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  • Themen-Fokus :: Circus

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    Circus- und Schaustellerseelsorge in Deutschland


    Seit mehr als 50 Jahren wirken – in der Öffentlichkeit oft kaum bekannt – unter den Zirkusleuten und Schaustellern die beiden großen Kirchen mit ihren Vertretern. In die Öffentlichkeit treten sie meist nur, wenn auf Volksfesten Gottesdienste abgehalten werden, oft verbunden mit kirchlichen Handlungen wie Taufen oder Hochzeiten.

    Zirkuszelte_Theater MetronomAls Pionier bei der Betreuung dieser Berufsgruppe wurde die evangelische Kirche in der DDR tätig, die bereits 1952 einen Pfarrer für die Circus- und Schaustellerseelsorge berief. Einige Jahre später wurde ein weiterer Pfarrer berufen, der die Betreuung für die Schausteller übernahm, die Ehefrauen wirkten mit – zuerst ehrenamtlich, dann als hauptamtliche Gemeindehelferinnen. Erster Pfarrer wurde Gerhard Fischer, ihm folgte für viele Jahre für den Zirkusbereich Klaus-Jürgen Meyer und für die Schausteller Klaus Biel. Die Seelsorge war der Inneren Mission angegliedert, sie war damit über das Diakonische Werk beweglicher als bei der Zugehörigkeit zu einer Landeskirche.

    In der Bundesrepublik Deutschland hatte es in der „Arbeitsgemeinschaft Volksmission“ zwar Bemühungen um die Betreuung dieser Berufsgruppen gegeben, und einzelne Pfarrer, wie Martin Schaaff in Berlin (West), engagierten sich besonders aktiv, aber die Gründung einer eigenständigen Struktur erfolgte erst 1967, erster Pfarrer wurde Eugen Stegmann. Er engagierte sich besonders für die Bildung der Zirkus- und Schaustellerkinder. Auf seine Initiative entstand das Internat „Sonnenhof“ in Feuchtwangen für die Kinder beruflich Reisender. 1975 übernahm Pfarrer Pangritz die Seelsorgetätigkeit und die Leitung des Sonnenhofes, später erweiterte sich das Team um einen Diakon.

    Mit der Wende änderte sich auch die Organisationsstruktur der Circus- und Schaustellerseelsorge. Der Personalbestand wurde verringert, 2007 wechselte der zuletzt für die neuen Bundesländer zuständige Martin Heinke in eine Gemeinde. Gegenwärtig werden Pläne beraten, nur noch eine hauptamtliche Stelle für die Seelsorge zu erhalten und regionale Ansprechpartner einzusetzen. In der gegenwärtigen Übergangsphase wurden ein Nord- und ein Südbereich gebildet, in denen Pfarrerin Regina Hallmann und Pfarrer Horst Heinrich arbeiten. Verantwortlich ist das Kirchenamt der EKD in Hannover. Eine gewisse Eigenständigkeit hat die evangelische Kirche in Hessen und Nassau, hier arbeiten seit 1995 Pfarrerin Christine Beutler-Lutz und für Kurhessen-Waldeck Pfarrer Volker Drewes speziell für den Schaustellerbereich. Nach Angaben der EKD gehören zur reisenden Gemeinde rund 23.000 Mitglieder, für welche die Pfarrer Gottesdienste abhalten, kirchliche Handlungen vornehmen, Konfirmationsunterricht abhalten und für persönliche Probleme als Gesprächspartner zur Verfügung stehen, eine mehr als umfangreiche Aufgabe.

    Die katholische Kirche, die beim Vatikan über ein Pontifikat für die Migranten und Reisenden verfügt, gründete die Katholische Circus- und Schaustellerseelsorge 1956. Nationalseelsorger wurde der heute noch legendäre Pallottinerpater Heinzpeter Schöning, der diese Tätigkeit 47 Jahre lang ausübte. Als Beauftragter für die DDR arbeitete lange Zeit Otto Thonhofer. Heute ist Martin Fuchs als Nationalseelsorger tätig. Da die katholische Kirche im Gegensatz zur EKD über eine zentrale Struktur verfügt, ist auch die Gliederung der Circus- und Schaustellerseelsorge einfacher: In jedem der acht Bistümer ist ein Regionalseelsorger als Ansprechpartner tätig. Geschätzt werden rund 35.000 Gemeindemitglieder in Deutschland, davon allein 20.000 im Bereich der Schausteller und Marktkaufleute.

    Seit einigen Jahren besteht auch ein „Internationaler Rat der christlichen Kirchen für die Circus- und Schaustellerseelsorge“, der sich in der Regel während des Internationalen Zirkusfestivals in Monte Carlo trifft. Ihm gehören Seelsorger aus Deutschland, Österreich, der Schweiz, Spanien, Italien, Frankreich, Belgien und den Niederlanden an.

    Redaktion: Dietmar Winkler

    AdNr:1093  

    2008-06-15 | Nr. 59 | Weitere Artikel von: Dietmar Winkler