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    Stuttgarter Kleinkunst und Musik

    Hurra, hurra, Trottoir ist wieder da! Oder?


    Stuttgarter Kleinkunst und Musik hinterm Horizont vorm Sommerloch

    Christoph Sonntag feierte in Stuttgart öffentlich seinen 50. Geburtstag. Nicht im kleinen Theaterhaus mit 800 Plätzen, sondern in der Porschearena mit 6000 Zuschauern. Zum Jubiläum spielte er sein laufendes Programm „AZNZ“ (Alte Zeiten – neue Zeiten), immer wieder beschwört er die Vergangenheit seiner Generation,  die 60er und 70er Jahre und jedes Mal hat er einen witzigen Vergleich zur Gegenwart auf Lager. Problematisch bei Großhallen ist der Ton, wie man auch schon bei den Jazz Open 2010 am gleichen Ort feststellen konnte. Aber Sonntags Fans und Radiohörer kennen seine Programme und Pointen. Und im zweiten Teil war die Akustik dann auch besser.

    severin_groebner_pief_1_4bMal schwäbisch privat, mal aktuell politisch, Sonntag beherrscht die Spanne zwischen Comedy und Kabarett. Und damit wird er auch in seinem sechsten Jahrzehnt seine Fans auf Trab halten.

    Ganz anders der Stuttgarter Sternekoch Vincent Klink für`s Merlin in den Wagenhallen mit dem Programm „Wir schnallen den Gürtel weiter – Häuptling eigener Herd“.

    Sein Kumpel Wiglaf Droste hatte sich ein paar Stunden  vor der Vorstellung krank gemeldet, aber Vincent bescherte dem Publikum mit seinen Geschichten über Köche und Jazzmusiker einen wunderbaren Abend, unterstützt vom Ausnahme-Pianisten Patrick Bebelaar, der seine Trompetensoli kongenial begleitete.

    Am gleichen Ort spielte einen Monat später Horst Evers „Großer Bahnhof – Aberwitziges Alltags-Universum“. Jedes seiner Programme ist präzise ausgearbeitet, in den Alltagsgeschichten erkennen sich die Zuschauer wieder. Horst wurde mit sehr vielen Kleinkunst- und Kabarettpreisen ausgezeichnet, von den Kleinbühnen hat er längst den Weg in größere Hallen gefunden. Was von „Tresenlesen“ wiederbelebt wurde, treibt er auf die Spitze. Lesekabarett der Extraklasse!

    Im Theaterhaus feierte Gautier Dance mit „Celebration“sein fünfjähriges Jubiläum. Diese ungewöhnliche Tanzkompanie, mit Preisen überhäuft, spielt auch viele ironisch Nummern. Zum Beispiel das Stück „Mann macht Frau an“ und direkt danach wird dieser Mann in spiegelverkehrter Weise von einem Mann angemacht, artistisch und comedyhaft. Es gibt viel zu lachen, tänzerisch ist alles perfekt, und so eröffnen sie für viele Leute, die sonst klassischen Tanz nicht mal ignoriert haben, einen neuen Horizont.

    Peter Grohmann liest hier einmal im Monat das Allerneueste aus seiner Biographie, die er ständig erweitert. Er ist einer der Protagonisten im Kampf gegen Stuttgart 21, veröffentlicht jede Woche einen satirischen Brief zu dem Thema, den er jeden Montag auf der Demo in 4000 Auflage eigenhändig verteilt. Mittlerweile sind die gesammelten S21 Satiren auch in Buchform erschienen. Ein kabarettistische Urgestein, nichts ist vor ihm sicher, überall mischt er sich mit seiner politischen und satirischen Kompetenz ein. Im November heißt es. „75“ und kein bisschen leiser!

    wommy_wonder_1_4Im gut besuchten Renitenz-Theater tobte der Ex-Tornado Arnulf Rating als Krankenschwester und in anderen Rollen über die Bühne. Politisch hart im Wort, so wie man ihn aus ARD und ZDF kennt, frech und respektlos, und vor allem sehr unterhaltsam. Ein Höhepunkt, seine Nummern mit Dutzenden von Bildzeitungsüberschriften, welche die Zuschauer zu Lachsalven hinrissen, intelligent, doppeldeutig, böse. Da können sich Westernhagen und Otto, die grade mit „fortschrittlichen“ Sprüchen auf allen Plakatwänden der Republik Reklame für dieses Blatt machen, eine Scheibe von abschneiden. Denn auch heute gilt noch der Süverkrüpp-Spruch: „Es trägt der Tod die FAZ, darin versteckt er Bild“. Möge die Übung gelingen!

    Im Schauspielhaus in Stuttgart gab es einen Abend, den wohl niemand mehr vergessen wird. „Nobody Does It Better“ hieß der selbstbewusste Titel dieses musikalischen Abends mit Motti Kaston, Opernsänger, Marietta Meguid, Schauspielerin und Murat Parlak und Band, Musiker.

