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    Variété in Berlin

    In den letzten Monaten gab es in Berlins Variétészene eine Menge zu erleben. Das Chamäleon brachte – jahreszeitgemäss – die Inszenierung „In der Hitze der Nacht“ auf die Variétébühne, eine Hommage an Raymond Chandler mit Uwe Woitas als Detektiv Philip Machnow, der bemüht ist, den verkorksten „Horst“ (Leon Düvel) mit der Bauchtänzerin Raksan zusammenzubringen. Woitas bot dabei durchaus witzige Texten, manche allerdings etwas zu lang. Erwähnenswert die artistische Besetzung u.a. mit der Trapezartistin Elise D’Ettorre, Absolventin der Staatlichen Artistenschule, und Kaatie Akstinat am Vertikalseil.

    Im Chamäleon gab es einige Veränderungen, als neue Geschäftsführerin ist bereits seit einiger Zeit Claudia Ringwald tätig, die Öffentlichkeitsarbeit übernahm die Agentur Azygos. Entfallen ist die bisherige Hauszeitung, dafür erscheint zweimonatlich eine Programm-broschüre. Die Reihe „Literatisten“ wurde eingestellt, die Mitternachtsshow wird ab sofort freitags und sonnabends zu erleben sein, jetzt mit einem festen, monatlich wechselnden Team und Gästen.

    Das Tipi, die zweite Spielstätte der Bar jeder Vernunft, ein exquisit ausgestattetes Zelt in unmittelbarer Nähe des Bundeskanzleramtes, präsentierte im September  Tiger Lillies Circus, die Londoner Kultband mit Martyn Jacques, Adrian Huge und Adrian Stout, unverwechselbar geprägt durch Martyn Jacques’ schrille, fistelnde Stimme, mit der er von Freaks, Clowns, Feuer und Schattenwelten singt, umrahmt durch akrobatische Darbietungen, so Svetlana Belova mit Kautschukakrobatik und Aurelia Thierry mit Illusionen.

    Ein gelungenes Experiment gab es im Luftschloss der BKA (Berliner Kabarett Anstalt) auf dem Schlossplatz: Für zwei Wochen waren dort die Artistinnen Christine Ritter, Sabine Rieck und Christine Mlynek mit ihrem Programm „Eine Handvoll Frauen“ zu Gast. Die drei, alle Gründungsmitglieder des Zirkus Gosh, verbinden in ihrer Show Artistik, Humor, Slapstick und Klamauk, als Flying Sisters erzählen sie die Geschichte alternder Artistinnen, deren Karriere zu Ende geht und denen zum Schluss nur noch die „kleinen“ Auftritte blieben.

    Regie dieser vergnüglichen Inszenierung hatte Michel Dallaire, einer der Mitbegründer des Cirque du Soleil.

    Um alte Artistinnen ging es dann auch tatsächlich in „4 Alte Artistinnen“, gezeigt im Podewil (Regie Donald Becker und Gudrun Herbold). Eine der alten Artistinnen war von Beginn an abhanden gekommen, die drei anderen erzählten aus ihrem Leben, dabei konnte Hildegard Frederick, Seilakrobatin und Tochter des bekannten Artisten Truxa durch unbefangenes, munteres Plaudern überzeugen, Renate Böhmer-Esperantos wirkte leider zu sehr eingelernt, die Rückwärtssprecherin Katja Nick (Käthe Denicke) war von der Regie schlecht bedient, und die eigens gedrehten Videoclips für sie und Renate Böhmer waren nicht einmal eine Parodie, sondern einfach dilettantisch.

    Berlins Spitzenvarieté, der Wintergarten, zeigt bis 3. September „Sterne des Varietés III – Grock“ in der aus Anlass des 10-jährigen Jubiläums konzipierten Hommage-Reihe. Das Programm war durchweg hervorragend akrobatisch besetzt, so mit dem Äquilibristen Anatoly Zalevsky mit seinen beinahe unwahrscheinlichen Tricks und Natalya Vasylyuk mit einer außerordentlich ästhetischen Kautschukarbeit in ungewohnten Trickkombinationen. Der Jongleur Paul Ponce überzeugte durch enormes Tempo und hohe Sicherheit, alternierend für ihn jetzt der immer wieder umwerfend komische Dieter Tasso. Faon Shane arbeitet an Ketten, eine fast nicht mehr bekannte Spezies der Luftakrobatik. Verblüffend der Schnellmaler Jean-Pierre Blanchard mit seiner Fähigkeit, verdeckt zu malen, und durch das in Blitzesschnelle entstehende Grock-Porträt. Als eine Art Pausenclown fungieren die Oxford Brothers.

    Überlang im ersten Teil die Darbietung von Elan mit eher durchschnittlichen Comedy-Gags und mit Gästen aus dem Publikum, die seilhüpfen müssen. Sicher gibt es wohl kaum einen Musikalclown, der einer Hommage an Grock gerecht würde, ob der Humor eines Elan allerdings eine Huldigung Grocks wäre, sei dahingestellt. Musikalisch  begleitend und mit eigenen Showeinlagen die Melody Makers aus Prag.

    Höhepunkt des Jahres war die Gala zum 10-jährigen Jubiläum des Hauses am 25. September, an dem vor geladenen Gästen, u.a. dem Regierenden Bürgermeister von Berlin, Klaus Wowereit und den Bundesministern Ulla Schmidt und Walter Riester, in einem fünfstündigen Programm Künstler, die in den vergangenen Jahren auf der Wintergarten-Bühne zu erleben waren, zur Gratulation erschienen., Darunter waren u.a. die Thuranos, Max Raabe, Peter Shub, die KGB-Clowns, Prasanna Rao und Akteure des aktuellen Programms, Eckard von Hirschhausen als Moderator und das Orchester des Wintergartens, die Melody Makers und das Savoy Dance Orchestra.

    Wintergarten-Gründer Peter Schwenkow zauberte ein Kaninchen aus der Kiste und schnitt im Foyer die Geburtstagstorte an, dann wurde bis in den Morgen im Haus und auf der Potsdamer Straße gefeiert.

    Neue Premieren stehen bevor: Im Tipi gastiert noch im Oktober der Cirque Invisible von Victoria Chaplin und Jean Baptiste Thierrée, das Chamäleon-Varieté veranstaltet den Bitburger Nachwuchs Varieté-Preis 2002 und zeigt ab 17. Oktober das neue Programm „Piraten“, u.a. mit Hacki Ginda und vielen Artisten.

    Die Urania-Varieté-Serie von Erich Richter wird mit der 240. und 241. Show vom 4. – 11.11. und vom 6. – 13.3.2003 weitergeführt, und der Wintergarten hatte mit der vierten Hommage-produktion „Sterne des Varietés IV – gewidmet Charlie Rivel“ am 14. November Premiere.

    Weihnachtsprogramme für Kinder gibt es im Chamäleon, im Wintergarten und im Friederichstadtpalast, der außerdem seine jährliche Weihnachtsrevue produziert, in diesem Jahr mit Gayle Tufts.

    Redaktion: Dietmar Winkler

     

    2002-12-15 | Nr. 37 | Weitere Artikel von: Dietmar Winkler