Der Jahresanfang ist die Zeit, in der man immer nochmal gerne einen Blick zurück wirft auf das vergangene Jahr, in der man sich aber auch die guten Vorsätze für 2019 zurechtlegt und so schon den Blick nach vorne richtet. Wenn „mehr Kabarett-Veranstaltungen besuchen“ auf Ihrer Löffelliste für 2019 steht, würde ich gerne einen Überblick geben, was Bayern auf diesem Gebiet so zu bieten hat.
Zum vierten Jahrestags des Attentats auf Charlie Hebdo am 7. Januar 2015 wurde auf Initiative des Bund für Geistesfreiheit München in Eichstätt zwei Gedenkveranstaltungen in Eichstätt durchgeführt: die Ausstellung „Der Freche Mario“ mit Einreichungen zum gleichnamigen Kunstpreis sowie eine Live-Cartoon-Show im Wirtshaus Zum Gutmann und anschließendes Kabarett. Mit dabei auch Kabarettist H.G. Butzko sowie die Karikaturisten Gerhard Haderer und Piero Masztalerz.
Ecco Meinecke ist mit seinem Rückblick für 2019 schon recht früh dran. Die ersten 20 Tage des Jahres müssen ausreichen, um die wichtigsten Highlights, die großen Ereignisse und die besten Toten zu identifizieren und zu würdigen. Ebenfalls ein Blick zurück ist die Präsentation der Preisträger des 30. Kabarett Kaktus 2018 Juri von Stavenhagen und Konstantin Korovin, die im Dezember gekürt wurden. Mit den Prorammen „Laut gedacht“ und „Mimimi – Millenial mit Migrationshintergrund gehen die beiden nun auf Gastspieltour und sind in München in der Drehleier, im Vereinsheim, in der Lach- und Schieß sowie in der Seidlmühle in Ismaning zu sehen.
Das nächste Highlight folgt im März: Am 6.3.19 wird die Ballsaison im Deutschen Theater mit dem traditionellen Kabarett am Aschermittwoch beendet. In diesem Jahr wird Helmut Schleich dem Publikum die Leviten lesen: „Kauf Du Sau!“ verspricht, mit unserem Konsumverhalten in die Bütt zu gehen. Passend auch, dass Helmut Schleich von der Münchner Narhalla mit dem Sigi Sommer Taler 2018 ausgezeichnet wurde.
In der letzten Ausgabe haben wir Louise Kinsehr als Mama Bavaria auf dem Nockherberg verabschiedet. Und heute ist klar – sie kann’s nicht ganz lassen, denn ihr neues Programm heißt Mama Mia Bavaria und beschäftigt sich mit elementaren Fragen: Welche Bedeutung hat Bayern vom Weltall aus betrachtet oder wie wirkt sich das bayerische „Mia san Mia“ auf eine neuseeländische Schafherde aus. Diese und weitere philosophische Geheimnisse werden im Soloprogramm gelüftet. Wer sie nicht live sehen kann hat noch Hoffnung, denn am 22.2. wird in den Bavaria Studios für den Bayerischen Rundfunk aufgezeichnet. Auf dem Nockherberg tritt Maxi Schafroth (Bild) in die Fußstapfen von Louise Kinsehr und wird in diesem Jahr das Singspiel übernehmen. Noch offen ist, ob er klassisch als Bruder Barnabas auftritt, oder vielleicht als Allgäuer Schweigemönch, der einmal im Jahr sein Gelübde bricht oder vielleicht als etwas ganz Anderes. Dieses Rätsel wird spätestens am 12. März auf dem Nockherberg gelüftet.