    Die Herkunft der Künstler: Kaston kommt aus Israel, Meguid hat einen ägyptischen Vater und eine deutsche Mutter und Parlak kommt aus einem türkisch-kurdischen Elternhaus. Eigentlich Sprengstoff, auf der Bühne: totale Harmonie, nicht nur in der Musik. Sie singen nicht nur das große Songbuch der letzten 70 Jahre, sie haben auch wunderbare Zwischentexte geschrieben, sehr persönlich, in dem sie sich mit viel Selbstironie gegenseitig vorstellen. Von der West Side Story geht es zu „Over The Rainbow“, von George Michael zur Opernarie. Das Stuttgarter Publikum holte die drei immer wieder beim Schlussapplaus auf die Bühne. Man darf auf eine Wiederaufnahme oder auf eine ähnliche Produktion in der nächsten Spielzeit hoffen.

    Fantastisch auch die Besetzung des Jazz Open Stuttgart 2012. In diesem Jahr fanden die Aufführungen auf dem Schlossplatz in der Stadtmitte und im Mercedes Forum in Bad Canstatt statt.

    Melody Gardot stellte ihre dritte CD vor, ein richtiger Quantensprung. Die Jazzerin hat sich auf ihre Reisen von multikulturellen Einflüssen beeindrucken lassen und dies direkt auf ihrer neuen CD verarbeitet. Hochprofessionelle Begleiter, ein toller Sound, spannende Wechsel von A Capella über Solopianostücke zu fetzigen Jazzrockklängen. Vor einigen Jahren spielte sie noch vor einer kleinen Fangemeinde beim Jazz Open im Jazz Club Bix, jetzt auf dem großen Schlossplatz vor ein paar tausend Zuschauern. Sie hat die Zweifler überzeugt, es funktioniert auch auf der großen Bühne.

    In den nächsten Tagen überzeugten Liz Wright, ganz unprätentiös im kleinen Schwarzen an der Trommel, im Gegensatz zu Montreux, wo sie immer in großer Garderobe erscheint, begleitet von ...

    Die Stimmen passen bei Duetten sehr gut zusammen, die solistischen Stärken sind hinlänglich bekannt. Das Gleiche gilt für Larry Carlton, vom Ruhigen Gitarrensolo zu fulminanten Jazz Rock in einer starken Formation.

    Ein besonderes Erlebnis in der Mercedes Benz ... war das Doppelkonzert von Curtis Stigers und Till Brönner, die am Ende des ersten Sets auch 15 Minuten gemeinsam jamten. Curtis ist ein toller Saxophonist, interessante Stimme und sehr humorvolle Ansagen. Er hat den Sprung vom Popmusiker –zum Jazzer mit Leichtigkeit geschafft. Seine erste Platte wurde 1,5 Millionen mal verkauft - Stücke seiner neuen Cd „Let`s Go Out Tonight“ bildeten das Gerüst seines Auftritts. Er ist nicht nur in Stuttgart beim jazz Open, sondern auch auf dem Montreux Jazz Festival ein Dauergast.

    Die Galgenstricke in Esslingen spielen seit knapp zwei Jahren ihr Hausprogramm „Mitgenommen“. Den Titel hat das Esslinger Publikum nach einer  Ausschreibung erfunden. Wenige Nummern laufen im Duo, dafür können Erich Koslowski mit seinen Rollen-Satiren und Herbert Häfele mit seinen ausgedehnten kabarettistischen Musikcollagen um so mehr auf ihren Spezialgebieten glänzen. Das Programm ist politisch immer auf der Höhe der Zeit, wird laufend geändert, so dass man es sich bis zur nächsten Premiere gut ein weiteres Mal ansehen kann.

    Die Galgenstricke haben auch immer wieder mal Gäste, so Peter Vollmer mit  dem genialen Titel„Frauen verblühen, Männer verduften“. Mit diesem Programm beschert er den Veranstaltern auch im Hochsommer mitten in der Woche ein volles haus. Gekonnt spielt er auf der Männer-Frauen Tastatur, und erreicht mit viel Selbstironie und Augenzwinkern sein breit gefächertes Publikum. Eine Woche später verriet wahrscheinlich seine Frau Maria Vollmer, wie es bei ihnen zu Hause zugeht, wenn sie sich zwischen den Gastspielreisen mal wieder treffen: „Sex and Drugs im Reihenhaus“.

    Gäbe es einen Oskar für den besten Kabarett-Titel, wären beide wahrscheinlich in der ersten Reihe zu finden. Weitere Gäste waren die Buschtrommel, Axel Pätz, Maul und Clownseuche, Reiner Kröhnert, Carlos Martinez und Honey Pie.

    In Reutlingen spielt regelmäßig das Duo Sturmvogel im franz.K. Sind es normalerweise Duo- oder Solostücke für Erwachsene oder Kinder, die einen satirischen Einschlag haben. Jetzt haben sie ein Songprogramm mit eigenen Titeln erarbeitet, das in Kürze auch auf CD erscheint. Sandra Jankowski trägt die Songs in Rollen vor, die Stimme ist gut ausgebildet. Ihre Erfahrungen gibt sie auch in Gesangsworkshops weiter. Am 7.9 gibt es schon wieder eine Premiere: „Gut im Nordwind“, eine etwas andere szenische Lesung nach dem Erfolgsroman von Daniel Glattauer

    Redaktion: Bruno Schollenbruch 



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    2012-10-30 | Nr. 77 | Weitere Artikel von: Bruno Schollenbruch


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