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    Wien ißt anders

    Jaja, ich weiß, der seit Jahren gültige, allerorts plakatierte und kolportierte, und somit von den Wienern selbst und den Wien-Besuchern brav eingelernte Tourismus-Slogan von Österreichs Bundeshauptstadt heißt richtigerweise "Wien ist anders". Ohne jedoch auf dieses "Anderssein" näher einzugehen, punktete vor allem die heimische Kabarettszene mit diesem Slogan. Da jedoch in Wien - vor allem in der Kabarettszene, aber nicht nur - ohne kulinarische Genüsse "goa nix geht", wage ich die Behauptung, daß Wien nicht nur anders ist, sondern auch anders ißt. Denn die Wiener und Wienerinnen sind begnadete Kabarettprogrammfresser, haben sich einige Superstars als Lieblingsspeisen auserkoren und inhalieren diese, so oft es nur geht. Leider bleibt bei dieser Freßtaktik kaum Hunger für kleine, feine Schmankerl, für die neuen Kreationen auf den Kabarett-Buffets der Stadt. Und so kommt es, daß die einen, die von Kabarett sprechen, oftmals ganz etwas anderes meinen, als die anderen, die ebenfalls von Kabarett sprechen. Angenehm satt sind sie jedoch beide. Ein kleiner Rundgang durch die Kabarettangebote dieses Sommers soll einen kleinen Überblick über die reichlich gedeckten Kleinkunsttafeln dieser Stadt geben.

    Da war zum Beispiel das bereits legendäre Sommerbeginnfest im Kabarett Niedermair, heuer mit einem allerorts umjubelten Hero: Mike Supancic. Er kam spät, aber er kam. Und "rettete" so den Abend. Wobei der Begriff retten ein wenig übertrieben scheint, aber erst bei seinem Auftritt kam Stimmung auf, begann das viel zu brave Publikum zu johlen und zu kreischen. Mike bewies einmal mehr seine Sonderklasse, brachte einmal mehr seine Garantie-Hadern von den Sternsingern, den Afrikanern, dem Möchtegern-Stone und natürlich vom Sting, dem Orsch (Achtung, Insiderschmäh!) und war sichtlich und hörbar in einer Überdrüber-Spiellaune. Ansonsten führte Hannes Vogler ziemlich trocken durchs Programm und übte sich des öfteren als philosophischer Bänkelsänger. Ludwig Müller rezipierte Auszüge aus seinem Programm "Short Katz", Kabud verwirrten als Didgeridoos und überzeugten als Perlzwieberl, Michael Stockinger zog die Beamten durch die Kakao, Gröll & Groebner einmal mehr nur einige Register ihres großartigen künstlerischen Potentials und Schöller & Bacher spielten den Anfang ihres Erstlings "Warten" und Ausschnitte aus ihrem noch namenlosen Zweitlings. Irgendwann drängte sich Thomas Maurer unangemeldet dazwischen und sorgte mit zwei aufgesagten Liedern für allerhand Gelache. Echt gut und zeitweise schwer genial waren Josef Hader und Hausherr I Stangl mit Leseproben aus "Indien" und Hannes Vogler mit I Stangl mit der philosophischen Endlosschleife "Nix", was einmal mehr zur wehmütigen Bemerkung Anlaß gibt, daß es schlicht und einfach unendlich schade ist, einen Künstler wie I Stangl kaum mehr auf der Bühne sehen zu können. Großartiger Abschlußhöhepunkt: Die gemeinsam gesungene Hader-Ballade "In da Nochbaschoft".

