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    Offene Bühne - ehrliches Publikum

    - Die Übersicht der Nachwuchskünstler in Berlin

    Irgendwann kommt für jeden Nachwuchskünstler der Tag, wo er es wissen will: Wie kommt meine Nummer an, wenn nicht nur das Schätzchen, Freund Herbert, Tante Gisela und die kleine Schwester die Zuschauer sind? Jetzt muß ein richtiges Publikum her. Doch gleich eine eigene Show organisieren? Dafür ist die Zeit vielleicht noch nicht reif. Zum Glück gibt es Offenen Bühnen: Spielorte, wo jeder ohne Vorsprechen ein paar Minuten bekommt, um sich zu präsentieren. In Berlin gibt es davon vier.

    Am bekanntesten ist die "Scheinbar" in der Schöneberger Monumentenstraße. Das Lokal ist kaum größer als ein Kleiderschrank, dafür sind alle Wände mit rotem Glitzerstoff bespannt, überall hängen schillernde Troddeln und Girlanden. Diejenige Zuschauer, denen es nicht gelingt, einen der wenigen Stühle am Bühnenrand zu ergattern, sitzen auf einer aus einem Baugerüst zusammengeschraubten Tribüne fast unter der Decke des Raumes. Seit zehn Jahren treten hier Künstler aller Art bei der "Open Stage" auf und nicht wenige von ihnen haben es unterdessen zu etwas gebracht: Michael Mittermeyer etwa, Martina Brandl oder Ulli Lohr. Weil die Scheinbar so charmant und das Publikum - mit studentischem Einschlag und einem Hang zur Trash-Comedy - so gnädig und freundlich ist, kommen auch arrivierte Künstler immer mal wieder gerne hierher zurück: Um eine neue Nummer auszuprobieren oder einfach in Erinnerung an alte Zeiten. Wie bei allen Offenen Bühnen kriegen sie keine Gage, sondern Freigetränke als Lohn.

    Etwas ruppiger als in der Scheinbar geht es bei der Offenen Bühne im Checkpoint am Spittelmarkt zu, im ehemaligen Ostteil der Stadt. Das Publikum, das sich wöchentlich in dem recht großen, aber schmucklosen Saal der Kultureinrichtung zusammenfindet, ist sehr jung, oft noch im Abiturientenalter. Im Gegensatz zur Scheinbar bezahlen die Zuschauer keinen Eintritt. Das macht sie gnadenlos: Ist eine Nummer nicht fesselnd, kann es schon mal vorkommen, daß sie mittendrin aufstehen und sich an die Bar verkrümeln. Conférencier Daniel Rosié macht seine Sache aber sehr gut und versteht das Publikum meist zu bändigen. Für die Künstler mag ein Auftritt nicht immer ein Zuckerschlecken sein - ehrlich ist die Atmosphäre im Checkpoint auf jeden Fall. Denn umgekehrt lassen sich die Zuschauer auch zu Begeisterungsstürmen hinreissen, wenn ihnen eine Nummer besonders gefällt.

    Etwas gesitteter sind die Umgangsformen im Chamäleon, einer der ersten Variéte-Adressen in Berlin. Einmal im Monat findet in dem stimmungsvollen, kerzenerleuchteten Saal in den Hackeschen Höfen ein Öffentliches Casting statt. Vor allem Artisten, Akrobaten und Jongleure, aber auch Comedykünstler finden hier ein Publikum von anspruchsvollen Kennern und begeisterten Touristen, die jedesmal den Gewinner des Tages küren. Dieser darf dann in der Mitternachtsshow des Chamäleon auftreten. Nicht wenige Künstler haben von hier den Sprung in ein richtiges Engagement geschafft - das Ein-Mann-Ensemble Bodo Wartke ist nur einer von ihnen.

    Ganz neu und noch nicht sehr profiliert ist die Offene Bühne im winzigen Friedrichshainer Chapeau-Theater. Im Gegensatz zu den anderen Offenen Bühne-Terminen findet das öffentliche Vorspielen hier unregelmäßig statt. Nicht nur die Zuschauer, sondern auch Theaterleiter Maurice Soto können sich hier einen Einblick in das Schaffen unentdeckter Talente verschaffen: Er findet auf diese Weise die Künstler, die er für Programme engagiert. Der skurrile Bänkelsänger Sebastian Krämer, den man regelmäßig auf allen Offenen Bühnen Berlins antrifft, spielte hier schon ein Programm in Folge.

    Wie immer Künstler die Offenen Bühnen nutzen, als Test für größere Auftritte oder als Spaß und Nervenkitzel: Wer in diesem Rahmen auftritt, bekommt in jedem Fall Routine und direktes Feedback. Und wer mit dem manchmal unbarmherzigen Publikum umzugehen gelernt hat, den kann bei einem professionellen Auftritt gar nichts mehr erschüttern.

    Redaktion: Susann Sitzler

     

    Kontakt:

    Open Stage im Scheinbar-Variété, Monumentenstraße 9, Tel. 030/785 55 39. Immer Mi-Sa, 20.30. Voranmeldung nicht nötig.

    Offene Bühne im Checkpoint am Spittelmakrt, Leipziger Straße 55, Tel. 030/208 29 95. Jeden Di, 20.30. Voranmeldung nicht nötig, aber empfohlen.

    Öffentliches Casting im Chamäleon Varieté, Rosenthaler Straße 40-41 (Hackesche Höfe), Tel. 030/282 71 18, jeden ersten Sonntag im Monat, 15 Uhr, Voranmeldung empfohlen.

    Improvisato im Chapeau-Theater, Frankfurter Allee 91, Tel. 030/42 01 53 00, Termine auf Anfrage.

     

    Termine:

    Tränenpalast:

    1./2. Oktober: Missfits: "Mit Sicherheit"

    2. Oktober: Swinging Palace: "Swing Dance Orchestra"

    7.-31. Oktober: Martin Buchholz: "Alzheimer im Wunderland"

     

    BKA Theater:

    bis 3. Oktober: Roberto Capitoni als "Elektroman"

    7.-9./14. - 16. Oktober: Josef Hader: "Privat"

    10./11./17./18. Oktober: Tim Fischer: "Das Konzert"

    22./23. Oktober: Scheibe und die Lonely Heart Combo: "Zuviel Sex ist gar nicht gesund"

    27. Oktober bis 14. November: Gerhard Haase-Hindenberg: "Wer erinnert sich an Lenny Bruce?"

    18.-21. November: Tresenlesen

    ab 24. November: Boris Pilar

     

    BKA Luftschloß:

    2./3. Oktober: Otto Kuhnle und Roland Baisch: "Der Bunte Abend kehrt zurück"

    19. - 24. Oktober: Die kleine Tierschau: "Best of Best"

    19./21.-23. November: Erika Pluhar: "20 Jahre in Liedern"

    24./25. November: Stirmann und Grissemann: "Das Ende zweier Entertainer"

     

    Wintergarten:

    bis 7. November: "Salto"

     

    Bar jeder Vernunft:

    1.-24. Oktober: "Dominique Horwitz singt Jacques Brel"

    26. Oktober - 21. November: Gayle Tufts/Rainer Bielfeldt: "Miß America"

    21./15. November: Stefan Gwildis in Concert

    23. November: Ilona Schulz und Ensemble: "Chorprobe"

    29. November: Dilly Keane (Fascinating Aida): "Just Dilly"

     

    1999-09-15 | Nr. 24 | Weitere Artikel von: Susann Sitzler