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    Kleinkunst zwischen allen Stühlen




    artbild_WoygaAm 5.4.15 feierte der Gründer und des Renitenztheaters Stuttgart, Gerhard Woyda, seinen 90. Geburtstag. Von der Gründung bis 2005 war er auch Intendant dieser Kabarettbühne. Er ist bekannt für seine Bescheidenheit und war stets bemüht, Kollegen und Nachwuchstalenten unter die Arme zu greifen.

    Zum Geburtstag spielten bekannte Kabarettisten, die er entdeckt hat und die eine Zeit im Renitenz gespielt haben. Der bekannteste ist Matthias Richling. In seiner Laudatio drehte er die Rollen um und bezeichnete sich als Entdecker von Gerhard Woyda. In seiner typischen Art ließ er kabarettistisch gemeinsame Erinnerungen vorüberziehen. Ein ähnlicher Fall ist Thomas Freitag, der ebenfalls im Renitenz spielte, bevor er vom Kom(m)ödchen abgeworben wurde. Sehr persönlich war sein Beitrag gestaltet. Mit aktuellen Politnummern gratulierte Reiner Kröhnert, dessen Politikerparodien in Mimik, Gestik und Sprache ein sehr hohes Niveau haben. Außerdem traten die Sängerin Inez Martinez, Yvonne Schramm und weitere Gäste zu Ehren des Jubilars auf. Der Journalist Ruprecht Skasa-Weiß, der vor vielen Jahren von Woyda Hausverbot bekommen hat, weil er ohne Krawatte zu einer Premiere erschienen war, erweiterte den Reigen der Kabarettisten, indem er an Erlebnisse in diesem Theater und seine Kritiken erinnerte. Das heute fast alle ohne Krawatte ins Theater kommen, ist nur ein Punkt, der sich in 54 Jahren in diesem Theater geändert hat.


    artbild_RosenauSeit Jahren gibt es in der Stuttgarter Rosenau, der jüngsten Kabarettspielstätte in Stuttgart, alle 14 Tage die „Open Stage“. Hier haben Künstler aller Stilrichtungen die Möglichkeit, ihre neuesten Produktionen vorzustellen, egal ob Kabarettist, Musiker, Zauberer oder Artist. Im Mai präsentierte Dodo Kuhn unter anderem Comedy mit M. Ibrahem Butt aus Frankfurt a.M., der ein Programm über die drei großen „M“ machte, Männer, Migranten und Moslems. Mit seinem langen Bart spielte er Ereignisse, die ihm als Moslem mit englischen Pass in Deutschland widerfahren sind. Sein Hauptspruch „Ich komme in Frieden“ löst überall Irritationen aus, egal ob im Bus, in der Mensa, beim Zusammentreffen mit der Polizei oder im Ausland. Im Gegensatz zu ihm trat sein Kollege Nuno Dehmel anfangs etwas schüchtern auf, bevor er sich mit einer Faust-Parodie enorm steigerte. Sehr professionell waren die Musikbeiträge von „Century Letters“, die sogar Videoproduktionen zu ihren Songs im Hintergrund laufen ließen. Ebenso die Übersetzungen von englischen Rocksongs von der österreichischen Gruppe „KOMO = Klompara Otto Memorial Orchstra“, die mit Gitarre, Trompete und Percussion von diesem interessanten Trio vorgetragen wurden. Die Sängerin Melanie Scheel, die sich mit Unterstatement Hobbysängerin nennt, bestach durch ihre Stimme bei zwei Songs zum Playback. Die anderen Gästen waren der Klavierhumorist Ulrich-Bernhard Ochmann, das Duo Songbird mit Countrysongs, und der Musiker Ralf Schübel, der mit seinen Songs und Keyboard-Begleitung den Abschluss bildete.

    Wer selber auf der „Open Stage“ mal auftreten möchte, wendet sich an:
    Michael Drauz, Fon 0711-6619040 oder E-Mail 

     

    Auch auf dem evangelischen Kirchentag im Mai gab es sehr viel Kleinkunst und Musik. Ein besonderer Abend fand in der Porschearena statt. Der Moderator rief erst einmal dazu auf, dass Kirchentage wieder politischer werden sollten, egal ob es um Migranten, Kriege, Stuttgart 21 oder andere Themen gehe, die mehr am Rande des Kirchentages behandelt wurden, während Politikern eine große Bühne geboten wurde. Als erster trat Wilfried Schmickler aus Köln auf, der durch die Sendung „Mitternachtsspitzen“ bekannt geworden ist. Er arbeitete zunächst sehr witzig zwanzig Minuten politische Themen ab, um dann in einem eher nachdenklichen zweiten Teil überzugehen, in dem er auf Pointen mehr oder weniger verzichtete. Vince Weber, von Haus aus Naturwissenschaftler, präsentierte mehr allgemein menschliche Themen, die mit vielen Pointen durchsetzt waren. Der gelernte Pantomime und Fernsehkabarettist Christoph Sieber bildete den Abschluss. An anderen Stellen spielten Ape und Feuerstein oder Liedermacher wie Gerhard Schöne, der seit vielen Jahren mit seinen poetischen Songs und Kinderliedern auf den Kirchentagen auftritt.

