Es gibt Städte, da spielt die Kultur eine ganz große Rolle. Die Rede soll hier nicht von Köln, Berlin oder Hamburg sein, sondern von einer Kreisstadt im Saarland, die einen innovativen und konsequenten Weg vor mittlerweile rund 20 Jahren beschritten hat, als sie eine gemmeinnützige GmbH für Kultur ins Leben rief, die mittlerweile zu einer der größten Veranstalter im Südweste wurde.
Mit der Gründung der Neunkircher Kulturgesellschaft ist 1995 von der Kreisstadt Neunkirchen eine innovative Basis für die Kulturentwicklung geschaffen worden. Hier finden sich zentrale Elemente des städtischen Kulturlebens.
Mit einem Kulturentwicklungsplan, der im Jahr 2010 im regen Austausch mit den Bürgern der Stadt beschlossen wurde, begann ein erfolgreiches langfristiges Konzept, um kulturelle Angebote für alle Interessen anzubieten.
Uwe Wagner, Jahrgang 1982, ist seit Anfang 2014 Geschäftsführer der Neunkircher Kulturgesellschaft gemeinnützige GmbH und und verantwortet in dieser Funktion mit seinem Team die Städtische Galerie, die Volkshochschule, die Musik- und Musicalschule sowie Veranstaltungen mit ca. 70.000 Besuchern jährlich.
„Mit einem Jahresprogramm von über 140 Veranstaltungen in verschiedensten Genres hat sich die Kulturgesellschaft in kürzester Zeit als einer der größten Veranstalter im Saar-Lor-Lux Raum etabliert.“ erläutert uns Wagner.
„Mit der „Stummschen Reithalle“ verfügen wir über eine der schönsten Kleinkunst-Locations Deutschlands. Mit dem Umbau des Industriedenk-mals „Neue Gebläsehalle“ (Bild links, Innenansicht unten) zur modernen, multifunktionalen Theater- und Veranstaltungshalle, konnten wir das Einzugsgebiet für unser Publikum enorm erweitern. Das Publikum kommt inzwischen nicht nur aus dem Saarland, sondern vor allem aus der Pfalz, dem Rhein Main- und Rhein-Neckar-Raum bis hin in den Stuttgarter Raum. Dadurch sind wir auch zu einem wichtigen Marketingfaktor für Stadt und Land geworden“.
Wagner blickt bei seiner Arbeit gerne über das Saarland hinaus und pflegt bundesweit Kontakte zu Künstlern und Kollegen u.a. durch Vorträge über Kulturförderung, Sponsoring und Festivalmanagement sowie entsprechende Publikationen in den "Weimarer Studien zu Kulturpolitik und Kulturökonomie".
Er hat schon viele Künstler und Bands in Neunkirchen begüßen können: Weltstar Hillary Hahn gab eines von nur drei Europakonzerte in der Neuen Gebläsehalle, BAP waren hier, Max Mutzke mit der SWR Bigband oder Nils Landgren und Michael Wollny für einen großartigen Jazzabend.
„Demnächst geplant“, so Wagner „sind Auftritte von Vincent Klink, der nicht nur ein perfekter Koch und angenehmer Talk-Gast ist, sondern auch ein toller Musiker. Beides wird er an dem Abend unter Beweis stellen. Viva Voce wird sein 25 jähriges Jubiläum bei uns feiern. Die feisten – seit Jahren Stammgast, kommen demnächst und wie immer wird es wohl ein Fest... - und ganz besonders freue ich mich auch auf Jeff Cascaro – in meiner Studienzeit sind wir uns in Weimar noch als Student und Professor begegnet, jetzt auf der Bühne.“
Auch Kleinkunst, ob als Kabarett oder Comedy ist hier vertreten. Im Frühjahr gastierte Gernot Hassknecht vor ausverkauftem Haus. Der als Choleriker bekannte Kabarettist aus der zdf-heute-show zeigte in einem 2-stündigen Progarmm seine ganz Vielseitigkeit auf der Bühne. Ja, er kann auch leise sein, er kann zum Nachdenken anregen, wenn er über Fluchtursachen und der grausamen Grenze der EU im Mittelmeer spricht - ohne laut zu werden. Und natürlich kann er sich auch wieder herrlich über Altagsdinge oder die ganz große Politik von Trump bis zur EU aufregen. Im Herbst sind weitere Kleinkunst-Veranstaltungen u.a. mit Katrin Bauerfeind, Bodo Wartke, Faisal Kawusi, Dave Davis, Philip Simon und schließlich Anfang Dezember ein Weihnachtsspecial mit Maybebop geplant.
Als sei Wagner damit noch nicht ausgelastet, kümmert sich die NK-Kulturgesellschaft auch noch um weitere Projekte in der Stadt wie die Städtische Galerie an ihrem neuen Standort im KULT, die erfolgreiche VHS und last but not least einer Musik- und Musicalschule, bei der die Auslastung schon nach kurzer Zeit ihre Grenze erreicht hat.
Was ist für die Zukunft geplant?
„Unsere Ziele für die Zukunft sind vielfältig,“ so Wagner. „Vor allem die bisherigen Erfolge wollen wir nachhaltig stabilisieren – gerade im Veranstaltungs- und Vermietungsbereich sind die sechs Jahre seit „Geburt“ der Neuen Gebläsehalle noch keine Zeit. Hier müssen wir uns weiterhin gewaltig anstrengen, um uns zu etablieren und die Marke „Kultur in Neunkirchen“ weiter zu stärken. Für die Musikschule wären neue, eigene Räumlichkeiten ein wichtiger Baustein in der Weiterentwicklung. Für die anderen Institutionen sowie die Kultur GmbH an sich gilt es, den anstehenden Veränderungen und Entwicklungen die notwendigen finanziellen Mittel bereit zu stellen – angesichts der klammen Kassen der Kommunen eine der größten Herausforderungen.“
Weitere Informationen zur Neunkircher Kulturgesellschaft unter:
WebInfo: NK-Kultur
Redaktion: Ronald Maltha
2018-08-06 | Nr. 99 | Weitere Artikel von: Ronald Maltha