    Wir bleiben im Niedermair. Dort hatte nämlich der Gmundner Ludwig W. Müller mit seinem neuestem Programm "Short Katz" Premiere. Wobei der Sprachkaskadeur einmal mehr locker, leicht und lässig eindrucksvoll unter Beweis stellte, daß nicht nur die deutsche, sondern auch viele anderen Sprachen für ihn nichts als Spielereien und Tummelplätze für Kal und andere Auer sind. Durch den Sprachkakao des Lebens wird so ziemlich alles gezogen was, kreuchen und fleuchen bzw. keuchen und fluchen tut. Ludwig Müller steht auf alte, subtile Märschen aus Fransöschien, auf oberösterreichische Heimatkunderezepturen und auf stakkatoartige Gedankenraps. Einfach großartig! Ebenfalls großartig, doch völlig anders, präsentierte sich die Balaton-Combo in der Vorstadt: Was für ein Abend. Also bidde, die drei Musikanten mit den schwarzen Wuschelhaaren und den feschen, aufgezwirbelten Schurrbärten schauten dermaßen echt und original aus, daß wir alle geglaubt haben, es handelte sich bei der Balaton-Combo wirklich um eine außergewöhnlich vielseitig talentierte ungarische Showgruppe. Daß hinter Arpad, Laci und Feri Erwin, Peter und Vitus stecken, verblüffte uns. Wahrscheinlich muß man weit und lang durch die Prärien dieser Welt reiten um ähnlich talentiertes Zaubervolk aufzutreiben, das nicht nur akrobatische Grenzgänge beherrscht, sondern auch sämtliche Welthits auf ungarisch. "By the rivers of Budapest" ist da nur ein Beispiel. Künstlerische Glanzleistungen waren zweifelsohne Feris zungenakrobatisches Solo bei "Mr. Bombastic" und Arpads Indio Guru Performance. Keine Frage, beim nächsten Gig füllen die drei locker die Wiener Stadthalle.

    Den zweifelsohne überraschendsten Abend - weil weit entfernt von allen üblichen Kabarettbahnen - bot der überaus sympathische Bozener Georg Clementi zusammen mit seinen drei Freunden Ossi Pardeller (Gitarre), Marek Felik (Akkordeon) und Amor (als Pupperl am Bühnenrand) mit "Amor mein Freund". Ein Abend voller Gefühle, immer an der Grenze zum Kitsch wandelnd, doch diese nie und nimmer überschreitend. Leicht und sanft, fast schmuseweich flossen seine melancholischen Songs ins Publikum hinunter, erzählte er bei Kerzenlicht und Rotwein Geschichten mit Tiefgang. Man merkte den ausgebildeten Schauspieler und Rhetoriker in Georg Clementi, da saß jede der sparsamen Bewegungen, jeder Ton, ob gesprochen, gesungen oder gespielt. Selbst gerissene Saiten und improvisierte Umstimmungspausen störten da nicht wirklich. "Amor mein Freund" ist ein hinausgeschrieenes Ja an die Liebe, an alle Sehnsüchte dieser Welt, an alle Herzen. Kein Wunder also, wenn Georg Clementi "seinen" Amor einen "gfeanztn Hund" nennt, weil er seine Pfeile immer nur auf jene richtet, die ohnehin schon jemanden haben. Allen, die diesen herrlichen Abend in der Vorstadt versäumt haben, sei die gleichnamige CD ans Herz gelegt - ein Erlebnis.

    Zwei bedeutende Bühnenjubiläen werfen mitten im Altweibersommer ihre Schatten voraus: Das Spektakel wird 15 und das Vindobona 10. Hier ein kleiner Rückblick: Es war nichts anderes als eine stinknormale Kaffeehausbekanntschaft, Wolfgang Teuschl suchte ein Theater und Jack Hruby ein Kaffeehaus. Was also lag näher, als sich zusammenzutun und beides gleichzeitig zu suchen. Man adaptierte in der Hamburger Straße 14 eineinhalb Jahre lang in mühevoller Handarbeit Lagerräumlichkeiten und eröffnete im September 1993 mit Andreas Vitasek erster dreiwöchigen Spielserie, dem Programm "Die 7 Leben des Max Kurz", das Spektakel. Als ziemlich bald darauf Wolfgang Teuschl wieder ausstieg, wechselte Fritz Aumayr von der Kulisse ins Spektakel, wo er fünf Jahre lang die Programmplanung inne hatte, eher er selbst das Vindobona übernahm und seine Spektakel-Agenden an Wolfgang Preissl übergab. Jack Hruby und Lebensgefährtin Andrea Atzmüller, die seit 3 Jahren für das Spektakel-Programm verantwortlich zeichnet, pushten die kleine Spielstätte an der Wien zu einem jener Kabarettlokale Wiens, auf die die Szene nicht nur aus kulinarischen Gründen (Die Köche Peter Fritzl und Erich Leutsch haben ihr Können aus dem Sacher bzw. aus dem Steirereck!) keineswegs mehr verzichten könnte. Gespielt hat hier bereits alles, was kabarettmäßig Rang und Namen hat, neben sämtlichen Österreichern auch deutsche Größen wie Hanns Dieter Hüsch, Sigi Zimmerschied, Ottfried Fischer und Lisa Fitz.

