die kleine Silberscheibe fast über vor Ideen, Gags, Liedern und Nonsens. Diesmal gingen ihm noch ein paar Kollegen zur Hand (Otto, Mittermeier, Grünwald u. a.), was deren Wertschätzung für ihn belegt. Also: Augen zu, ein frisches Helles vor sich und den Blödsinn des H. Astor genießen, der vermutlich an der Musikschule in Kalau studiert hat.

    Berliner kann man werden, das kann man lernen, Hans Werner Olm hat es geschafft, Luise Koschinsky (BMG 82876571922; 11 Tracks, 33:21 Min.) dagegen hört man die olmsche Herkunft noch an. Da HWO schon immer ein guter Parodist war, kann er sich mit seiner Brachialweibsfigur Luise so richtig austoben. Da sie ein Mädchen ist, ’nen Cowboy als Mann will, Liebeskummer sich eh’ nicht lohnt und der Cancan ihr in die Beine geht, sollte diese CD auf der Party erst etwas später aufgelegt werden, und Feingeister sind vielleicht klug beraten, den Raum zu verlassen. Sie können sich dann von draußen anhören, wie drinnen im Saal die Stimmung steigt.

    Dass Gabi Decker, ebenfalls eine gelernte Berlinerin, nicht in der Rolle einer ihrer vielen Kunstfiguren auftritt, sondern leibhaftig! (WortArt 71485 / Lübbe ISBN 3-7857-1485-8; live, 9 Tracks, 73:13 Min.), spricht für ihr gewachsenes Selbstbewusstsein. Nach mehreren Programmen und vielen blonden Sendungen am Freitag, lässt sie jetzt ihrer frechen Kodderschnauze (auch singend) freien Lauf. Sie schwadroniert über die Probleme, die Frau mit Mann hat, das Leben in der Provinz, die Freuden mit der heiligen Familie, nervende Promis und Altersleiden. Zotiges, Biografisches, Erfundenes, alles schön verquirlt, eiskalt serviert und es kommt Stimmung auf im Publikum.

    Doch Gabi Decker kann nicht nur für Stimmung sorgen, sie hat auch Stimme. Wenn sie ganz liederlich (ZAPP records 02333 / duo-phon) Gesang pur abliefert, zeigt sich ihre große stimmliche Bandbreite. Von Piaf bis Bobby McGee, von Waggershausen bis Helen Vita, ob Chanson oder Schlager, Pop oder Parodie: sie kann (trotz etwas liebloser Arrangements) auf vielen Feldern glänzen.

    Schon Wilhelm Zwo mochte Rixdorf nicht, es war nicht vornehm genug. Da half auch die Umbenennung in Neukölln nichts, die Gegend ist heute ein (West-) Berliner Problembezirk. Aus diesem Biotop kommt Alex Bojcan, alias Kurt Krömer, aus diesem Umfeld bezieht er auch seine Figuren. Er hat das Berlinern nicht erst lernen müssen, ihm ist es schon an der Wiege gesungen worden. Na Du alte Kackbratze! (www.kurtkroemer.de; live, 12 Tracks, 56:28 Min.) lautet sein Gruß – wie man eben unter Einheimischen so redet – und er präsentiert spinnerte Geschichten, spontane Einfälle und Sprüche. Seine große Schnauze steht im spannungsreichen Kontrast zu seinem Aussehen: Muttis doofer Liebling. Seine respektlose Schnoddrigkeit setzt sich durch und er wird zunehmend über die Grenzen Berlins hinaus populär. Eine Grundlektion über echte Hauptstädter, die alle Vorurteile über die ruppigen Berliner erfolgreich bestätigt. Anarchisch, trashig, witzig, wahrhaftig, gut!

    Welche Schätze doch gelegentlich aus Archiven zu heben sind: Die singenden Bärte fragen: Deutschland oder was beißt mich da? (Conträr Musik 38 / Indigo 5162-2 / ISBN 3-932219-54-6; 24 Tracks, 72:10 Min., Infos). Zwei Langspielplatten von Schobert & Black aus den späten Sechzigern mit „Lästersongs und moralischen Liedern von Fritz Graßhoff und Schobert“ auf einer CD vereint. Die beiden Blödelbarden, damals Mitte Zwanzig, tragen die lästerlichen Balladen, ironischen und hintergründigen Lieder des großen, doch zu wenig bekannten Graßhoffs auf ihre unnachahmliche Weise präzise vor. Dieser intelligente Humor, diese feinsinnigen Skizzen lassen einen noch heute schmunzeln und wer noch den Geschmack der fünfziger und sechziger Jahre auf der Zunge hat, wird Freude an der klugen Subversion der Texte und des Vortrags haben.

