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  • Themen-Fokus :: Comedy

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    „Yes I can“ – ein Deutscher Comedian in New York

    Hallo,

    ich bin Lars Hohlfeld, Komiker und Autor. Meine Englischkenntnisse reichten gerade aus, um ein DVD-Cover zu lesen, als mir die Idee kam, in die Hauptstadt der Comedy Clubs zu reisen, um mal zu sehen, ob und was funktioniert. Und es wurde aufregend – sehr aufregend: Nachdem ich per E-Mail etc. einige Gigs vereinbart habe, stehe ich nun also hier: Mitten im „Big Apple“, geblendet von amerikanischen Scheinwerfern, und frage mich gerade, warum ich das eigentlich mache. Und die Antwort ist ganz einfach: Spaß! Es ist der Spaß an der Herausforderung. Ob man einen Marathon läuft, einen Sechstausender besteigt oder ein 9.000er-Puzzle in Uni-Grün legt – jedes Mal geht es um das Glücksgefühl, wenn man es geschafft hat. Aber was ja jetzt viel wichtiger ist: Hat das Publikum auch ein gewisses Glücksgefühl? Nach fünf Minuten stecke ich das Mikrofon zurück in das Stativ und verabschiede mich von den Leuten mit „Thank you“. Und dann ich höre Applaus. Sie klatschen und durchsetzen das Ganze mit Pfiffen und so. Mein erster, richtiger, amerikanischer Applaus! Schön, oder wie ich gerade denke: „Geil! Geil! Geil! Geil! Geil!“

     

     Clownschule Uli TammElf Auftritte in neun Tagen

    Ich hatte elf Auftritte in neun Tagen, von denen ich einen wegen Feigheit habe ausfallen lassen. Leider ist ein Abend mit zwei Auftritten flöten gegangen, weil sich zu wenige Leute für die Show angemeldet hatten. Sehr schade, aber so etwas passiert selbst in New York. Man kann eben auch in dieser Stadt sehen, welcher Club seine Hausaufgaben macht und welcher nicht. Bei den einen ist die Hütte voll und die anderen machen halt eben gelegentlich mal auf. Es ist so wie bei uns in Deutschland.

     

    Was habe ich gelernt?

    Ich habe sehr viel von den Shows gelernt. Eines ist mir bei den ganzen Künstlern, die ich gesehen und mit denen ich gesprochen habe, aufgefallen: Wir Komiker hier in Deutschland müssen uns überhaupt nicht vor irgendjemandem verstecken. Wir haben einen tollen Humor! Unsere Sprache ist für Comedy leider etwas hölzern und sehr präzise. Aber es ist unsere Muttersprache und die meisten von uns haben sie ja auch ganz gut im Griff. Dennoch, die Amerikaner haben etwas seit Jahrzehnten kultiviert, was bei uns in Deutschland dank NightWash, dem Quatsch Comedy Club und unzähligen offenen Bühnen gerade erst im Aufbau ist. Es ist diese Haltung, die den Zuschauern vermittelt: Ich mach das mal ganz locker, ich beziehe euch mit ein, lasst uns einfach Spaß haben, ich habe ihn jedenfalls – Stand-up-Comedy eben und ein Live-Erlebnis. Das ist in New York prima. Und dort geht das auch. Die Leute gehen in so einen Comedy-Abend, um, man soll es kaum glauben – Spaß zu haben! Sie lachen dann auch und rufen an den richtigen Stellen rein. Wir sprechen hier scherzhaft von einem „Profi-Publikum“.

     

    Unterschiedliche Comedy-Kultur

    In Deutschland haben wir immer noch sehr stark die Theaterstruktur: Da vorne ist der Künstler, hier ist das Publikum, dazwischen ist die vierte, unsichtbare Wand, und wenn alles vorbei ist, dann klatschen wir auch noch eine Zugabe heraus. Aber das ist in Ordnung, das ist eben unsere gewachsene Kultur. Doch ich meine, was spricht dagegen, noch weiter zu wachsen?

    Andererseits sind viele US Kollegen etwas unpräzise – eben diese Eigenschaft, die bei uns in Deutschland extrem wichtig ist. Die könnten sich von uns und der hohen Gagdichte unserer Künstler eine Scheibe abschneiden. Ich habe in den Clubs Künstler gesehen, die zwar unglaublich sympathisch waren, aber kaum einen Gag hatten. Und das waren Profis. Aber das Publikum war trotzdem gut drauf. Also ist auch nicht alles reines Gold, was in New York glänzt, und eine Mischung aus beiden Kulturen scheint mir persönlich der richtige Weg zu sein. Für mich zumindest kann ich die immer wieder aufkommenden Fragen jetzt objektiver beantworten: Ist Comedy in Deutschland am Ende? Nein, sie fängt gerade erst an. Sind die Komiker aus England und den USA, die wir hier so bewundern, nicht viel lustiger als wir? Nein, sie sind nur anders und dadurch interessant. Und: Können wir auf unseren Humor in Deutschland stolz sein? Und da möchte auch ich diese oft bemühte Phrase zitieren: „Yes we can! We can can!

     

    Fazit

    Wir haben hier viele tolle Komiker und Comedians. Leider bietet das Fernsehen nicht ganz die optimale Plattform, dies auch zu zeigen. In Live-Shows sieht alles völlig anders aus. Also rein da! So ein Comedy-Abend ist nun mal ein genialer Startschuss in ein tolles Wochenende: Man sieht sich einen Künstler oder eine Show an und geht danach gut gelaunt und immer mit einem Sack voller Themen in der Tasche feiern. So macht Comedy Spaß, locker und ungezwungen von beiden Seiten. Ist ja auch logisch, ich meine, Sex wird ja auch erst dann richtig schön, wenn beide Spaß haben ....

    New York werde ich auf jeden Fall wieder besuchen. So eine Tournee ist eine tolle Erfahrung und ich kann das jedem Kollegen nur empfehlen. Es waren zwei Wochen, die ich als sehr, sehr anregend empfunden habe, oder, wie ich eigentlich denke, sie waren „Geil! Geil! Geil! Geil! Geil!“

    Aktualisierte Infos auf der Homepage: Lars Hohlfeld


    AdNr:1007  ArtNr:1068

    2009-09-15 | Nr. 64 |