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  • Themen-Fokus :: Puppenspiel

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    In Hamburg tanzen die Puppen

    Puppenspielkunst und Schauspielerei: eine Kombination, die sehr leicht schief gehen kann. Denn viel zu schnell wird ein mittelmäßiger Schauspieler von einer Puppe, selbst wenn diese auch mittelmäßig ist, an die Wand gespielt. Wenn man jedoch ein tolles Team hat und in allen Bereichen mit Liebe und Professionalität vorgeht, kann die Mischung zu einer Verstärkung der gezeigten Bilder und Emotionen führen und somit für das Publikum zu einem einzigartigen Theatererlebnis.

    In Hamburg ist dem Team vom Schmidt Theater diese Gratwanderung mit der Musical-Inszenierung „Villa Sonnenschein“ gelungen. Nach einer Idee von Martin Lingnau unter der Regie von Thomas Matschoß und mit den fantasievollen, übergroßen Puppen von Götz Fuhrmann und Heiko Wohlgemuth entstand ein auf Figurentheater basierendes Musical, das einfach Spaß macht.

    Gemeinsam mit singenden Sonnenblumen und sprechenden Bettpfannen helfen grantige Alte einer jungen Liebe auf die Sprünge und vereiteln einen diabolischen Plan. Schräger Humor, mitreißende Melodien, überraschende Wendungen und endgültige Wahrheiten: der große Publikumserfolg geht in die zweite Spielzeit!

    Felix stürzt sich voller Tatendrang in sein neues Zivi-Leben im Seniorenheim VILLA SONNENSCHEIN. Hier verliebt er sich Hals über Kopf in die Bestattungs-Auszubildende Melanie, Tochter der gestrengen Heimleiterin Mechthild. Diese versucht mit allen Mitteln, jede sich anbahnende Gefühlsregung von Melanie für Felix zu unterbinden. Und auch Melanie fragt sich, ob nicht der dubiose Schürzenjäger Dr. Mathieu die bessere Partie wäre. Doch da werden die Heimbewohner munter: Die steinalte Diva Carlotta, ihr siebzehnter und meist in seinen Erinnerungen versunkener Mann Hubert und dessen ungehobelter Freund Gustav helfen Felix auf abenteuerliche Weise, Melanies Herz zu erobern.

     

    Die Entstehungsgeschichte

    Irgendwann im Sommer 2003 trafen sich Martin Lingnau, Thomas Matschoß und Corny Littmann in einem italienischen Restaurant in irgendeiner Seitenstraße von St. Pauli.

    Es sollte eine neue TIVOLI-Produktion aus der Taufe gehoben werden: ein skurriler Jahrmarkt anno 1900, auf dem sich eine Schießbudenfigur in die Seiltänzerin verliebt, als Spektakel mit Puppen und Menschen auf dem Spielbudenplatz angesiedelt. Corny bedankte sich herzlich mit einer Flasche Wein für die Geschichte und sagte: „Schöne Idee, wir machen was anderes.“

    Die Idee, etwas mit Puppen zu machen, lag aber weiter in der Luft. Ein Jahr später flogen Martin Lingnau, Corny Littmann und Heiko Wohlgemuth nach New York, um sich dort eine erfolgreiche Show mit Puppen und Menschen am Broadway anzuschauen. Die Begeisterung war so groß, dass sie noch in der Stadt – die bekanntlich eh niemals schläft – mit der Arbeit an „Villa Sonnenschein“ begannen. Im Atelier einer befreundeten Malerin entstanden der erste Handlungsablauf und die Charaktere der Hauptfiguren. Zurück in Hamburg, wurde mit Thomas Matschoß das Team der „Heißen Ecke“ und „Pension Schmidt“ wieder komplett. Wohlgemuth und Matschoß schlossen sich in einem Zirkuswagen in Österreich ein und schrieben das Buch zu Ende, während Lingnau in Hamburg nach einer Musikform suchte, die den Puppen gerecht wird.

    Zeitgleich galt es, einen Puppenbauer zu finden, der in der Lage war, den Ideen der Autoren ein Gesicht zu geben. Zufällig fand sich der richtige Mann im eigenen Haus: Götz Fuhrmann, Darsteller in der „Heißen Ecke“, fertigte in kürzester Zeit einen Entwurf für Dr. Mathieu, der alle begeisterte. Dann lief der Produktionsprozess an. Songs wurden geschrieben, geändert und verworfen; Schauspieler ausgewählt, indem sie mit einer Schimpansenpuppe Märchen improvisierten. Anja Imig entwarf das Bühnenbild, Corny lernte Rollstuhl fahren, Sonnenblumen sprechen und die Schar der Puppen wurde größer und größer.

    Am 8. September 2005 hatte „Villa Sonnenschein“ endlich Premiere, die erste große Hausproduktion im neuen Schmidt Theater. Zwar ohne Schießbudenfiguren und Seiltänzerinnen, aber mit Puppen und Menschen – und sehr, sehr viel Vergnügen!

    Tickets und Informationen im Internet unter www.schmidts-tivoli.de.

    Redaktion: Claas Hansen

    2006-03-15 | Nr. 50 | Weitere Artikel von: Claas Hansen