    Jazz Lyrik Prosa 3 (BuschFunk 00922; 15 Tracks, 71:03 Min., Infos) folgt einer legendären Veranstaltungsreihe in der DDR (es gibt aus dieser Zeit Zitate, mit denen man bis heute einen Ost-West-Test machen kann). Werner Josh Sellhorn ist seit jeher der spiritus rector dieser Mixtur. Berühmte Schauspieler, gute Musiker und niveauvolle, humorige Texte – das war das Erfolgsrezept, damals wie heute. Annekathrin Bürger, Ursula Karusseit, Ruth Hohmann, Karsten Troyke und Uschi Brüning seien hier nur stellvertretend für die auftretenden Künstler genannt. Mit Michael Sostschenko und Sergej Michalkow sind wieder Autoren vertreten, die schon vor vierzig Jahren für Lachsalven gesorgt haben. Ein Zusammenschnitt aus vielen gelungenen Abenden bunter und geistvoller Unterhaltung. Sollten Sie die obigen Namen kennen, wissen Sie eh Bescheid; sollten Ihnen die Namen unbekannt sein, dann wird es höchste Zeit, sie kennen zu lernen.

    Am Flussufer (BMG 82876674912; 13 Tracks, 54:48 Min., Texte) erwartet uns mit melancholischen Liedern Konstantin Wecker. Er, der oft so kämpferisch und kraftvoll klingt, ist diesmal sehr zurückgenommen und ruhig. Er singt über Verlorene, Sinnsuche und Neuanfänge, über Verzweifelung und Lebenslust; der Einzelne und sein Leben stehen im Vordergrund, die großen politischen oder mitreißenden Lieder sind nicht vertreten. Aber die poetische Kraft seiner Texte ist immer wieder hervorragend, singen und spielen kann der Mann auch, es ist wieder eine hörenswerte Scheibe geworden – wenngleich nicht für alle Gelegenheiten.

    Ulla Meinecke hat Im Augenblick (SPV CD 085-11462; 15 Tracks, 55:29 Min., Infos) wieder eine neue CD, aber mit alten Liedern. Sie hat Songs aus über zwanzig Jahren neu eingespielt, mit neuen, reduzierten Arrangements. Das ist schon sehr interessant und ungewöhnlich, seine Lieblingslieder auf eine völlig andere Art zu hören. „Die Tänzerin“, „Feuer unterm Eis“, „In Berlin“ oder „Schlendern ist Luxus“ u. a.: die Songs sind hier eher als Chansons zu hören.

    Als Frau in dem Metier ist Johanna Emetz alias Joana schon seit einigen Jahrzehnten, aber sie wagt immer noch einen Kopfstand (WOLKENstein CDJ 022; 13 Tracks, 52:49 Min., Texte). Ihre neue CD bietet dem Hörer ein breites Spektrum privater und politischer Erfahrungen und Ansichten, unterschiedliche Stile und Themen an. Sie besingt den Seitensprung ebenso wie ihre Lieblingsfrucht, die Tomate, sie macht sich Gedanken zum deutschen Ost-West-Konflikt und den Kindersoldaten auf der Welt, sie trauert um ihre Gesangslehrerin und spottet im Dialekt über ihre kurpfälzische Heimat. Schöne, lebensnahe Musik, gelegentlich im Gesang vielleicht etwas zu kunstvoll, aber ausdrucksstark und ansprechend.

    Hier kommt zusammen was zusammen gehört (kip records 6028; 19 Tracks, 53:25 Min., Texte, Infos), wenn „die Lütte“ Angelika Mann (Ost) und Pianist Frank Golischewski (West) zusammen auftreten. Sie singen einzeln und zusammen Lieder, die der Herr Pianist erdacht hat, und zudem noch ein wenig Kreisler, Günter Neumann, Otto Reutter und Claire Waldoff. Mit Waldoff (und anderem) hat die Lütte schon früher brilliert, Golischewski hat die drei alten Schachteln (Mira, Vita, Künnecke) erdacht und begleitet. Zwei Profis, die hörbar Spaß miteinander haben, das Publikum freut’s und es hat ihn auch. Ein munteres Programm über Hautprobleme ab vierzig, Gewichtsprobleme und die Wünsche einer Schauspielerin.