    Ebenso wie Clemens Bittlinger, der bei diesen Veranstaltungen nie fehlen darf. Bei „Abgekanzelt – der Kabarettgipfel“ traten Butzko, Lutz von Rosenberg-Lipinsky und Barbara Kuster auf.

    Außerdem gab es viel Improvisationstheater, Rock & Pop und A capella Gruppen, die oft einen Hang zur Comedy hatten. Neben den bekannten Gruppen wie die „Wise Guys“ aus Köln, die vor weit über 10.000 Besuchern auf den Wasen Open Air auftraten. Zwei Konzerte gab es von Maybebop aus Niedersachsen, unter anderem auf der großen Bühne am Schlossplatz. Sie konnten ebenfalls erst nach mehreren Zugaben vor den begeisterten Kirchentagsbesuchern die Bühne verlassen. Eine Überraschung war auch Viva Voce aus Ansbach, die mit vielen humorigen Songs den Zeitgeist beschworen. Vor rund 4.000 Zuschauern begeisterte die Truppe nicht nur Fans von vorausgegangenen Kirchentagen, auch ihre CDs waren bereits in der Mitte des Konzertes ausverkauft. Immer wieder trat Eckhart von Hirschhausen auf dem Kirchentag auf, und auch die Predigt von Margot Käsmann hatte neben politischer Schärfe viel Humor. Interessant war auch die Bibelarbeit von Professor Dr. Harald Schroeter-Wittke, der zusammen mit Hanna Bohnekamp, Theologiestudierende und Zweitplazierte bei „Germany`s Next Topmodel 2010“ und Richard Janus statt eines Vortrags über den Bibeltext „Kluge junge Frauen“ eine Performance mit sehr viel Humor und Tiefgang machte.

     

    artbild_ColoursAls Vorbereitung auf das große TanzfestivalColours“ im Stuttgarter Theaterhaus gab es die Uraufführung von „Infinty“ von der Gauthier Dance Company. Acht neue Choreographien. Mit einer spektakulären Choreographie „Infinite Sixes“ begann die Vorstellung. Ein wunderschönes bewegliches Bild mit synchronen Bewegungen, an dem alle Mitglieder der Company beteiligt waren.  Auch „The Black Painting“, dass mit drei Gestalten im Schatten beginnt, glänzt durch gute Bilder. In „Floating Flowers“ verschmelzen die Tänzerin und Tänzer zunächst zu einer Person, bevor sie sich wieder trennen und eine spannende Interaktion zwischen Mann und Frau beginnen, die die Zuschauer berührt und gleichzeitig mit Humor überzeugt. „Pacopepepluto“ mit der Musik von Dean Martin wie „Memories are made of this“ oder „That`s amour“ überzeugen vor allem in der Gruppen-choreographie, die von den solistischen Einlagen nicht übertroffen werden können. Im Stück „Now an now“ wird der Gegensatz von Zärtlichkeit und Gewalt herausgearbeitet. Das Stück bildet den Abschluss des ersten Teils, den Eric Gauthier in seiner gewohnt charmanten art mit kurzen Erklärungen zum Programm eröffnet hatte.

    Der zweite Teil begann mit „Conrazoncorazon“. Im indirekten Licht bewegen sich die Tänzerinnen und Tänzer mit Reithüten auf  einer Art Schachbrett, ein schwarz-weißer Tanzboden. Die Musik stammte von Michel Legrand und anderen. Gute Lichtwechsel, Tanz der Paare mit sexuellen Andeutungen zeichnen diese Choreographie aus. Nach „Two become three“ ging dieser Tanzabend mit „Black cake“ zu Ende, bei der fast die gesamte Company noch mal auf der Bühne stand, Sektgläser geschwungen wurden und auch der Chef der Company, Eric Gauthier mit von der Partie war.

     

    Redaktion: Bruno Schollenbruch  


    2015-06-30 | Nr. 87 | Weitere Artikel von: Bruno Schollenbruch