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    Roncalli - „Zwischen Gestern und Morgen“ ...

    ... ist Heute. Frei nach Tucholsky benannte der Circus Roncalli zum Saisonauftakt in Essen sein neues Programm. Von ihrem Arbeitsplatz hoch oben in der Circuskuppel sind sie zum umjubelten Höhenflug aufgebrochen – das Duo Sorellas. Christoph Gobet und Rodrique Funke gelten als Senkrechtstarter der jungen und modernen Akrobatenszene. Ihr perfektes Muskelspiel erfüllt ästhetische Ansprüche und sorgt für unerlässlichen Nervenkitzel durch ihre außergewöhnlichen Faller und Hänge. Kraftvolle Artistik verbinden sie mit Körperkunst zu einer ausgefallenen Choreografie mit fantasievollen Kostümen. Zick Zack Traum TheaterForever schlank. In Abwandlung des Popsongs mag Konstantin Mouraviev seine ausgeklügelte Rolle auf dem Rhönrad erdacht haben. Der junge Artist aus Russland bewegt neben seinem ausgesprochen sperrigen und daher in der Circusmanege selten zu sehenden Requisit auch die Gemüter der Zuschauer. Mouraviev verbindet hochkonzentrierte sportliche Leistung mit einem gehörigen Schuss Komik. Und er kommt ganz und gar ohne Worte aus, wenn er die Geschichte eines Mannes erzählt, der ganz dick ist und ganz schlank wird durch seine akrobatischen Eskapaden – bis das dicke Ende kommt. Manuel Alvarez entstammt einer uralten Artistenfamilie. Als Elfjähriger sah er den deutschen Jongleur Francis Brunn, und von da an stand sein Berufswunsch fest. Mit südländischem Temperament lässt er bis zu sieben Keulen, Teller und Ringe fliegen und besticht durch raumfüllende Jonglagen bis hoch unter die Circuskuppel. Seine Tochter Jacqueline Alvarez nennt man auch die „Königin der Handstand-Äquilibristik“. Vollendete Körperbeherrschung und außergewöhnliches Balancevermögen zeichnen die junge Künstlerin aus. Kraft, Leichtigkeit, Eleganz und Anmut vereinen sich zu einem harmonischen Ganzen. Vanessa Rodriguez Arbeit steht auf festen Füßen, könnte man sagen, denn sie ist Antipodistin. Die Besonderheit ihrer artistischen Leistung besteht in der Jonglage mit Tüchern und kleinen Teppichen, die sie ständig in Bewegung hält. Die junge Spanierin macht auch ihrem Land alle Ehre, indem sie zu den Klängen spanischer Gitarren selbiges Instrument eindrucksvoll balanciert und jongliert. Was wäre ein Circus ohne Clowns? Das wussten schon die Gründerväter. Deshalb bauten sie kurz nach der Etablierung des modernen Circus durch den Engländer Phillip Astley komische Elemente in das Programm ein. Nicht von ungefähr ist der Clown das auffälligste Glied zwischen Theater und Circus. Mit besonderer Sorgfalt wählte Circusdirektor Bernhard Paul auch diesmal wieder alte Clown-Entrees aus und polierte sie neu auf. Natürlich durfte der Prinzipal als Clown Zippo dabei nicht fehlen. Für den fröhlichen Schabernack konnte er die katalanischen Theaterclowns Monti gewinnen, die nicht nur exzellente Musiker sind, sondern auch an die Tradition bewährter Clowntrios anknüpfen und mit den ihnen ureigenen Ideen verbinden. Die Curatola Brothers brillieren mit einer Handstandakrobatik vom Feinsten. Hand auf Hand werden schwierige Drehungen, Schrauben und Salti vollzogen. Wahre Handarbeit vermischt sich mit herausragendem Können und wird so etwas Besonderem mit ganz eigener Note. Rokashkovs – Reck, eine immerwährende Geschichte in neuen Bildern. Wie drei starke Typen einer schönen Frau auch in der heutigen Zeit imponieren können, zeigen die „Rokashkovs“ aus Moskau in einem ganz ungewöhnlichen Auftritt. An einem quadratischen Reck vollführen sie kühnste Sprünge, turnen sich so auf diesem Sektor der Akrobatik in die Nähe von „goldverdächtigen“ Rekorden. Immerhin war Sergey Rokashkov 1990 Meister der „International Master of Sports“ in der Disziplin Gymnastik. Seine Frau Natalie erturnte sich den Titel drei Jahre später, und seit 1994 arbeitet das rekordverdächtige Paar zusammen. Der bekannte Moskauer Regisseur Alexander Grimailo entwickelte für das Duo und zwei weitere Virtuosen am Reck diese starke Story. So streiten sich in der avantgardistisch inszenierten und spannungsgeladenen Geschichte drei Männer um eine Frau – und die stolziert kess in Stöckelschuhen über die filigranen Reckstangen. Für ihr Debüt beim „Cirque de Demain“ in Paris erhielten sie dafür die Goldmedaille. Circus ohne Musik ist wie eine Manege ohne Sägespäne. Roncallis Royal Orchestra, unter der Leitung seines Dirigenten, Arrangeurs und Komponisten Georg Pommer, begleitete das Geschehen in der Manege mit Trommelwirbeln und Tremolos und lieferte die stets richtige musikalische Begleitung artistischer und circensischer Höhepunkte. Geiger aus Ungarn, Percussionisten aus Südamerika, Gitarristen aus Spanien untermalen nicht nur die einzelnen artistischen Akts, ob Mensch oder Tier, sondern werden selbst zur Attraktion und inszenierten auch zum Finale ein fulminantes musikalisches Feuerwerk, in das sich alle Artisten zum Ende der Premiere nochmals einreihten.

    Redaktion: Hartmut Höltgen-Calvero

    AdNr:1090 

    2005-06-15 | Nr. 47 | Weitere Artikel von: Hartmut Höltgen-Calvero