    Fünf Jahre jünger als das Spektakel ist das Vindobona auf dem Wiener Wallensteinplatz. Und wieder begegnet uns der Name Fritz Aumayr, der die ehemalige Spielstätte des Serapionstheater mit viel Fleiß und Geschick zu dem machte, was sie heute ist: eine der wichtigsten Kabarett-Spielstätten Wiens und beliebter Treffpunkt der gesamten Kabarettszene. Seit 1. Jänner diesen Jahres führt Wolfgang Gratzl die Geschicke des Vindobona, und er ist es auch, der den ganzen September zum Jubiläumsmonat machte und ein tolles Programm auf die Beine gestellt hat.

    Apropos auf die Beine gestellt. Der Herbst steht vor der Tür, die Kabarettisten kommen aus den Urlauben zurück und mit neuen Programmen in die Spielstätten.

    Gleich am 1. September beglückte uns Günther Paal wieder mit jeder Menge rückbezüglicher Fürwörter, Genitivorgien und sprachlichen Inkontinenzen. Fatalerweise ist es ihm auch diesmal wieder nicht gelungen, einen halbwegs merkbaren Titel dieses Programms herauszufiltern, diesmal jedoch ließ er sich nicht einmal zu einem Zehnzeiler hinreißen, sondern nannte sein neues Programm der Einfachheit halber "Neues Programm". Einfach auch deswegen, weil die Alternative "Der Rückgang der Drahtbürstenproduktion in der Usbekischen SSR im Jahre 1952" gelautet hätte, und Gunkl der Meinung ist, "daß mit so einem Titel wahrscheinlich niemand so eine rechte Freude hätte". Und außerdem: "Ich möchte mir bei der allabendlichen Gestaltung der Aufführungen Freiheiten vorbehalten, die, wenn dieses Programm einen Titel hätte, vermutlich nicht gegeben wären."

    Was die Titelfindung angeht, so ist zumindest auf Joesi Prokopetz immer Verlaß. Sein neuester Streich heißt "So oder so - oder: Sie sind Kurt". Und genau dieser Kurt ist es, der es ihm angetan hat. Läßt uns doch Joesi Prokopetz an der Atmosphäre der ersten Probe teilhaben, in der in einem immer wieder stattfindenden Dialog mit einem virtuellen Regisseur (eben diesem Kurt) alles "so oder so" möglich ist, oder aber auch verworfen werden kann, darf und soll. Prokopetz setzt dabei auf die inszenierte Beliebigkeit eines starken, oftmals unbequemen Inhalts und auf scheinbare Formlosigkeiten beim Betrachten von Dich und mich.

