Benton war Leadsänger der deutschen Pop-Protagonisten "Embryo", tourte mit Tina Turner, Joe Cocker und Eric Clapton und war der bislang erste deutsche Musiker, der das Vorprogramm von Chris de Burgh bestritt. Er ist Produzent, Singer und Songwriter und gehört zweifelsfrei zum Besten, was die Republik zu bieten hat. Seine Balladen "Carry on" und "She´s mine" gehören inzwischen zu den Klassikern.
In diesen Tagen hat er seine Tournee "Best Of Concert " beendet.
An Ihrer aktuellen Studio-CD "Fragile" fällt sofort auf, daß sich zwischen den durchweg englischen Titeln auch zwei Songs in deutscher Sprache befinden. Das ist ungewöhnlich. Was steckt dahinter?
Franz Benton:
Zunächst einmal ist Sprache genauso wie die Musik ein musisch-ästhetisches Mittel. Bei der Sprache geht es mir hauptsächlich um die Phonetik, die Vokale. Im Gegensatz zur englischen Sprache hat das Deutsche oft sehr harte Endungen. Daher ist das Englische für das, was ich ausdrücken will, oft geeigneter. Aber festlegen will ich mich da letztendlich nicht. Ich glaube auch, dass es legitim ist, Songs in beiden Sprachen auf einer CD zu kombinieren.
Mir ist auch die Verbundenheit mit Ihren Fans aufgefallen, die in diesem Jahr das Programm für die Tournee zusammengestellt haben. Welchen Hintergrund hat diese Aktion?
Franz Benton:
Mittlerweile habe ich acht Studio-CDs mit mehr als 100 Liedern herausgebracht. Von denen können wir bei Konzerten nur ca 20 bringen. Und immer wieder haben die Fans nach den Auftritten ihre Lieblingssongs reklamiert. Da haben wir halt vor der letzten Tour ein Mailing gestartet. Fans konnten je 20 Wunschtitel nennen, und wir haben aus den meistgenannten das Programm zusammengestellt. Eine Frau aus Hof hat dabei den absoluten Volltreffer gelandet und alle 20 Titel der Tour genannt.
Sie haben mit Embryo gearbeitet, mit Joshua und Spliff, haben Heavy Metal, Pop und Rock gespielt und sind jetzt - wieder - beim Akustik-Folk angekommen. Sind Ihnen die leisen Töne heute wichtiger als früher?
Franz Benton:
Nein. Ich war immer ein Anhänger der Singer/Songwriter. Ausflüge in andere Musiksparten habe ich immer nur notgedrungen unternommen, wenn ich mit meiner Musik nicht den gewünschten Erfolg hatte. Während meiner 3 Jahre in Los Angeles war ich es irgendwann leid, Taxi zu fahren oder Pizzas zu transportieren. Damals war in LA die Zeit der Hippies und Liedermacher total out. Darum blieb mir nichts anderes übrig als Hardrock zu spielen. Das hab ich gemacht, erfolgreich sogar. Aber im Grunde war mir immer die Musik wichtig, die ich jetzt auch auf die Bühne bringe.
Neben mittlerweile 9 Tonträgern haben Sie auch einen Gedichtband herausgegeben. Ihre Musik ist geprägt von feinsinniger Heiterkeit und lyrischer Melodik. Verstehen Sie das, was sie musikalisch präsentieren, auch als "Lyrik mit anderen Mitteln"?
Franz Benton:
Eher andersrum. Ich bin zunächst ein musikalischer Lyriker. Erst im zweiten Anlauf bin ich auf die Sprache gekommen. Es macht mir viel mehr Mühe, Texte zu schreiben als Musik. Meine Sprache ist die Musik. In den Texten kommt aber erst meine Autobiographie zum Vorschein. Und zwei meiner Gedichte haben mir halt so gut gefallen, daß ich sie auch singen wollte. Sie sind auf "fragile" zu hören.
Ihre Live-Auftritte werden von Zuhörern und Kritikern in den höchsten Tönen gelobt. Wieso gelten Sie da immer noch als "Geheimtip"?
Franz Benton:
Das weiß ich auch nicht. Die einen sprechen von Kharma, die anderen davon, daß die Sterne schlecht stehen. Ich bin der Meinung, daß viele Faktoren zusammenwirken müssen, und da hat bislang nicht alles gestimmt. Qualität allein reicht nicht aus. Wichtig ist auch ein gutes Management. Das habe ich bislang verkannt. Aber daran wird sich einiges ändern. Was das Management angeht, bin ich jetzt "in guten Händen".
Vielen Dank für das Gespräch.
(Das Gespräch führte Bernhard Wibben)
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2000-06-15 | Nr. 27 | Weitere Artikel von: Bernhard Wibben