    Die drei Herren von Ganz Schön Feist sind in den letzten 10 Jahren ganz schön smart geworden, aber ihre widerborstigen Texte, für die sie so bewundert werden, bestimmen noch immer ihre Lieder. HÜA! (ROOF Music RD 2533242 / Indigo 5727-2 / Eichborn ISBN 3-936186-88-X; 13 Tracks, 48:15 Min., Texte) heißt ihr neustes Werk im Jubiläumsjahr. Ihr Markenzeichen sind die warmen, einschmeichelnden Melodien, die kontrastieren mit den fiesen, aber klugen und wahren Texten. Sie entlarven scheißfreundlich und spielerisch Legenden und Lebenslügen, dass man seine Freude daran haben kann. Wer kommt schon darauf, den Gedächtnisverlust als freudige Chance zu begreifen, den ganzen alten Mist vergessen zu haben und einen Neuanfang zu wagen? Tja, solche Fragen wirft das Trio auf, eine Freude für Spötter.

    Adrian Ils, der Frontmann der Ausnahmeformation Ballhaus nuevo, hat seine erste Solo-CD herausgebracht: Liebe, Tod und Heimarbeit (kip 6029; 14 Tracks, 40:36 Min., Texte). Der Titel deutet es schon an: überwiegend sehr persönliche Themen, bis zu Krankheit und Tod, werden auf sehr eigene Art textlich und musikalisch umgesetzt. Eindringlich und leise, ohne Effekthascherei, doch mit einigem Humor und dabei musikalisch vielseitig und raffiniert setzt er seine Lieder/Chansons/Balladen um.

    Nur wegen Dir (105 music 1055195472 / Sony; 14 Tracks, 51:27 Min., Texte) macht Stefan Gwildis deutsche Soulmusik und ist dabei zunehmend erfolgreich. Und das zu Recht! Ihm gelingt es, die Klassiker mit klugen deutschen Texten zu versehen, die Seele haben, nicht kitschig sind und trotzdem abgehen. Die eigenen Songs, die er dazwischen geschmuggelt hat, fügen sich ebenfalls gut ein. Das wird ein anstrengendes Jahr für Stefan Gwildis, mit viel Reisen und mit vielen Auftritten!

    Sperrstundenmusik (Raumer Records 16505; 13 Tracks, 49:23 Min., Infos) macht Der singende Tresen, ein ostdeutsches Quintett, dass sozialkritische Lieder singt, atmosphärisch dicht und ohne Sentimentalitäten. Die interessanten und engagierten Texte von Manja Präkels werden mit Klarinette, Gitarre und Kontrabass flott in Töne gesetzt, und die Autorin weiß ihren Liedern die richtige Stimme zu verleihen. Der Kern der Band hat sich beim Dienst hinter dem Tresen kennen gelernt und sie spielten oft erst nach Mitternacht in den Clubs, so entstanden Band- und CD-Name. Hoffentlich bekommt man von dieser Formation noch einiges um die Ohren.

    Mit Blasmusik lässt sich einfach gut Stimmung machen: Schnaftl Ufftschik ist ein Sextett, dass Klezmer, Jazz, Balkanklänge, Walzer, Ragtime, Tango und weiß der Teufel welche Stile noch mischt, variiert und etwas Neues daraus kreiert. Hotcooltür (Raumer Records 16404; 18 Tracks, 59:48 Min., Texte) lautet das Ergebnis dieses schwungvollen Mit- und Durcheinanders, an dem auch Gäste, z. B. Steffen Mensching, mitgemischt haben. Diese Bläsermafia macht Musik, die über die Ohren direkt in die Beine fährt.

    Die Zeit vergeht (duo-phon 05493; 21 Tracks, 77:58 Min., Infos), und manch ehedem bekannter Name wird vergessen, selbst wenn einzelne Werke noch geläufig sind. Robert T. Odemann ist so ein Komponist und Texter, der viel für das Kabarett geschrieben hat und heute fast unbekannt ist. 1904 in Hamburg geboren, schrieb er 1930 sein erstes Kabarettchanson und blieb dem Kabarett über vier Jahrzehnte verbunden. Die Nazis verfolgten ihn wegen seiner Homosexualität, im April 1944 konnte er aus dem KZ Sachsenhausen fliehen. Gleich nach dem Krieg arbeitete er wieder fürs Kabarett und war bis in die Zeit der Studentenunruhen in den späten Sechzigern dort ein viel gefragter Mann. Im Januar 1985 starb er in Berlin. Aufnahmen aus der Zeit von 1934 bis 1978 vereint die CD, mit so bekannten Interpretinnen wie Margo Lion, Blandine Ebinger, Ursula Herking, Isa Vermehren u. a. Ein schönes Stück Kabarettgeschichte.

    Redaktion: Rainer Katlewski

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    2005-06-15 | Nr. 47 | Weitere Artikel von: Rainer Katlewski