    Über sämtliche weiteren Premieren werde ich Sie dann in der nächsten Ausgabe von Trottoir informieren, freuen Sie sich also auf Thomas Maurer, Andrea Händler, Ciro de Luca, Mike Supancic, Bolzano&Maleh und all die anderen. Bleibt mir eigentlich nur mehr auf zwei Filme hinzuweisen, die zwar nicht unbedingt mit der Wiener Szene als Location zu tun haben, ihre Protagonisten jedoch sehr wohl. Niki List, einer der erfolgreichsten österreichischen Nachkriegs-Regisseure, läßt wieder einmal aufhorchen. Sein neues Werk spielt im Ort Helden in Tirol und enthält sämtliche Elemente eines ländlichen Dramas - das Mädel, das beim Großvater aufwächst, dessen Vater früh verschwunden ist und dessen Mutter gestorben ist, den ungezwungenen Freigeist, der in den Bergen zu Hause ist und ein richtig guter Mensch ist, den Großbauern und Bürgermeister, der das Dorf tyrannisiert und mit seinen etwas vertrottelten Söhnen nach der ultimativen Macht im Tal strebt. Gespickt ist der Film mit witzigen und bissigen Texten, lustigen Szenen und viel Gesang, entpuppt sich fast als Musikfilm. Die Sprechrollen sind allesamt nicht aus Tirol, sondern zumeist aus Wien, und aus dem deutschsprachigen Norden. Laut dem Regisseur ein nicht zu umgehendes Zugeständnis an die Verkäuflichkeit des Produktes: "Was bringt es, einen Tiroler zu nehmen, wenn der nicht einmal in Wien verstanden wird?" Die blonde Maid wird von Elke Winkens, hinlänglich aus dem Fernsehen bekannt, gespielt, der Freigeist ist Christian Schmidt, der Bürgermeister Stangl (der König aus "Werner - beinhart"), Andreas Vitasek spielt einen Wiener Anwalt und Schlomit Butbul (Tochter von Jazz-Gitti und Volksschauspielerin) eine Bauarbeiterin. Niki List ist mit "Helden in Tirol" ein wunderbar unterhaltsamer Film gelungen, den es sich in jedem Fall anzuschauen lohnt und nicht nur um Elke Winkens’ freizügige Szene zu bewundern. Sehr gut gespielt mit vielen Pointen und Dialogen, die durchaus Kultstatus bekommen könnten. Zu guter Letzt gesteht Max Adler, der Freigeist, daß er früher einmal Müller geheißen hat und in einem Büro gearbeitet hat.

    Last but not least: "Hinterholzacht". Roland Düringers Erfolgsprogramm gibt es ab 18. September auch im Kino. Er selbst und Harald Sicheritz schrieben das Buch, ersterer spielt die Hauptrolle und letzterer führte Regie. Mit dabei sind u. a. Nina Proll als Herbert Krcals Gattin Margit, Wolfgang Böck als Meier, Reinhard Nowak als Sepp und so ziemlich die gesamte Kabarett-Elite des Landes, von Resetarits bis Dorfer, von Seeböck bis Kratzl, von Markovics bis Stangl, von der Billisich bis zur Händler und von der Eckert bis zur Umlauf. Willy Zwerger, Wien      

     

