Unter dem Motto „Man wir ja auch mal Lachen müssen“ lud Betroffenheitslyriker Olaf Schubert vom 19. bis -22. März zum großen Klassentreffen der deutschen Comedyszene ein - den 1. Dresdner Humorfestspielen der HumorZone 2015. Schön war, dass man auch mal Acts sehen konnte, die nicht nur dem Mainstream des deutschen Fernsehens entsprechen. Es gab auch Platz für außergewöhnliche Humorkünstler wie Anton Grübener, Kay Ray, Konrad Stöckel oder auch Bürger from the Hell.
Circa 1000 Zuschauer fanden den Weg in den alten Schlachthof in Dresden zur Abschlussgala.
Christian Meyer (Bild) im Blümchenanzug hatte 15 Minuten Zeit, das Publikum an zu heizen. Olaf Schuberts Moderation begann mit statistischen Meldungen rückblickend auf das 4 – tägige Festival. Es gab 1.900 Pointen, über 1.800 wurde gelacht – die restlichen 100 brauchten ein bisschen länger. 20 % der Pointen waren geschlechtsspezifisch, 30 % politisch und 50 % unter der Gürtellinie.
Torsten Sträter, der so liest wie Bruce Willis aussieht, läutete die Show als erster Gastkünstler mit der Entschuldigung ein, dass er kein politisches Kabarett machen wird. Ihm ginge es um die soziologischen Aspekte seines Lebens. Deshalb habe er sich ein 84 Zoll Fernseher gekauft, der von 8 Personen angeliefert wurde und so groß wie Hessen sei. Wetter kann er nicht mehr gucken – ist ja nun in Originalgröße.
Rainald Grebe kam im rosa Tü-Tü - einfach über die Hose gezogen und gab ein 7-minütiges Klatsch-Medley mit dem Intro: “Ich bin Stefanie Hertl. Wir feiern heute 800 Jahre 4/4 Takt. Ah ja der 4/4 Takt hat mir in mein Hirn gekackt.“ Zum Ende hin hat die Band einen Tusch gegeben.
Für den politischen Teil des Abends hielt Dietmar Wischmeyer eine satirische Ansprache und Rede an einem Pult mit Deutschlandflagge. Er wies darauf hin, dass der gemeine Deutsche sich nicht mehr für die Politik interessiere. Unserm Volk ginge es zu gut. 38 % von uns machten sich eher Gedanken darüber, dass der Milchaufschäumer nicht richtig funktioniere. Unsere große Stärke sei das Jammern.
Dann kam jemand worauf alle gewartet haben. Gott persönlich. Die goldene Stimme aus Prag. Karel Gott sang „vergiss nicht, dass jemand da ist, der dich liebt“. Und Olaf Schubert kam dazu und sang mit. Was für ein schönes Duo.
Nach dem Lied war es noch nicht vorbei. Mit Spannung erwartet wurde die Verleihung der neu geschaffenen Auszeichnung "Der Güldene August in Holz" an ein vielversprechendes Nachwuchstalent. Sechs Nachwuchstalente können hier zeigen, was sie drauf haben. Olaf Schubert beauftragte Herrn Gott persönlich dazu, den Newcomerpreis „Der güldener August in Holz“ an Nerdprinz Maxi Gstettenbauer zu übergeben. Der freute sich, wie ein Prinz sich nur freuen kann. Der Preis war dotiert mit 1000,- €. Dazu gab es einen Auftritt bei der MDR Sendung „Comedy mit Karsten“.
Leicht überrumpelt, aber im Rausch eines Gewinners, startete Maxi Gstettenbauer seinen Teil des Abends. Er stellte sich mit Maximilian Ronald Alfons Gstettenbauer aus Niederbayern vor und erklärte dem Publikum, warum und woher er die drei Vornamen hat. Das er Niederbayer sei, dafür kann er nichts. Er war schon beim Logopäden, der einfach nur bestätigte „Jo, du bist kaputt.“ Vor seiner Comedy Karriere war er Videospieletester. Ein Beruf, der für viele als cool angesehen wird. Dabei wird vergessen, dass man als Tester alle Spiele spielen muß – auch Barbies Reiterhof. Barbies Reiterhof: es gibt nur zwei Pferde, null Spieleerlebnis, also ein Bildschirmschoner, den man selber bedienen muss.
Eine runde Nummer, ein guter Abgang. Vielleicht kommt er wieder und bekommt den Preis für's Lebenswerk. Das wäre dann der „goldene Herbst“, so Schubert.
Dann kam ein Künstler, den das Publikum so nicht erwartet hat. Scharf wie Rettich, spitz wie Möhre trat Bürger from the hell in den Saal. Schüchtern, aber dennoch mit der Aura eines Psychopathen startete er sofort seinen Song „No money, no bunny“. Der offizielle Mitmachteil war ein einmaliges Gegröle des Publikums. So dass man das auch schnell abhaken konnte. Mit dem Techno „Hit the Beat to the Groove“ brachte er das Publikum zum jubeln. Ein Schlußintro mit der Band zusammen folgte was dem ganzen einen runden Abgang verlieh. Bürger from the hell – wahrlich ein Typ der mit seiner Gitarre geboren wurde.
Özcan Cosar kam auf die Bühne und lobte Dresden von seiner Schönheit her. Allerdings bemängelte er die derzeitige PEGIDA. Die jämmerlichen Gestalten, die Angst vor der Islamisierung des Abendlandes haben. Er gründet demnächst auch eine Organisation: ÖZWISESOZU – Özcan will seinen Solidaritätszuschlag zurück. Er erklärte dass die Türken kein Weihnachten feiern, weil zu wenig Drama in den Weihnachtsliedern steckt. Ansonsten brauchen die Türken nur zwei Buchstaben für Ihre Lieder A und O. Özcan Cosar – ein aufstrebender Stern am Comedy Himmel.
Der wohl bekannteste Wortakrobat aus Bayern, Willy Astor kam mit seiner Gitarre auf die Bühne. Startete auch mit Lobhudelei an den Osten. Erzählte, dass er gerade aus Halle käme. Er sei ja oft im März in Halle. Er liebe Halle. Mehrzweckhalle. Ohne Wortspielereien kann der Mann nicht. „Oh romadur, oh romadur – du stinkst vom Kühlschrank bis in den Flur“. Ein Knallertyp. Man ist immer wieder verblüfft über diesen Mann. Er gibt dem Publikum eine andere Art des Lachens, da man die Wortspiele nicht immer im Laufe des Geschehens erahnen kann, sondern sie meist erst am Ende versteht.
Den Schlussakkord setzte der bunte Vogel aus Hamburg – Kay Ray (Bild). Die Ikone aus dem Schmidttheater. Er startete mit dem altbewährten Witz „was passiert, wenn man einen Atheisten mit einem Zeugen Jehova kreuzt? - Da ham se dann jemand, der grundlos an der Haustür klingelt.“ Er erzählte über Menschen, die keine Hilfe leisten, sondern nur weg schauen. Es mangele den meisten an Zivilcourage. Es war doch sehr eindrucksvoll. Er brachte wieder einen anderen wichtigen Aspekt in die Show, der gut zum Schluss passte.
Eine sehr schöne Gala und ein Festival, dass wirklich mal bunt gemischt war und viele Genre's der Kleinkunst auf zeigte.
Auch 2016 wird es eine weitere HumorZone geben 10.-13.03.2016.
Weitere Infos: HumorZone.de
Redaktion: Jenny Genzke
2015-03-31 | Nr. 86 | Weitere Artikel von: Jenny Genzke