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  • Szenen Regionen :: Hamburg

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    So richtig richtig isses eigentlich nie

     

    Es gibt sie auch dieses Jahr wieder – die Kabarettwochen im Bergedorfer Theater Haus im Park. Nach Konrad Beikircher, Florian Schröder, Ingolf Lück, Stefan Jürgens, Dieter Hallervorden und Herrn Holm gastiert dort noch am 9. April Thomas Freitag mit seinem Solo „Die Angst der Hasen“. Das alles ist keine Selbstverständlichkeit, hat doch die Hausbesitzerin, die Hamburger Körber-Stiftung, ihr erfolgreiche Bühnen-Projekt erst Mitte 2007 aus stiftungsstrukturellen Gründen aufgegeben.

    Clown Theater Gina GinellaDer als Organisator hochrangiger Staatstheater-Gastspiele renommierte Leiter Nikolaus Besch hatte die Kabarettwochen 1997/98 gegründet und für nahezu vollständige Platzausnutzung des 470-Sitze-Theaters gesorgt. Eine Alternative zu zeitgenössischen Komödien wollte Besch damals schaffen. Entsprechend dem Profil der gesellschaftlich engagierten Stiftung lud er meist hochkarätige Polit-Kabarettisten wie Gerhard Polt, Georg Schramm oder Urban Priol ein.

    Das Konzept des Nachfolgers Stäitsch Theaterbetrieb GmbH setzt dagegen zusätzlich auf pure Unterhaltung: „Alles soll Stil, Unterhaltung und Niveau haben – aber aus Kabarett, Comedy und Komik“, sagte Gastspielmanager Peter Offergeld gegenüber Trottoir. „Nach wie vor präsentieren wir Stars, die in Hamburg sonst kaum auftreten.“ Der 38-jährige frühere Leiter des Kölner Gloria-Theaters profitierte bereits bei seiner aktuellen Programmgestaltung von alten Kontakten. Ein Wunsch Offergelds wird sich jedoch nicht leicht erfüllen: „Bergedorf, nur 21 S-Bahn-Minuten vom Hauptbahnhof entfernt, sollte von den Hamburgern endlich als Hamburg wahrgenommen werden.“

    Von 1999 bis vor gut einem Jahr war er eine der beiden dem eigenem Geschlecht tief in die Seelenabgründe blickenden, sehr beliebten Männergestalten. Und noch immer führt er sein bereits 1984 gegründetes Figuren- und Kindertheater Holzwurm: Jens Heidtmann, der wie Ex-Partner Detlef Wutschik (wir berichteten) nun eigene Wege geht. Dabei bleibt der 50-Jährige seinem bisherigen Schaffen durchaus treu. Auch bei seiner Solo-Premiere „Da kann man nichts machen“ im gut gefüllten Stadtteil-Kulturzentrum goldbekHaus bot der Künstler Satirisches samt Puppen. Mit Fönfrisur, breitem Schlips und Glitzerjackett gab er „Wilfried Putensen“, kulturelle Ein-Euro-Kraft in Blökenhusen an der Hupe – aufgelockert durch Werbeblöcke für Einrichtungen dieser nicht untypischen norddeutschen Kleinstadt. Heidtmann nahm Vetternwirtschaft und Beschränktheiten auf’s Korn, indem er den kontaminierten Badesee, Kaninchen, die im Hitlerjargon „für die Zukunft der weißen Rasse“ einen dunklen Artgenossen niedermachen sowie ein „Camp für Schwererziehbare nach amerikanischem Vorbild“ mit Spott und Spiel in charakteristischer Weise vorstellte. Fazit: „So richtig richtig isses eigentlich nie.“ Die Fans verstanden und amüsierten sich prächtig.

    Erwartungsgemäß rappelvoll waren die Fliegenden Bauten, als Atze Schröder dort sein neues Live-Programm „Mutterschutz“ ausprobierte. Nachdem Heintjes „Mama“ und Händels „Halleluja“ endlich verklungen waren, ließ sich der Porschefahrer mit geiler Frisur, der „immer kann“, als ewige Ruhrpott-Quasselstrippe über die Eva Hermans und die van der Leyens, die Lothar Matthäus und die Naddels dieser Welt aus. Beileibe nicht nur respektlos und unter der Gürtellinie, sondern durchaus liebenswert selbstironisch: „Die Jacob-Sisters – vier Frauen, die auf Kinder verzichten und stattdessen Pudel züchten. Genau wie meine Mutter.“ Bevölkerungspolitisch wertvoll, ermutigte Schröder seine Anhänger zur Fortpflanzung. Ein Abend für Freunde unverwüstlichen Proleten-Charmes, den man mögen kann, aber nicht wirklich rezensieren muss. Das Publikum jubelte und Atze, die eingetragene Wortmarke, strahlte.

    Und noch eine weltbewegende Geschichte von der Elbe: „Hansens Taxi“ macht nicht nur den Kiez unsicher, sondern nun auch das weltweite Netz: Die beiden Betreiber und Brüder, Matthias Gräser und Carsten Brix, haben ihre 2006 aus Jux entwickelte Idee,

    in einem Taxi namens Knut Passanten und Autofahrer zu irritieren, auf Plattformen wie MyVideo.de in monatliche Internet-Seifenopern überführt und damit unter Insidern Kult-Status erreicht. Real-Comedy, die mittlerweile sogar auf den Philippinen angeklickt wird. Und als DVD ist „Hansens Taxi“ neuerdings auch zu haben.

    Redaktion: Ulrike Cordes

     

    Termine

    29.3. Jens Heidtmann, „Da kann man nicht meckern“,

    Motte, Ottensen, 20.30 Uhr

    29.3. Geburtstags-Gala, Gipfeltreffen des Kabaretts,

    Alma Hoppes Lustspielhaus

    31.3. Kabarett Alma Hoppe, „Alles bestens“,

    Alma Hoppes Lustspielhaus

    9.4.  Thomas Freitag, „Die Angst der Hasen“, Kabarettwochen Bergedorf,

    Theater Haus im Park

     AdNr:1096 

    2008-03-15 | Nr. 58 | Weitere Artikel von: Ulrike Cordes