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    Krise, Kreise, weites Feld

    Wer redet heute schon nicht von Krise. Da ist wenig Geld und viel zu verkaufen. Die Auslastung in den Kabaretts im Osten lässt manche Betreiber verdrießlich aussehen. Andere können einfach nicht klagen. Vermutlich liegt das aber nicht nur am festsitzenden Geld der Besucher, sondern auch an den angebotenen Programmen. Es ist ein weites Feld. Richtig hat die Krise aber doch zugeschlagen, denn in diesem Jahr wird es keinen Cabinet-Preis geben. Und zu vermuten ist, dass dies nicht nur ein Pausieren sein wird. Die organisierende Agentur Scholz & Friends kann zurzeit einfach keine Sponsoren finden. Im letzten Jahr hatte sich Reemtsma zurückgezogen, sodass die Agentur den Cabinet-Preis unter dem Titel Nachwuchspreis mit schmalem Budget veranstalteten musste. Ein zweites Mal war das aber nicht möglich. Mit anderen Worten: Ein renommierter Preis sucht einen Sponsor.

    Der Preisträger 2007, das Ensemble Weltkritik, hat im Juni sein zweites Programm mit Titel „Talentefest“ vorgestellt. Die Erwartungen waren groß, doch die hat die Gruppe mit Leichtigkeit erfüllt. Wieder hat man einen Rahmen gesucht und sich für ein Talentefest entschieden. In Krisenzeiten muss man alle Fähigkeiten zusammennehmen, um überstehen zu können. Bettina Prokert und Maxim Hoffmann arbeiten assoziativ und setzen gezielt Kontraste. Natürlich ist das Programm politisch, nur eben nicht so, wie man das von der älteren Kabarettistengeneration gewohnt ist. Vom Duo kommt nicht der direkte Frontalangriff mit Name und Hausnummer; sie bewahren sich die Leichtigkeit der Ironie und der Parodie. Wobei sie nicht Politiker an-, sondern das, was diese angerichtet haben, aufgreifen.

    Das Programm „Bühnenarrest“ von der Schwarzen Grütze muss noch nachgetragen werden. Es hatte bereits Ende Januar im Leipziger academixer-Keller Premiere. Dem Potsdamer Kabarett geht es vor allem darum, Geschichten zu schaffen, die Zeitgeschehen im Kleinen wie im Großen auf skurrile Weise illustrieren. Die zu erfinden, bereitet Stefan Klucke und Dirk Pursche diebische Freude. Man erlebt eine entspannte Bühnenplauderei, bei der das Publikum immer mittendrin ist. Und sie schaffen eine heitere Atmosphäre, in der sie einfach nichts falsch machen können. Wohlgemerkt, ihre makabren Lieder erzählen weniger von geschlachteten Tanten oder vergifteten Tauben; vielmehr greifen sie ins heutige Alltagsgeschehen und skizzieren, was alles daraus entstehen kann. Ein grandioses Programm.

    Das neue Programm von SanftWut heißt „Hör nicht auf Deine Frau – mit Ramba, Samba und Holadrio“, und ist eine künstlerische Bilanz. Im nächsten Jahr wird das Leipziger Kabarett sein 20-Jähriges feiern und damit fangen sie jetzt schon langsam an. Uta und Ingolf Serwuschok sowie Thomas Störel haben ihre besten Lieder zu einem Programm zusammengestellt und mit Unterstützung von Keyboarder Knut Ratzlaff auf die Bühne gebracht. Was das Kabarett künstlerisch in zwei Jahrzehnten geleistet hat, zeigt das neue Programm. Sie spotten mit Freude. Das ist die Art des Hauses, die sich schon zu Beginn abgezeichnet hat. Politische Absichten hegen sie immer, ihr Spaß ist deftig und volksverbunden. Etwas schwarz, etwas politisch, etwas gemein sind die SanftWuts. Sie spielen mit ihrem Publikum eine Art Neckspiel. Manchmal geben sie sich ostalgisch, im nächsten Moment machohaft, und später frönen sie dem Klamauk. Und bei allem spielen Spott und Ironie mit. Im Ganzen ist das Kabarett ein Notpflaster für den vom Alltag gebeutelten kleinen Mann oder natürlich auch die Frau.

    Ein fester Punkt in der September-Ausgabe von TROTTOIR ist der Bericht aus dem Osten über die bevorstehende Lachmesse, 2009 geht sie vom 15. bis 25. Oktober. Das Erste Deutsche Zwangsensemble wird zur Eröffnung den Lachmessepreis Leipziger Löwenzahn für das beste Programm 2008 überreicht bekommen. Und dann werden sich über 160 Künstler die Klinke in die Hand geben. Zum Beispiel die Distel, das Düsseldorfer Kom(m)ödchen, die Magdeburger Zwickmühle, Venske & Busse alle mit brandneuen Programmen … dazu kommt dann ein großer Reigen an Solisten, von der urkomischen Anke Geißler und dem skurril-politischen Holger Paetz oder dem Komödianten Tom Pauls über den nicht kleinzukriegenden Sigi Zimmerschied, auch die Schwarze Grütze ist dabei sowie der Wortklauber Martin Buchholz, bis hin zum grandiosen Werner Koczwara, oder dem gewieften Geschichtenerzähler Jochen Malmsheimer. Selbst die junge Generation ist gut vertreten. Tobias Mann zum Beispiel, Marco Tschirpke zusammen mit Sebastian Krämer und Florian Schroeder oder Christoph Sieber.
    Das ganze Programm kann man unter http://lachmesse.de/ finden.

    Redaktion: Harald Pfeifer

     

    Premieren-Termine:

    08.09. Magdeburger Zwickmühle: „Platz an der Tonne“

    16.09. Nach Hengstanns, Magdeburg: „Ein Dummer, zwei Gedanken“

    07.10. Leipziger Pfeffermühle: „Krötenwanderung“

    24.10. Die Arche, Erfurt: „Superhammermegacool“

    29.10. Chemnitzer Kabarett: „Rubbellos ins Glück“

    08.11. Leipziger Pfeffermühle, Lothar Bölck: „Salto Fatale“

    20.11. Breschke & Schuch: „Striezelmarktwirtschaft – Jahresendabrechnung 2009“

    2009-09-15 | Nr. 64 | Weitere Artikel von: Harald Pfeifer