Martina Brandl hat gerade ein neues Programm herausgebracht: "Irgendwas mit Sex"
Anlässlich dessen hat Kassandra Knebel für den Trottoir ein Kurzinterview geführt.
Trottoir: Welche Neuigkeiten gibt es von dir?
Ich hatte gerade Premiere mit dem neuen Programm "Irgendwas mit Sex." und habe hierfür mein allererstes Musikvideo produziert! Es heißt "Ich lass mir n QR Code auf'n Arsch tätowiern" und hat auf youtube in der ersten Woche über tausend Klicks bekommen.
Trottoir: Was zeichnet dein neues Werk aus? Was ist das Besondere daran?
Ich gehe wie schon im letzten Programm "Jedes 10. Getränk gratis - ein Selbstversuch", in dem die Durchalkoholisierung unserer Gesellschaft Thema war, den Weg zurück zu meinen Wurzeln weiter. Nachdem ich in den letzten Jahren hauptsächlich Comedy gemacht habe, mach ich jetzt wieder beides: Völlig sinnfreies Geblödel steht neben nachdenklicher Gesellschaftskritik.
Trottoir: Was ist der Hintergrund? Welche Idee steckt dahinter?
Wir leben in einer "Irgendwie-Gesellschaft". Irgendwie ist alles erlaubt ist. Man kann irgendwas mit Medien machen, aber auch "Irgendwas mit Sex". In TV-Dokus werden jungen Mädchen Berufe in der Porno-Branche als echte Karriereoptionen präsentiert. Wer nach moralischen Werten lebt und eine klare Meinung vertritt, wird als "Gutmensch" oder "Wutbürger" lächerlich gemacht. Aber keine Angst, ich rede nicht den ganzen Abend über Sex. Über Sex redet man nicht. Man hat ihn. Natürlich haben Sex und Kabarett gemeinsam, dass es mehr Spaß macht, wenn beide mitmachen.
Trottoir: Mit welcher Methode hast du deine Ideen erarbeitet?
Ich schreibe zunächst Essays, Glossen, Kurzgeschichten. Nach meinen drei Romanen hab ich ja Übung im Schreiben. Danach übersetze ich die Schriftsprache in die gesprochene.
Trottoir: Was hat dich geärgert?
Mich ärgert das Argument der Freiwilligkeit. Menschen sind käuflich und bereit, sich z.B. im TV bis zur Schmerzgrenze zu erniedrigen, wenn man Ihnen genüngend Geld dafür bietet. Aber das entbindet meiner Meinung nach diejenigen, die die Kohle haben nicht von ihrer Verantwortung.
Trottoir: Hast Du Idole? Welche?
Jeder Kleinkünstler, der sich traut, bei sich zu bleiben, gegen den Strom zu schwimmen, Auftritte abzulehnen, bei denen man finanziell ausgenutzt wird oder durch unkompetente Richter bewertet; jeder, der zu solchen kunstfeindlichen Veranstaltungen Nein sagt, auf Kosten der eigenen Karriere und gegen den Gruppendruck der anderen Kollgen, die das klaglos mitmachen und nur hinter vorgehaltener Hand darüber lästern, ist mein Held.
Trottoir: Was wünschst du dir?
Ich wünsche mir ein Publikum ohne Mobiltelefone und mit einer Aufmerksamkeitsspanne von mehr als 30 Sekunden.
Trottoir: Was möchtest du den Lesern mitteilen? Was ist dir wichtig zu sagen? Gibt es sonst noch etwas?
Am 12.11.14 zeichne ich eine DVD in den Wühlmäusen auf. Je mehr Leute dabei sind, umso besser!
Ach ja, und: "Schwarze Orangen" ist DER Roman für den Herbst. Und für Weihnachten. Und Geburtstage. Und Rolltreppeneinweihungen, Testamentseröffnungen, Kontoschließungen....
:VideoClip
Das Interview führte für Trottoir-online: Kassandra Knebel
Bild Martina Brandl: Felix Groteloh
Redaktion: Kassandra Knebel
2014-11-05 | Nr. 84 | Weitere Artikel von: Kassandra Knebel