Josef Brustmann ist einigen vielleicht als Bestandteil des Bayerisch Diatonischen Jodelwahnsinns oder von Monaco-Bagage bekannt. Oder Sie haben ihn schon mal als Solokabarettisten erlebt? Immerhin hat er mit dem Gewinn des Deutschen Kleinkunstpreises 2015 auch schon einiges vorzuweisen. Das neue Programm heißt „Das Leben ist kurz –kauf Dir rote Schuh“. Obwohl man den Titel eher einer Kabarettistin zutrauen würde, Aber wer jetzt Komödiantisches à la Sex in the City erwartet, hat eine völlig falsche Vorstellung: Brustmann philosophiert vielmehr darüber, was passiert, wenn die Erde untergeht und da sind ein paar wirklich schöne Ideen dabei – dass in England jemand die Kronjuwelen klaut ist noch gut nachvollziehbar, dass in Oberammerau in einem Wirtshaus das Bernsteinzimmer wieder auftaucht schon unwahrscheinlicher. Richtig absurd wird es aber, als aus der Kuckucksuhr des Heimat- und Innenministers Horst Seehofer ein brennender Vogel und der Beelzebub herausfahren und gleichzeitig die Märklin Eisenbahn des Politikers in Ingolstadt entgleist. Da kann man sich doch nur mehr davon wünschen.
Schön auch, dass Kabarett und Comedy inzwischen nicht mehr auf die kleinen Theater beschränkt ist sondern dass die Künstler durchaus auch größere Hallen füllen: So sind die drei Konzerte von Monika Gruber im Circus Krone im Mai bereits ausverkauft. Das Kongress Centrum Würzburg im Juni bietet aber noch eine Chance. Ausverkaufte Vorstellungen kennt auch Günter Grünwald (Bild) und füllt deshalb mit seinem aktuellen Programm Deppenmagnet das Deutsche Theater in München ebenso wie den Augsburger Kongress am Park oder den Festsaal des Stadttheater Ingolstadt. Was die Zuschauer erwartet? Zwei Stunden lang eine Mischung aus Kabarett, Comedy und Einbauschrank. Noch größer wird es im April, wenn Mario Barth in der Olympiahalle die Lachmuskeln seiner Fans strapaziert. „Männer sind faul, sagen die Frauen“. Da weiß der Comedian doch bestimmt so einiges dazu zu sagen.
Damit uns in der Zukunft die Talente nicht ausgehen, brauchen sie eine Bühne, um sich auszuprobieren. Dafür ist der Nachwuchswettbewerb Paulaner Solo+ für Solisten und Gruppen aus Kabarett, Comedy und Kleinkunst da. Die ersten Vorrunden des Wettbewerbs finden am 1.3.19 und 24.5.19 mit je vier Beiträgen im Veranstaltungsforum Fürstenfeld statt. Gespannt darf man sein, wen Jury und Publikum ins Finale wählen.
Redaktion: Gerti Windhuber
Lach und Schieß:
20.1.19: Ecco Meineke: „Rückblick 2019 L&S“ (München-Premiere)
5.-28.2.19: Sigi Zimmerschied: „Heil. Vom Koma zum Amok“ (Premiere)
21./22.3.19: Josef Brustmann: „Das Leben ist kurz – kauf Dir rote Schuh“ (Premiere)
2.-6.4.19: Constanze Lindner: „Miss Verständnis“ (Premiere)
7.5.19: Kabarett Kaktus: „Kabarett Kaktus 2018“
Lustspielhaus:
27.1.19: ScienceBusters: „Winter is coming“ (München-Premiere)
31.3.19: Familie Lässig: „Im Herzen des Kommerz“ (Premiere)
29.4.19: LaLeLu: „Die Schönen und das Biest“ (München-Premiere)
2.5.19: Hannes Ringlstetter: „Aufgrund von Gründen“ (Premiere)
Muffathalle:
23.2.19: Mark-Uwe Kling: „Das nächste große Ding“
Schlachthof:
2.2.19: Maxi Schafroth: „Faszination Bayern“
1.3.19: Die Puderdose: „Tschuldigung, war Absicht!“ (Premiere)
29.3.19: Stephan Zinner: „Raritäten“
2019-01-11 | Nr. 102 | Weitere Artikel von: Gerti Windhuber