    Die Zukunft der Kleinkunst in Wien

    Da wäre einmal das Genre Kabarett. Dieses zu definieren ist aus kulturpolitischer wie künstlerischer Sicht relativ leicht. Es gibt keine Subventionen, man ist auf Sponsoring, also auf die Einbindung der Wirtschaft, angewiesen, und - zumindest was den wirklichen Mega-Erfolg ausmacht - auf den Bekanntheitsgrad-Multiplikator Fernsehen. Dann zählen wir alle jene Theaterformen dazu, die nicht der Hochkultur angehören. Weil deren Protagonisten mit eben dieser Hochkultur nichts am Hut haben wollen, oder weil die Hochkultur ihrerseits Straßentheater, Pantomime, Performances und Experimentielles ausgrenzt. Ebenfalls zur Kleinkunst zählen wir den gesamten Bereich Kindertheater und - mit einigen Abstrichen - den Bereich Tanz. Doch bleiben wir vorerst beim Kabarett. Einfach deswegen, weil hier die größten sich verändernden Zukunftspotentiale zu finden sind. Womit wir bereits beim Nachwuchs wären: Künstlern wie Georg Bauernfeind, Bolzano&Maleh, Georg Clementi, Hilde Fehr, Didi Fischer, Gröll&Groebner, Herbert Haider, Heilbutt&Rosen, Christian Hölbling, Helmut Hüller, Christoph Jonas, Kabud, Kraska&Saumann, Lainer&Linhart, Olivier Lendl, Markus Linder, Ciro de Luca, Ludwig Müller, Günther Neuwirth, den Niederträchtigen, Peter&Teutscher, Alf Poier, Schöller&Bacher, Michael Stockinger und Mike Supancic gehört die Zukunft. Was jedoch keinesfalls heißen soll, daß die arrivierten Stars und all jene, die am Sprung dazu sind, weg vom Fenster sind. Im Gegenteil, Hader & Co werden noch lange die kleinkünstlerische Hitparade anführen. Doch die Jungen werden spätestens morgen neue Kunstformen einbringen und für allerhand Überraschungen und Verblüffungen sorgen. Einerseits, weil auf der Suche nach Abgrenzungen zur großen Kollegenvielfalt immer wieder noch nicht besetzte Nischen entdeckt werden - Stichwort Trash Comedy, wie man sie z.B. Alf Poier zuschreibt. Andererseits, weil viele Kleinkunstformen in Österreich entweder vergessen, verdrängt oder gänzlich unbekannt und unbesetzt sind. Straßentheater ist zum Bürokratiehürdenlauf mutiert, Varietékunst schmeißt man gedankenlos in die halbseidene Ecke, Jonglage und Equilibristik will man nur im Zirkus sehen, Tanz akzeptiert man nur zu Walzerklängen und als Ballett, und Pantomime maximal in der Psychotherapie. Objekttheater wird nicht verstanden und Absurditäten aller Art nicht gewünscht. Zumindest nicht als Ausdrucksform der Kunst. Schöller&Bacher haben bereits eine neue Ära eingeleitet.  Die Spielstätten werden wieder kleiner werden und sich bei maximal 100 Sitzplätzen einpendeln. Die Zeiten, in denen man wochenlang riesige Hallen füllt, sind im Prinzip vorbei und gelten nur mehr für einige wenige Kabarettisten - wie z.B. Roland Düringer oder Alexander Bisenz, die locker die Stadthalle füllen könnten und im Falle Düringer auch füllen werden (Frühjahr ’99!!!) - bzw. für Festivals. Neue Lokalformen werden kommen, der heute in den USA bereits zum Markenzeichen gewordene Begriff Eatertainment wird über kurz oder lang auch bei uns für Furore sorgen. Dort wo sich die Kleinkunst bzw. das Kabarett ohnehin immer schon von der Hochkultur unterschieden hat, nämlich in der Miteinbeziehung nicht zu unterschätzender kulinarischer Aspekte, wird sie sich noch mehr und noch variantenreicher von Burg- und anderen Theatern abgrenzen. Eben weil die Strukturen kleiner, intimer und persönlicher sind, wird es an den Spielstätten liegen, die Gäste nicht nur vor und nach den Vorstellungen kulinarisch zu versorgen, sondern ihnen auch Proviant mit auf den kleinkunstgenüßlichen Trip zu geben. Und: Die Spielstätten werden vermehrt Orte für Merchandising-Konzepte werden, Umschlagplätze für Fan-Artikel, Verkaufsstätten für CDs, Videos, Poster, T-Shirts, Kapperl und vieles andere mehr. Aber noch etwas: Die Zeiten, in denen sich die Künstler von den Medien hofieren ließen, gehen ebenfalls dem Ende zu. Somit paßt sich das Verhältnis Künstler - Medien international längst üblichen Trends an. Nicht die Medien müssen zu den Künstlern kommen, sondern umgekehrt. Hier werden einige Damen und Herren noch umlernen und umdenken müssen. Immer mehr Kabarettisten entdecken die neuen Medien für ihre Selbstdarstellung. Videos und CDs alleine genügen nicht mehr. In der Interaktivität liegt der Knackpunkt. Was für Firmendarstellungen bereits gang und gäbe ist, sollte für die Künstler von morgen Verpflichtung sein. Gemeinsam mit dem Internet wird die CD-ROM das Medienspektrum der Zukunft bilden. Nicht als Ersatz für gedruckte Infos, Fact-sheets, Folder, Pressemappen usw., sondern als multimediale Ergänzung. Außerdem: Jedem Kabarettisten seine Homepage. Eine Szene präsentiert sich im WWW, mit stichwortartigen Nachschlagemöglichkeiten wie in einem Lexikon (Termine, Programminhalte, Lebensläufe usw.) Was im Kinobereich bereits möglich ist, soll es alsbald auch für den Kabarett- und Kleinkunstbereich geben: Kartenbestellungen und bezahlen via Internet. Und zusätzlich zu den lesbaren Infos über die Kabarettisten und deren Programme wird man sich Ausschnitte aus Videos ansehen, Cuts aus CDs anhören und ebenfalls sofort bestellen und bezahlen können. Aber das ist erst der Anfang.

    Redaktion: Willy Zwerger, Wien    

     

     

     

     

    1998-09-15 | Nr. 20 | Weitere Artikel von: Willy Zwerger